Freiberufler schaffen über 12.000 neue Lehrstellen in NRW
(Düsseldorf) - In seiner Jahrestagung am 27. Oktober 1999 rief der Verband Freier Berufe im Lande Nordrhein-Westfalen e.V. (VFB NW) seine Mitglieder auf, mehr Ausbildungsplätze in NRW zu schaffen. Dies gab Dr. Horst Vinken, Vorsitzender des Verbandes, gestern in Düsseldorf im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt. Vor zwei Jahren hatte der Verband den Ausbildungskonsens NRW unterzeichnet. Damit wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium auch für dieses Jahr die Schaffung weiterer Lehrstellen bis Anfang 2000 beschlossen.
"Die rund 141.000 selbständigen Freiberufler sind seit jeher Motor der Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen. Die Ausbildungsquote in den Freien Berufen liegt 50 Prozent höher als bei den übrigen Wirtschaftsunternehmen in NRW", so Vinken. Etwa 6,5 Prozent der Angestellten in den Freien Berufen sind Auszubildende. NRW-weit beträgt der durchschnittliche Anteil der Lehrlinge hingegen nur bei 4,2 Prozent.
Seit dem 1. Januar 1999 schufen die Freiberufler in NRW bereits rund 12.400 Ausbildungsplätze. Insgesamt arbeiten über 35.000 Azubis in Freien Berufen (Stand: September 1999). Grund für die steigende Bereitschaft, jungen Menschen den Start ins Berufsleben zu ermöglichen, so Vinken weiter, sei auch die steigende Zahl der Existenzneugründungen: "Viele Neueinsteiger bei den Freien Berufen haben von den Beratungsangeboten der Gründungs-Offensive NRW 'GO!' profitiert." Im vergangenen Jahr entstanden unter anderem 1.236 neue Arztpraxen, 411 Zahnarztpraxen und 404 Steuerberaterbüros. Und dieser Aufwärtstrend, so der Vorsitzende Vinken, mache sich auch allgemein bei der Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer in den Freien Berufen bemerkbar.
Allein etwa 6,7 Prozent der rund 5,8 Millionen (1998) Sozialversicherungspflichtigen in NRW werden von Freiberuflern beschäftigt. Das entspricht 388.522 Arbeitnehmern (Juni 1998). NRW-Wirtschaftsminister Peer Steinbrück: "In Nordrhein-Westfalen herrscht eine größere Gründungsdynamik als im gesamten Bundesgebiet. Die Zuwachsraten lagen in NRW zwischen 1995 und 1998 bei 5,9 Prozent, in den alten Bundesländern waren es 1,8 Prozent. Die Zahl der Selbständigen in NRW wächst doppelt so schnell wie in den anderen alten Ländern. " Grund zur Kritik gebe allerdings, so Vinken, die häufig unzureichende Qualifikation vieler junger Menschen nach ihrer schulischen Ausbildung. "Große Defizite bestehen in den Fächern Mathematik und Deutsch." Außerdem, so der Experte zum Thema Gründungs-Offensive und stellvertretender Vorsitzender des Verbandes Freier Berufe, Otto Lennertz, erschwere das 630-Mark-Gesetz sowie die "falsche Interpretation von Scheinselbständigkeiten" die Startphase bei kleinen Existenzgründungen in den Freien Berufen.
Mitglieder des Verbandes Freier Berufe im Lande Nordrhein Westfalen e.V. sind unter anderem Ärzte, Apotheker, Rechtsanwälte, Ingenieure und Architekten. Gegründet wurde der Verband 1948. Er versteht sich als Interessenvertretung der Freien Berufe gegenüber Politik und Medien. Derzeit sind 36 Verbände und Körperschaften im VFB NW organisiert.
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