Pressemitteilung | (vdw) Verband der Wohnungswirtschaft in Niedersachsen und Bremen e.V.

Hohe Grundstückspreise und technische Anforderungen verteuern Wohnungsbau / "Neue Förderung des Landes ist ein Schritt in die richtige Richtung"

(Hannover) - Bessere Rahmenbedingungen für den Bau neuer Mietwohnungen auch für Haushalte mit mittlerem Einkommen mahnt der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Niedersachsen Bremen (vdw) an. Die Ankündigung des Landes Niedersachsen, zehn Millionen Euro für den Mietwohnungsbau zur Verfügung zu stellen, sei ein erster Schritt in die richtige Richtung, sagte vdw-Verbandsdirektor Bernd Meyer am Montag in Hannover. Einen Tag vor Beginn des diesjährigen Verbandstages in Braunschweig nahm Meyer aber auch die Kommunen in die Pflicht, innenstadtnahe Grundstücke nicht nur für Luxuswohnen, sondern vor allem für den Bau günstiger Mietwohnungen zur Verfügung zu stellen. Zugleich betonte er, dass es im vdw-Verbandsgebiet derzeit keine Wohnungsnot gebe.

Der vdw wird beim Verbandstag ein Positionspapier mit dem Titel "Wir sichern soziales Wohnen" verabschieden. Eckpunkte sind die Ausweitung der Städtebauförderung, die Stärkung des Mietwohnungsneubaus für Haushalte mit mittleren Einkommen und mehr Unterstützung beim Ausbau generationengerechter Wohn- und Pflegekonzepte. Außerdem warnt der Verband den Gesetzgeber davor, Klimaschutz zu fordern, aber nicht zu fördern. "Unrealistische technische Vorgaben führen nur dazu, dass benötigte Investitionen einfach ausbleiben", sagte Meyer.

Der Wohnungsmarkt ist in Bewegung. In Niedersachsen wurden 2011 mehr als 23.000 Baugenehmigungen erteilt - zum Vergleich: 2010 waren es lediglich 16.585. Auch die Zahl der Baufertigstellungen ist gestiegen: Während 2010 lediglich 14.100 Wohnungen errichtet wurden, waren es im vorigen Jahr mehr als 18.000. Vor allem im Mehrfamilienhaussektor zeigt der Trend nach oben. Nach 3237 Wohnungen 2010 wurden 2011 4330 Einheiten fertiggestellt - ein Plus von 34 Prozent (alle statistischen Angaben: NBank Wohnungsmarktbeobachtung).

Auch die vdw-Mitgliedsunternehmen ergänzen ihr Wohnungsangebot vermehrt durch Neubauten. Nach einer vdw-Umfrage, an der sich 137 Mitgliedsunternehmen beteiligt haben, waren (und sind) im Zeitraum 2010 bis 2012 insgesamt 60 Unternehmen im Neubau aktiv. Für 2013 planen immerhin 43 Wohnungsgesellschaften und -genossenschaften den Bau neuer Wohnungen. Fast 2500 Wohnungen und 33 Gewerbeeinheiten für insgesamt rund 480 Millionen Euro wurden und werden in den Jahren 2010 bis 2012 von vdw-Unternehmen errichtet. Für das kommende Jahr sind 1200 neue Wohnungen für eine Gesamtsumme von 170 Millionen Euro geplant. Hinzu kommen einige Aktivitäten der vdw-Mitgliedsunternehmen durch Investitionen in öffentliche Infrastrukturmaßnahmen wie der Bau einer Gesamtschule unter der Regie der Nibelungen in Braunschweig. Auch die GBH in Hannover wird 2013 mit dem Abriss und dem Neubau der IGS Mühlenberg beginnen. Zum Vergleich ein Blick in das Jahr 2008: Damals hatten die vdw-Mitglieder insgesamt 87 Millionen Euro für den Neubau aufgewendet und die Fertigstellung von 324 Wohneinheiten gemeldet.

Dieser positive Trend darf nach Ansicht des vdw nicht davon ablenken, dass die Bedingungen für Mietwohnungsneubau schwierig sind. Aufgrund extrem hoher Baukosten werden Neubauwohnungen vor allem im gehobenen Marktsegment angeboten. Der vdw drängt seit Monaten sehr darauf, dass durch öffentliche Wohnraumförderung auch Mietwohnungen gebaut werden für mittlere Einkommen mit einer Kaltmiete von etwa 6,00 bis 7,50 Euro. "Die Entscheidung von Ministerin Özkan, an dieser Stelle neue Akzente zu setzen, können wir nur begrüßen", betonte Verbandsdirektor Meyer. Bremen hatte diesen Schritt bereits getan und wird in diesem und im nächsten Jahr Bau und Modernisierung von rund 700 Wohnungen mit mehr als 39 Millionen Euro fördern. Die Förderdarlehen pro Neubauwohnung wurden von 35.000 auf 60.000 Euro, bei Modernisierungsmaßnahmen von 30.000 auf 40.000 Euro angehoben. Der vereinbarte Mietpreis im Neubau liegt dann bei 6,10 Euro/qm, im modernisierten Bestand bei 5,60 Euro.

Gemeinsam mit den Kommunen werden die Wohnungsunternehmen nun nach attraktiven Standorten für den geförderten Wohnungsbau suchen. "Es darf nicht sein", warnte Meyer, "dass die Innenstädte den Reichen vorbehalten bleiben und diejenigen, die auf Unterstützung angewiesen sind, wieder an die Ränder verdrängt werden." NRW-Bauminister Michael Groschek habe in diesem Zusammenhang von "Luxus-Gettoisierung" gesprochen. "Das wäre eine fatale Entwicklung", sagte Meyer.

Die gestiegenen Baukosten sind neben den Grundstückspreisen auch auf immer höhere technische Anforderungen bei Energieeffizienz und Klimaschutz zurückzuführen. Dazu stellte Meyer klar: "Wir sprechen uns gegen eine Verschärfung der Energieeinsparverordnung und gegen Nutzungsverpflichtungen von erneuerbaren Energien aus; beides würde Neubau- und Modernisierungsvorhaben unwirtschaftlich verteuern. Um eine stabile Planung zu ermöglichen, müssen die entsprechenden KfW-Förderprogramme auch über 2014 hinaus mit jährlich mindestens 1,5 Milliarden Euro ausgestattet sein."

Zur Entwicklung der Mieten im Verbandsgebiet verwies Bernd Meyer auf eine aktuelle Untersuchung des Hamburger Instituts F+B. Demnach sind die durchschnittlichen Neuvermietungsmieten für Bestandswohnungen zwischen 50 und 80 Quadratmeter in Niedersachsen seit 2010 mit 5,50 Euro/qm fast konstant, in Bremen haben sie um fünf Prozent auf 5,60 Euro/qm zugelegt. Die Mieten im vdw-Gebiet liegen rund 40 Prozent unter Hamburger Niveau. Die Mietenentwicklung muss regional differenziert betrachtet werden. Im Hamburger Speckgürtel liegen sie 25 Prozent über dem Landesdurchschnitt, im südlichen Niedersachsen mehr als 15 Prozent darunter.

Quelle und Kontaktadresse:
vdw Verband der Wohnungswirtschaft in Niedersachsen und Bremen e.V. Carsten Ens, Referent, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Leibnizufer 19, 30169 Hannover Telefon: (0511) 126501, Telefax: (0511) 1265111

(cl)

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