Experten aus Behörden, Wissenschaft und Industrie fordern mehr Augenmaß bei der Bewertung von Pflanzenschutzmitteln
(Frankfurt) - Ein ausreichendes Angebot an Pflanzenschutzmitteln wird es künftig in Europa nicht mehr geben. Darauf haben jetzt sieben führende Vertreter des Pflanzenschutzes aus Behörden, Wissenschaft und Industrie hingewiesen.
Auf der homepage der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (www.bba.de) bringen sie ihre "ernste Sorge" zum Ausdruck, dass damit auch die notwendigen Voraussetzungen gefährdet sind, den umweltschonenden Integrierten Pflanzenschutz zu praktizieren, der auf eine vielfältige Palette unterschiedlichster Produkte angewiesen ist.
Hohe Anforderungen an die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in Europa haben hohe Forschungskosten und Entwicklungszeiten von acht bis zwölf Jahren zur Folge. Zusammen mit Globalisierungseffekten bei den Herstellern führt dies dazu, dass sich die Wirkstoffpalette drastisch verringert. Wirkstoffe fehlen, so die Experten, bald nicht mehr nur für Pflanzenschutzmaßnahmen in kleinflächigen Kulturen wie dem Gemüse-, Obst- und Gartenbau. Auch bei Weizen, Raps oder Kartoffeln zeichneten sich Engpässe bei der Bekämpfung von Schadinsekten ab. Sollte diese Entwicklung anhalten, sei zu befürchten, dass die Landwirtschaft zum Teil den Weg in die Illegalität geht oder zur Aufgabe von ganzen Produktionszweigen gezwungen wird.
Zur Lösung der Probleme fordern die Unterzeichner des Papiers, das tatsächliche Risiko von Wirkstoffen und Produkten im Pflanzenschutz wieder mit Augenmaß zu beurteilen. Das erreichte Schutzniveau brauche dabei nicht gesenkt zu werden. Außerdem sollten langjährige Erfahrungen mit eingeführten Wirkstoffen angemessen berücksichtigt und die Bewertungen praxisnäher gestaltet werden.
Autoren des Positionspapiers sind Gerhard Bartels und Fred Klingauf, Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Braunschweig, Heinz-Wilhelm Dehne, Institut für Pflanzenkrankheiten der Universität Bonn, Georg Meinert, Landesanstalt für Pflanzenschutz, Stuttgart, Ralf Petzold, Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Bonn, Gerhard Prante, Aventis CropScience GmbH, und Helmut Wilhelm, Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, Mainz.
Quelle und Kontaktadresse:
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