Pressemitteilung | VhU - Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e.V. - Hauptgeschäftsstelle

“Gymnasiale Zertifikate” sind der falsche Weg zur Mittleren Reife

(Frankfurt am Main) - Als “richtig angedacht, aber nicht konsequent gelöst” bewertet die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) den jüngsten Vorschlag von Kultusministerin Karin Wolff in der Kultusministerkonferenz der Länder, den Erwerb der Mittleren Reife künftig bei Gymnasiasten an eine Prüfung mit eigenen Zertifikaten zu knüpfen.

”Schulabschlüsse müssen vergleichbar sein. Dies ist eine der zentralen Forderung unserer Unternehmen an das Schulsystem. Wer die Mittlere Reife will, muss daher eine landesweit einheitliche Abschlussprüfung ablegen, egal an welcher Schule und egal nach wie viel Schuljahren” forderte Jörg E. Feuchthofen, der für Bildung verantwortliche VhU-Geschäftsführer.

Eine Privilegierung der Gymnasien durch eine Extrawurst bei der Mittleren Reife, wie sie die hessische Landesregierung gegenwärtig mit eigenen Zertifikaten braten wolle, sei für die VhU nicht konsequent. Nach der Schulreform 2002 erfordere die Mittlere Reife an Haupt- und Realschulen jetzt verbindlich eine Abschlussprüfung. Ein Gymnasiast benötige hierfür bisher lediglich das Versetzungszeugnis in das elfte Schuljahr. “Die hierdurch entstehende Privilegierung des Gymnasiums durch den “Mitnahmeeffekt Mittlere Reife” bleibt auch Eltern nicht verborgen und verstärkt den Trend in diese Schulform ‚um jeden Preis‘”, erläuterte Feuchthofen. Dies könne sogar zum Ausbluten der Realschulen mit zehn Schuljahren plus Abschlussprüfung führen, wenn ab dem kommenden Schuljahr die Mittlere Reife an Gymnasien ohne Prüfung und bereits nach dem neunte Schuljahr erworben werde, begründete der VhU-Geschäftsführer die Position seines Verbandes.

Die VhU begrüßt den Vorstoß von Ministerin Wolff, die Automatik der Qualifikation zur Mittleren Reife an Gymnasien aufzuheben, hält aber nichts von den vorgeschlagenen “Zertifikaten” des Kultusministeriums. Für die Mittlere Reife gäbe es dann drei unterschiedliche Prüfungen: die qualifizierte Hauptschulabschlussprüfung, die Realschulabschlussprüfung und Frau Wolffs neues Gymnasialzertifikat. Die gebotene Transparenz bliebe damit auf der Strecke. Der Trend in der deutschen Schulreform nach PISA sei gegenläufig und setze auf die klare Vergleichbarkeit von Schulabschlüssen. Feuchthofen verwies auf die verbindliche Festlegung der deutschen Kultusminister auf schulformübergreifende und –unabhängige Standards für den Mittleren Bildungsabschluss im Jahr 2004. “Wenn das Ergebnis der Qualifikation zur Mittleren Reife damit einheitlich definiert ist, sollte es hierfür auch nur eine Grundform der Abschlussprüfung geben”, forderte der VhU-Geschäftsführer.

Die VhU geht davon aus, dass der gymnasiale Bildungsgang künftig nicht mehr - wie traditionell – mit dem Ziel des Regelabschlusses Abitur geschlossen sein wird. “Wir sind derzeit in Deutschland dabei, im Hochschulwesen alle Studiengänge auf ein gestuftes und konsekutives Modell von Bachelor- und Masterabschlüssen umzustellen, ohne dass der akademische Qualitätsanspruch zusammenbricht”, stellte Feuchthofen heraus. Er sehe keinen Grund, warum eine solche Umstellung als neue Abschlussstruktur im Schulsystem zu einem gymnasialen Kollaps führen sollte.

Quelle und Kontaktadresse:
Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e.V. (VhU) Emil-von-Behring-Str. 4, 60439 Frankfurt Telefon: 069/95808-0, Telefax: 069/95808-126

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