Pressemitteilung | Deutscher Bauernverband e.V. (DBV)

Ernte 2000: Bauern bangen um die Früchte ihrer Arbeit

(Bonn) - Vier Wochen Regen lassen die Bauern um ihre Ernte fürchten. Bedingt durch die anhaltenden Niederschläge weist die Getreideernte mittlerweile einen deutlichen Rückstand auf. In fast allen Regionen steht der überwiegende Teil des Getreides noch zur Ernte an; vielfach konnte mit der Ernte noch gar nicht begonnen werden, was insbesondere für den Weizen zutrifft. Schon jetzt steht fest, dass das schlechte Erntewetter zu Einbußen beim Ertrag und bei der Qualität geführt hat. Auf Grund der unerwartet schlechten Sommerwitterung geht der Deutsche Bauernverband (DBV) davon aus, dass das vorjährige Ergebnis der Getreideernte in Höhe von 44,4 Millionen Tonnen trotz der Flächenausdehnung voraussichtlich nicht erreicht werden kann.

Hinzu kommen die Kosten für den Landwirt durch die notwendige Trocknung des Getreides, die allein 10 - 20 Prozent des Erzeugererlöses ausmachen, in Einzelfällen auch mehr. Besonders misslich ist die von der EU-Kommission für 2000 vorgenommene Verschärfung der Interventionskriterien. Der DBV bekräftigt seine Forderung an die EU-Kommission, den für die Intervention gültigen Höchstfeuchtegehalt wieder auf 15 Prozent anzuheben. Diese Entscheidung muss jetzt schnell getroffen werden, wenn sie den Landwirten noch in der Ernte helfen soll.

Hart getroffen hat der diesjährige Witterungsverlauf die Landwirte in den neuen Bundesländern. Dort blieb in der Hauptvegetationszeit Mai und Juni der Regen völlig aus. Die anhaltende Trockenheit hat das Getreide schneller als üblich abreifen lassen und gebietsweise zur Notreife geführt. Auf den vorherrschenden leichten Standorten, ganz besonders in Brandenburg und den angrenzenden Regionen müssen die Landwirte Trockenschäden verkraften, die sich jetzt nochmals durch die schlechten Erntebedingungen erhöhen. Die betroffenen Landesbauernverbände verhandeln bereits mit Unterstützung des Deutschen Bauernverbandes über Hilfsmaßnahmen für dürregeschädigte Betriebe, um die Liquidität der Betriebe zu gewährleisten. Die landwirtschaftliche Rentenbank hat zu diesem Zweck ihr Kreditprogramm für die Beschaffung von Betriebsmitteln und Wirtschaftsgütern geöffnet.


Wintergerste

Bedingt durch die Regenfälle konnte noch nicht einmal die Wintergerste vollständig abgeerntet werden. Restbestände stehen noch in den
Mittelgebirgslagen. Die Erträge liegen meist unter dem Vorjahresniveau, wobei erhebliche regionale Unterschiede festzustellen sind. Die Spanne
reicht von Erträgen auf dem Vorjahresniveau in Bayern bis zu 50 Prozent Ertragsausfall in den von der Dürre besonders betroffenen ostdeutschen
Gebieten. Trotz Ausdehnung der Fläche um 6 Prozent wird die Wintergerstenernte ihr Vorjahresergebnis voraussichtlich nicht erreichen.

Der Markt hat sich inzwischen stabilisiert. Die Erzeugerpreise liegen in einer Spanne zwischen 17 und 21,50 D-Mark je Dezitonne, tendenziell im
Norden und Osten etwas höher als in den übrigen Gebieten. Die gegenüber dem Erntebeginn festeren Preise sind auf die zunehmende Nachfrage auf Grund der voraussichtlich niedrigeren Ernteerwartung und der regenbedingten Verzögerung der Gesamternte zurückzuführen.


