Pressemitteilung | Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)

Gottschalk: Nutzfahrzeuggeschäft zieht Gesamtkonjunktur / Pkw-Markt auf Stabilisierungskurs

(Frankfurt / Düsseldorf) - „Die Automobilindustrie ist erneut Zugpferd der Konjunktur. Dies gilt vor allem für das Nutzfahrzeuggeschäft, das mit einem Zuwachs von über 40 Prozent beim inländischen Auftragseingang für Schwer-Lkw im ersten Quartal ein Nutzfahrzeugjahr 2006 nach Gardemaß verspricht“, betonte Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), am 05. Arpil vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf bei der Vorlage der Quartalszahlen der Automobilindustrie. Produktion und Export wuchsen im März zweistellig, bei den Neuzulassungen von schweren Nutzfahrzeugen zeichnet sich ein Anstieg um 20 Prozent sowohl im März als auch im ersten Quartal ab.

Der Auftragsbestand bei Nutzfahrzeugen ist seit dem Sommer letzten Jahres kräftig angewachsen und bewegt sich mit 66.000 Fahrzeugen auf einem historischen Höchststand. Prof. Gottschalk: „Bei keiner anderen Branche in Deutschland läuft derzeit die Binnennachfrage so steil und parallel zum Ifo-Geschäftsklimaindex nach oben wie bei Schwer-Lkw. Dahinter steht die Erwartung einer sich verbessernden Gesamtkonjunktur mit steigenden Transportvolumina ebenso wie eine Bestandserneuerung, die mit Fug und Recht das umfangreichste Konjunktur- und Umweltprogramm genannt werden kann, das es derzeit in Deutschland gibt.“

„Wir werden die Absatzschätzungen für das Gesamtjahr 2006 nach oben korrigieren. Schon heute lässt sich sagen, dass bei Schwer-Lkw aufgrund der guten Nachfrage die Kapazitäten bis weit in das Jahr 2006 hinein – wenn nicht gar im Gesamtjahr – voll ausgelastet sein werden“, so Prof. Gottschalk.

Dass diese Konjunkturimpulse nicht nur von den schweren Brummis kommen, sondern auf „breiter Spur“ nach vorne fahren, zeige die Tatsache, dass auch bei Transportern und leichten Lkw die Dynamik unverkennbar ist. Das Jahr 2006 habe also auch bei Transportern noch Potenzial.

„Erfreulich ist, dass es im Nutzfahrzeugbereich sogar eine leichte Tendenzwende in der Beschäftigung gibt“, sagte der VDA-Präsident. Auch wenn hier das „Prinzip Vorsicht“ vorherrsche, bleibe doch festzuhalten, dass vereinzelt wieder fest eingestellt werde und in jedem Fall die Arbeitszeitkonten voll ausgefahren würden.

Die Pkw-Konjunktur in Deutschland scheine sich langsam zu stabilisieren. „Hier und da spüren wir auch ein frühlingshaftes Lüftchen, aber von einem Autofrühling sind wir noch ein gutes Stück entfernt. Die Entwicklungen sind noch sehr unterschiedlich und spiegeln keineswegs eine breit angelegte robuste Aufwärtsentwicklung wider. Es gibt nach wie vor Verunsicherung im Markt“, betonte Prof. Gottschalk.

Das erste Quartal weise im Inlandsabsatz und in der Produktion von Pkw eine stabile, gefestigte und im Auslandsgeschäft sogar eine kräftig steigende Entwicklung aus. In den ersten 3 Monaten dieses Jahres wurden insgesamt knapp 800.000 Pkw in Deutschland neu zugelassen – 40.000 Einheiten oder 5 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Nach einem starken Jahresbeginn im Januar und dem witterungsbedingt schwächeren Februar wurde im März mit voraussichtlich 356.000 neu zugelassenen Pkw ein Plus von 20.000 Einheiten (+ 6 Prozent) – der Diesel legte sogar um 9 Prozent zu – gegenüber dem Vorjahresmonat erreicht, das „die von uns dringend erwartete Verstetigung der Automobilkonjunktur anzudeuten scheint“. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass das 1. Quartal des Vorjahres als Vergleichsbasis das schwächste seit der Wiedervereinigung war und der März 2006 zwei Zulassungstage mehr hatte als der Vorjahresmonat. Zudem gebe der Auftragseingang aus dem Inland Anlass zur Vorsicht: Er lag im März auf Vorjahresniveau und im 1. Quartal lediglich bei + 1 Prozent, während der Ordereingang aus dem Ausland im März um 5 Prozent und im 1. Quartal sogar um 7 Prozent stieg.

