Pressemitteilung | Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Erste Bilanz der EU-Osterweiterung: Importe der neuen Mitgliedsländer aus der Eurozone gewinnen an Bedeutung

(Berlin) - Die EU-Osterweiterung hat zu einem stärkeren Handel zwischen den Mitgliedsstaaten und den Ländern der Eurozone geführt. In seinem aktuellen Wochenbericht 20/2005 zieht das DIW Berlin eine erste Bilanz der EU-Osterweiterung. Danach haben in Folge des Beitritts vor allem die Länder der Eurozone von der neuen Situation profitiert. Während der Anteil der Eurozone an den Importen stieg, wurden die Exportaktivitäten der Beitrittsländer eher durch die schwache Nachfrage in der Eurozone gebremst. Mit dem Beitritt zur EU wurde zudem festgelegt, dass die neuen Mitgliedsländer bei Erfüllung der Konvergenzkriterien der Eurozone beitreten müssen. Das DIW Berlin geht daher davon aus, dass Litauen 2006 den Euro einführen wird, die meisten anderen Beitrittsländer werden wohl erst 2008/2009 so weit sein.

Auch im Jahr ihres Beitritts wiesen die neuen EU-Mitglieder eine kräftige gesamtwirtschaftliche Dynamik auf, die gesamtwirtschaftliche Produktion wuchs real um gut 5 Prozent. Damit hat sich der Konvergenzprozess im Hinblick auf die Pro-Kopf-Einkommen innerhalb der heutigen EU-25 fortgesetzt, die ihr Bruttoinlandsprodukt um lediglich 2,3 Prozent im Jahr 2004 steigern konnten. Bemerkenswert ist indes, dass es im Zuge der EU-Osterweiterung offenbar zunächst nicht zu dem von vielen erwarteten besonders kräftigen Wachstumsimpuls für die Beitrittsländer kam; vielmehr hat sich dort das gesamtwirtschaftliche Tempo in der Zeit nach dem Beitritt vielfach sogar abgeschwächt, ist aber immer noch hoch. Ursächlich dafür dürfte gerade die nach dem Beitritt stärker gewordene Handelsverflechtung zwischen den Ländern der Eurozone und den neuen Mitgliedsländern gewesen sein. Während die neuen Mitgliedsländer mit einer relativ schwachen Nachfrage aus der Eurozone konfrontiert waren, konnten die Länder der Eurozone ihrerseits von der insgesamt kräftigen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in den neuen Mitgliedsländern sowie von den handelsumlenkenden Effekten des Beitritts profitieren; der Anteil der Importe, die aus diesen Volkswirtschaften bezogen werden, ist gestiegen. Zugleich nahm der Handel der Beitrittsländer mit Nicht-EU-Staaten spürbar ab.

Bisher erfüllt lediglich Litauen die Konvergenzkriterien für einen Euro-Beitritt, muss allerdings noch die für den rechtlichen Rahmen erforderlichen Änderungen durchführen. Da sich Litauen bereits am 27. Juni 2004 dem Wechselkurmechanismus WKM II angeschlossen hat, kann es schon Mitte 2006 der Eurozone beitreten und die Gemeinschaftswährung einführen. Zwar sind mit Estland und Slowenien derzeit zwei weitere Länder Mitglieder des WKM II, jedoch erfüllen sie die Konvergenzkriterien zurzeit nicht. Alle anderen Länder planen einen WKM-II-Beitritt für 2006/2007, was einen frühest möglichen Beitritt zur EWU in den Jahren 2008/2009 bedeutet. Hier ist noch zu beachten, dass Ungarn und Polen neben den rechtlichen Voraussetzungen und der Mitgliedschaft im WKM-II-Mechanismus auch drei der Konvergenzkriterien nicht erfüllen.

Seit der Erweiterung am 1. Mai 2004 gehören acht vormals sozialistische Länder - Estland, Lettland, Litauen, Polen, die Tschechische Republik, die Slowakische Republik, Ungarn und Slowenien - der Europäischen Union an.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Königin-Luise-Str. 5, 14195 Berlin Telefon: 030/89789-0, Telefax: 030/89789-200

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