Sommergerste

In Bayern, dem größten Anbaugebiet, konnte die Sommergerste bisher zu 50 Prozent eingebracht werden. Die Erträge liegen um etwa 10 Prozent unter dem Vorjahr. Ursache hierfür ist der vegetationsbedingt höhere Anteil kleinkörniger Ware. Die Nachfrage nach Braugerste ist groß, da die
Anbaufläche in Bayern gegenüber dem Vorjahr um 19 Prozent und gegenüber dem 5-jährigen Durchschnitt um 22 Prozent eingeschränkt wurde. Die Erzeugerpreise bewegen sich zwischen 24 und 28 D-Mark je Dezitonne und damit in der Tendenz über dem Niveau der Vertragsware.

In den übrigen süddeutschen Anbaugebieten konnte erst ca. 20 Prozent der Ernte eingebracht werden, im Norden und Osten wurde allenfalls begonnen Bundesweit wurde die Fläche gegenüber dem Vorjahr um 26 Prozent und gegenüber dem 5-Jahres-Durchschnitt um 17 Prozent verringert.


Raps

Nach der Wintergerstenernte ist die Rapsernte am weitesten fortgeschritten. Die Bestände sind reif, die Schoten platzen auf, der Drusch muss schnell erfolgen, sonst drohen weitere Ertrags- und Qualitätseinbußen. Etwa Dreiviertel der Bestände sind geerntet mit Erträgen, die das
Vorjahresniveau um etwa 20 Prozent unterschreiten. Auch beim Ölgehalt wird aus vielen Regionen von einem leichten Rückgang berichtet. Die
Erzeugerpreise schwanken zwischen 32,00 und 36,50 D-Mark je Dezitonne. Mit 34,00 D-Mark je Dezitonne im Durchschnitt liegen sie um etwa 5,00 D-Mark je Dezitonne über dem vergleichbaren Vorjahresdurchschnitt. Die Anbaufläche wurde um 9 Prozent verringert.

Ein besonderes Problem stellt auf Grund des unerwarteten Ertragsrückganges die Erfüllung der Vertragsverpflichtung für den Non-Food-Raps dar. Die aus Kontrollgründen eingeführten so genannten repräsentativen Regionalerträge wurden bereits im Juni von den zuständigen Landesbehörden festgesetzt und tragen daher dem unerwartet schlechten Juli-Witterungsverlauf nicht Rechnung. Hier erwartet der Deutsche Bauernverband eine Korrektur.


Roggen

Roggen reagiert ganz empfindlich auf den Witterungsverlauf in den letzten zwei bis drei Wochen vor der Ernte, so dass hier erhebliche
Qualitätseinbußen befürchtet werden müssen. Regen und Lager verschlechtern die für die Brotherstellung wichtigen Fallzahlwerte als Kriterium für die Stärkequalität und begünstigen den Auswuchs der Körner in der Ähre. Regional werden bisher schlechtere Fallzahlen im Südwesten festgestellt. Dort ist die Ernte etwas weiter fortgeschritten. Vom weiteren Ernteverlauf wird es abhängen, ob die Anschlussversorgung der Roggenmühlen aus der Ernte sichergestellt werden kann. Ein Versorgungsengpass für die Verbraucher ist jedoch nicht zu befürchten, da notfalls auf die EU-Interventionsbestände zur Aufmischung des Erntegutes zurückgegriffen werden kann. Auch die Anbaufläche ist etwa 12 Prozent größer als im Vorjahr.


Weizen

Auf Weizen entfällt 42 Prozent der deutschen Anbaufläche; die Ernte hat dort gerade erst begonnen. Lediglich in der Rheinebene konnten etwa 50 Prozent der Felder geräumt werden. Für Aussagen über die Qualitäten und die regionalen Unterschiede ist es noch zu früh. Ein Markt konnte sich ebenfalls noch nicht entwickeln. Die Weizenfläche haben die Erzeuger gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent erhöht. Die Getreidefläche insgesamt wurde um 6 Prozent ausgedehnt.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV) Godesberger Allee 142-148, 53175 Bonn Telefon: 0228/81980 Telefax: 0228/8198205

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