Pressemitteilung | Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) e.V.

Food Porn": Heimliche Dickmacher oder Chance für eine gesündere Esskultur? / Kochshows im Fernsehen, Lebensmittelfotos in sozialen Netzwerken - tragen derartige Trends langfristig wirklich zu Übergewicht bei?

(Aachen) - "Food Porn - das dicke Ende kommt bestimmt". Unter diesem Titel greift die deutsche Tageszeitung "Die Welt" eine aktuelle Veröffentlichung der Universität Oxford zum Thema "visueller Hunger" auf (1). "Food Porn" ist dabei der Trend, Fotos von appetitlich hergerichtetem Essen in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. Die Kernaussage der Studie und des Artikels lautet: Durch die ständige Präsenz von schmackhaften Gerichten im Fernsehen oder in sozialen Netzwerken steige beim Betrachter das Hungergefühl und damit langfristig das Risiko für Übergewicht. Doch ist diese Befürchtung wirklich berechtigt? Zahlreiche neurobiologische Studien bestätigen, dass der Anblick von Lebensmitteln allein ausreichen kann, um im Gehirn Hungerareale zu aktivieren. Die Allgegenwärtigkeit von Essen - sei es in der Werbung, in den Auslagen der Lebensmittelgeschäfte oder in den zahlreichen Imbissständen - mag auf diesem Wege sicherlich für viele Gelüste verantwortlich sein. Doch die optischen Verlockungen in Kochshows und sozialen Netzwerken für die Gewichtsproblematik in unserer Gesellschaft mit verantwortlich zu machen, ist übertrieben. So sehr appetitliche Gerichte auch zum Essen verführen, so sehr können diese auf der anderen Seite auch eine bewusstere Esskultur fördern. Optisch ansehnliche Gerichte gibt es in keiner Tiefkühltruhe. Wer Gerichte à la Tim Mälzer oder Jamie Oliver möchte, muss entweder ein gutes Restaurant besuchen oder selbst den Kochlöffel schwingen. Das fördert die Kochkompetenz und den bewussten Umgang mit Zutaten. Wer das Gekochte dann noch liebevoll auf dem Teller drapiert, um es stolz seinen Freunden in den sozialen Netzwerken zu präsentieren, zelebriert sein Essen statt schnell nebenbei etwas zu verzehren. F! otos von Chipstüten, Fertigpizzen oder Burgerboxen sind eben kein Hingucker. Das fördert den Genuss der Mahlzeit und damit ein langanhaltendes Sättigungsgefühl. Zugleich können Bilder von bunt arrangiertem Obst und Gemüse oder leichten Gerichten auch bei Kindern und Salatmuffeln die Lust auf Gesundes wecken. Der liebevolle Umgang mit Lebensmitteln in Kochshows oder in der Fotografie kann eben auch eine Chance für eine bewusstere Esskultur bedeuten.

(1) Spence C et al.: Eating with our eyes: From visual hunger to digital satiation. Brain Cogn. pii: S0278-2626(15)30017-8: 2015

Quelle und Kontaktadresse:
Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention e.V. (FET) Pressestelle Kapuzinergraben 18-22, 52062 Aachen Telefon: (0241) 160 35 683, Fax: (0241) 160 35 684

(dw)

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