Die deutschen Marken haben sich im Inland mit plus 6 Prozent gut geschlagen, vor allem gegenüber den Wettbewerbern aus Japan (+ 2 Prozent) oder Frankreich (+ 1 Prozent). Gleichzeitig haben die deutschen Konzernmarken in Frankreich z. B. in den ersten Monaten dieses Jahres 9 Prozent mehr Pkw abgesetzt und ihren Marktanteil dort auf 27 Prozent gesteigert. „Diese Wettbewerbsstärke ist die erfreuliche Folge unserer Modelloffensive, die offensichtlich den Geschmack der Kunden und den Trend der Zeit trifft“, so der VDA-Präsident.

Er hält die VDA-Prognose von 3,35 Mio. neu zugelassenen Pkw für das Gesamtjahr 2006 unter zwei Bedingungen für „ausbaufähig“: Zum einen sei aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung voraussichtlich im 4. Quartal 2006 ein Vorzieheffekt zu erwarten, zum anderen müsse sich die Gesamtkonjunktur verstetigen und der Inlandsmarkt eine „robuste Aufwärtsfahrt“ starten. Erst zur Jahresmitte werde man das sicher sagen können, zumal das 2. Quartal in diesem Jahr drei Arbeitstage weniger aufweist.

Die Tendenz, dass der Automobilabsatz stärker vom robusten Auslandsgeschäft als vom Inland getragen werde, sei nach wie vor unverkennbar. Der westeuropäische Markt werde voraussichtlich sowohl im März als auch im 1. Quartal 2006 ein Wachstum von 3 Prozent aufweisen. Der Export laufe auf hohen Touren. Nach dem Exportrekord 2005 war eher mit einer Beruhigung auf hohem Niveau zu rechnen.

Die Pkw-Exporte sind jedoch im 1. Quartal um 12 Prozent kräftig gestiegen, im März sogar um 14 Prozent auf 395.000. Prof. Gottschalk: „Unsere Exportprognose von ursprünglich 3,75 Mio. Pkw (- 1 Prozent) werden wir angesichts dieser anhaltenden Erfolgsfahrt auf den Auslandsmärkten anheben. Wir gehen nun davon aus, dass wir nicht nur das Vorjahresniveau von 3,79 Mio. Pkw wieder erreichen, sondern sogar noch auf über 3,8 Mio. Pkw kommen werden, wenn uns Wind und Wetter und der Wechselkurs nicht die Ernte verhageln.“

Getragen werde dieser Exportboom von der Modelloffensive; zunehmend komme den deutschen Marken auch ihr Wettbewerbsvorteil beim Clean Diesel zugute. In den letzten 5 Jahren konnten die Diesel-Exporte um über 60 Prozent gesteigert werden.

Die Pkw-Produktion nahm im März um 13 Prozent auf 545.000 Pkw und im 1. Quartal um 8 Prozent auf 1,4 Mio. Einheiten zu. Prof. Gottschalk: „Ich erwarte auch 2006 wieder eine neue Höchstmarke in der inländischen Pkw-Produktion. Dies wäre ebenfalls ein erfreuliches Ergebnis und ein Beweis für die Stärke dieser Schlüsselindustrie.“

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) Tanja Desoi, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Westendstr. 61, 60325 Frankfurt am Main Telefon: (069) 975070, Telefax: (069) 97507261

(bl)

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