Hände weg vom Meisterbrief
(Berlin) Mit aller Entschiedenheit tritt das Handwerk Überlegungen entgegen, wonach der Große Befähigungsnachweis Meisterbrief keine Voraussetzung mehr für eine Selbständigkeit im Handwerk sein soll. Das Handwerk fordert die Bundesregierung auf, sich zu den im Rahmen der letzten Überarbeitungen der Handwerksordnung der Jahre 1994 und 1998 getroffenen Kernaussagen, am Meisterbrief festzuhalten, eindeutig zu bekennen.
Das Handwerk wird seine Funktion als größter Arbeitgeber in Deutschland mit einer Ausbildungsquote, die nahezu doppelt so hoch ist wie in der übrigen Wirtschaft, und die für 40 % aller Lehrlinge steht, auch zukünftig nur mit dem Meisterbrief erfüllen können.
Die ständigen Diskussionen um den Meisterbrief müssen aufhören. Sie führen zu spürbarer Verunsicherung. Diese äußert sich nicht zuletzt in einer zurückgehender Zahl von Meisterprüfungen. Stabile und verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen und Vertrauen in politische Zusagen und gesetzgeberische Bekenntnisse sind unerlässliche Voraussetzungen dafür, dass die Meisterprüfung als personengebundener Qualifikationsnachweis ein bewährtes, unverzichtbares und zukunftsorientiertes Instrument der Wirtschafts-, Bildungs- und Beschäftigungspolitik bleibt. Dieses Instrument ist eine tragende Säule des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Es steht für quantitativ und qualitativ hohe Ausbildungsleistungen, für qualifizierte Werk- und Dienstleistungen, gute und sichere Beschäftigungsperspektiven sowie für qualifizierte, erfolgreiche unternehmerische Existenzen und Existenzgründungen. Der Erfolg der Meisterprüfung wird im übrigen auch daran deutlich, dass die Selbstständigkeitsquote in Deutschland mit dem Großen Befähigungsnachweis wesentlich höher ist als etwa bei dem sogenannten "Job-Motor" USA.
Das Handwerk, damit 850.000 Betriebe, 6,2 Mio. Beschäftigte und 625.000 Lehrlinge, erwartet deshalb, dass das bewährte Qualifizierungs- und Qualifikationsinstrument Meisterbrief gestärkt wird. Nahezu 50.000 junge Menschen werden jährlich über Meisterkurse des Handwerks an die qualifizierte Unternehmensgründung herangeführt. Etwa 50 % derjenigen, die eine Meisterprüfung erfolgreich absolvieren, beschreiten den Weg in die Selbstständigkeit. In der anderen Hälfte liegt ein Reservoir an potentiellen Existenzgründern, dass bei attraktiveren, vor allem aber auch verlässlicheren Rahmenbedingungen weit umfassender ausgeschöpft werden könnte.
Das Handwerk hat sich in der Vergangenheit stets als verlässlicher Partner in Sachen Qualifizierung, Ausbildung und als maßgeblicher Träger einer "Kultur der Selbstständigkeit", in der ein ausgeprägter wirtschaftlicher Mittelstand gedeihen konnte, erwiesen. Es hat damit die gesetzten Erwartungen in jeder Hinsicht erfüllt. Das Handwerk ist offen für gleichwertige andere Qualifikationen, stellt mit dem Meisterbrief einen Garanten für kompetente und umfassende Betriebsführung und erfüllt eine volkswirtschaftlich elementare Funktion als wirkungsvolle Orientierungshilfe für die Nachfrage nach nicht standardisierten Produkten und Dienstleistungen.
Deshalb, im Interesse von Ausbildung, Qualifikation und Arbeitsplätzen: Hände weg vom Meisterbrief!
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Quelle: ZDH