Frostiges Geschäftsklima bei den Architekten
(Berlin) - Nach den Ergebnissen einer Befragung des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung München zur Auftragssituation der freischaffenden Architekten hat sich das Geschäftsklima zu Beginn des 3. Quartals 2000 verschlechtert. Die leicht positive Entwicklung dieses Indikators im 1. Halbjahr 2000 konnte sich somit nicht fortsetzen.
Die ifo Architektenumfrage erfasst viermal jährlich bei etwa 3000 freischaffenden Hochbauarchitekten aus neun Bundesländern die Indikatoren Geschäftsklima, neu abgeschlossene Verträge und das damit verbundene geschätzte Bauvolumen sowie Auftragsbestände. Zugenommen hat mit 37 Prozent vor allem die Anzahl der Architekten, die ihre aktuelle Auftragsituation als "schlecht" bezeichnen. Eine eher ungünstige zukünftige Auftragssituation erwarten 20 Prozent der befragten Architekten. Nur 18 Prozent gehen von einer eher günstigen Auftragssituation aus.
Obwohl das geschätzte Bauvolumen der im II. Quartal 2000 neu abgeschlossenen Verträge gegenüber dem Vorquartal um 10 Prozent stieg, konnten nur 48 Prozent der befragten Architekten neue Verträge abschließen. Dieser Wert ist im langfristigen Vergleich sehr niedrig und lässt eine Zunahme der Insolvenzen bzw. Geschäftsaufgaben für die Zukunft befürchten. Durchschnittliche Auftragsbestände liegen nur noch für 4,7 Monate vor. Der bisher niedrigste Wert Ende September 1997 betrug lediglich O,2 Monate weniger.
Der Aufschwung geht also an den Architekten vorbei, obwohl deren wirtschaftliche Lage ohnehin schon angespannt ist. Seit 1995 hat das Bauvolumen in Deutschland um über 10 Prozent abgenommen. Damit einher ging ein Preisverfall bei den durchschnittlichen Baukosten der Bemessungsgrundlage der Architektenhonorare - von knapp 10 Prozent. Dagegen hat im selben Zeitraum die Anzahl der Architekten, die sich den schrumpfenden Markt teilen müssen, um gut 13 Prozent zugenommen.
Die deutsche Architektenschaft scheint von allen wirtschaftlichen Seiten unter Druck geraten zu sein. Und sollte sich eine Umsatzprognose der Volksbanken Raiffeisenbanken für Architekturbüros, die von einer Stagnation für 2001 ausgeht, bewahrheiten, ist eine Besserung in absehbarer Zeit nicht in Sicht.
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