Pressemitteilung | Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH)

Fachkräftegipfel: Der Kompass fehlt

(Berlin) - Die Bundesregierung berät am Mittwoch beim Fachkräftegipfel mit Vertretern von Wirtschaftsverbänden sowie Gewerkschaften über Wege zur Sicherung des Fachkräftebedarfs. Dazu erklärt Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH):

"Es ist vor dem Hintergrund des gewaltigen Transformationsdrucks und der für die Modernisierungsprozesse benötigten tausenden zusätzlichen Fachkräfte gut, dass die Bundesregierung den Fachkräftemangel explizit in den Blick nimmt und gemeinsam mit den Sozialpartnern nach Wegen sucht, wie der in den kommenden Jahren erhöhte Fachkräftebedarf gesichert werden kann. Richtigerweise hat die Regierung dazu ein Strategiepapier vorgelegt, das eine Vielzahl von Maßnahmen und Projekten enthält. Wichtig ist jedoch, dass eine Fachkräftestrategie eben nicht eine bloße Sammlung von Einzelprojekten ist, sondern vielmehr mittel- und langfristig konzipiert wird. Die bisherige Strategie lässt jedoch leider noch einen überzeugenden gesamtstrategischen Ansatz vermissen: Es fehlt der Kompass.

Aus Sicht des Handwerks müssen bestehende und erfolgreiche Initiativen wie die Allianz für Aus- und Weiterbildung viel stärker eingebunden und Handlungserfordernisse konkret benannt werden. Auch die Potenziale aus der Zuwanderung ausländischer Fachkräfte - gerade für kleine und mittlere Betriebe - müssen noch stärker betont werden. Vor allem fehlt im bisherigen Strategiepapier ein deutliches Plädoyer für eine Förderung der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Wir brauchen endlich eine echte Gleichwertigkeit. Dazu gehört eine gesetzliche Verankerung dieser Gleichwertigkeit, eine bessere Finanzierung unserer Berufsbildungsstruktur, deutlich bessere Berufsorientierungsangebote an allen Gymnasien bundesweit, eine Entlastung von Ausbildungsbetrieben und attraktive Angebote für Azubis - kurzum: Wir brauchen eine Bildungswende!

Nur wenn es gelingt, berufliche Bildung für junge Menschen wieder attraktiver zu machen, werden wir den Nachwuchs gewinnen können, den wir angesichts der gewaltigen Herausforderungen durch den Transformationsdruck auf die deutsche Wirtschaft und das Handwerk unbedingt brauchen. Allein im Handwerk fehlen aktuell schon über 250.000 Arbeitskräfte - Tendenz steigend. 125.000 Betriebe suchen in den nächsten fünf Jahren eine Nachfolge. Gleichzeitig steigt vor allem in den Transformationsbereichen - Klimaschutz, Energiewende, Infrastruktur oder Digitalisierung - der Bedarf stetig. So werden laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für die Vorhaben der Bundesregierung allein für den Klimaschutz und für den Wohnungsbau bis 2025 rund 400.000 zusätzliche Fachkräfte insgesamt benötigt."

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH) Pressestelle Mohrenstr. 20/21, 10117 Berlin Telefon: (030) 20619-0, Fax: (030) 20619-460

(mw)

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