Pressemitteilung | Industrieverband Agrar e.V. (IVA)

Gefährden Pflanzenschutzmittel die Wirkung von Anti-Pilzmittel beim Menschen?

(Frankfurt) - Bei der Behandlung von Pilzkrankheiten des Menschen spielen Wirkstoffe aus der chemischen Gruppe der Azole eine herausragende Rolle. Aus derselben Substanzfamilie stammen viele Fungizide für den Pflanzenschutz. Jetzt hat der Mannheimer Mykologe Herbert Hof im ZDF-Magazin "Frontal" seine Besorgnis geäußert, Azol-Präparate für den Humanbereich könnten wirkungslos werden, wenn gleichzeitig Azole in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Er befürchtet, dass diese Anwendung zu Resistenzen bei humanpathogenen Pilzen führen könnte.

Die Hersteller von Azol-Fungiziden haben Professor Hof angeboten, seine Hypothese, die bislang durch wissenschaftliche Untersuchungen nicht untermauert ist, in einem Expertengespräch zu prüfen. Da Azole bereits seit über 20 Jahren im Pflanzenschutz eingesetzt werden, sind in den Unternehmen umfassende Erkenntnisse über Resistenzentwicklung, Resistenzrisiko und Resistenzmanagement vorhanden.


Unterschiedliches Erregerspektrum in Pflanzenschutz und Medizin

Bei der Prüfung der Hypothese muss insbesondere berücksichtigt werden, dass die Gruppe der Azole eine große Vielzahl unterschiedlicher Substanzen umfasst. Für den Pflanzenschutz sind derzeit in Deutschland rund 25 verschiedene Azol-Verbindungen zugelassen. In der Medizin werden wiederum andere Wirkstoffe aus dieser Gruppe verwendet. Schon bei der Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Azole wird zwischen Stoffen für die Medizin und solchen für den Pflanzenschutz unterschieden.

Die Wirkstoffe für den Pflanzenschutz sind generell deutlich weniger bioverfügbar als die Substanzen, die in der Medizin eingesetzt werden und über das Blut zu den Erregern transportiert werden müssen. Eine Resistenzentwicklung bei humanpathogenen Pilzen durch Wirkstoffe aus der Landwirtschaft ist daher praktisch auszuschließen.

Auch das Pilzspektrum an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen unterscheidet sich deutlich vom Erregerspektrum in der Medizin. Pilze, die den Menschen befallen, benötigen nahezu immer andere Lebensbedingungen als solche, die Pflanzen befallen. Pilze, die bei immungeschwächten Patienten Infektionen hervorrufen könnten, werden nur in sehr seltenen Fällen in der Umwelt, beispielsweise in Wasser oder Boden, nachgewiesen, und dann in äußerst geringen Mengen. Anhaltspunkte dafür, dass sie tatsächlich zu Infektionen führen, gibt es nach dem derzeitigen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis nicht.


Resistenzmanagement unabdingbar

Resistenzbildung – bei pflanzenpathogenen Pilzen gegenüber Fungiziden und bei humanpathogenen Pilzen gegenüber Antimykotika – und damit eingeschränkte Wirksamkeit des Mittels sind bekannte natürliche Phänomene. Daher ist heute der Einsatz von Pilzbekämpfungsmitteln ohne vorherige Abklärung des Resistenzrisikos nicht mehr denkbar, weder in der Landwirtschaft noch in der Medizin. Die Mechanismen der Resistenzentwicklung sind so weit bekannt, dass geeignete Maßnahmen zu ihrer Vermeidung empfohlen werden können. Im Pflanzenschutz heißt Resistenzmanagement unter anderem, zwischen den verschiedenen verfügbaren Produktgruppen zu wechseln, Mischungen von azolhaltigen und nicht azolhaltigen Fungiziden einzusetzen und die Zahl der Behandlungen zu begrenzen.

Quelle und Kontaktadresse:
Industrieverband Agrar e.V. Karlstr. 19-21 60329 Frankfurt Telefon: 069/25561281 Telefax: 069/236702

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