Hoher Ölpreis vermindert Außenhandelsdynamik 2001
(Berlin) - Das erfreuliche Wachstum im deutschen Außenhandel wird sich auch 2001 fortsetzen, wenn auch mit verminderter Dynamik. In erster Linie wird der hohe Ölpreis die Außenhandelskonjunktur drücken. Dies erklärte Dr. Michael Fuchs, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), anlässlich der traditionellen Außenhandelspressekonferenz seines Verbandes heute in Berlin. Für das kommende Jahr gab Fuchs folgende Prognose: Die Exporte werden nominal um zehn Prozent auf 1245 Milliarden DM steigen, die Importe werden 1127 Milliarden DM erreichen, ein Anstieg um zwölf Prozent im Vergleich zum Jahr 2000.
Für das laufende Jahr 2000 geht der BGA von steigenden Exportwerten, nämlich um 15 Prozent auf 1132 Milliarden DM, aus. Die wertmäßigen Importe erreichen nach dieser Schätzung im Jahr 2000 knapp 1007 Milliarden DM, ein Zuwachs um 18 Prozent. Daraus errechnet sich ein Überschuss im Außenhandel von 125 Milliarden DM. Das Außenhandelsvolumen, also die Summe der im- und exportierten Waren, wird 2140 Milliarden DM erreichen.
"Das Jahr 2000 ist somit gleich in dreifacher Hinsicht ein Jahr der Rekorde für den deutschen Außenhandel. Erstmals werden unsere Exporte die magische Schwelle von einer Billion DM sicher überschreiten. Dasselbe dürfte für die Importe gelten. Das Außenhandelsvolumen wird somit erstmals über zwei Billionen DM liegen", erläuterte Fuchs. Der Weltmarktanteil der deutschen
Wirtschaft werde sich im Zuge dieser zweistelligen Zuwächse kräftig erhöhen. Erwartet werde ein Anteil von elf Prozent, nach zehn Prozent im Vorjahr. In diesem Jahr sei der Außenhandel durch zwei grundlegende Tendenzen gekennzeichnet: Mit zweistelligen Wachstumsraten bei Im- und Exporten habe der deutsche Außenhandel eine erstaunliche Dynamik. Der Ölpreisschock katapultiere die Einfuhren nach oben, sie liegen jetzt konstant über den Ausfuhren. Die konjunkturelle Situation in den Hauptabsatzmärkten und damit die Nachfrage nach deutschen Waren habe sich im laufenden Jahr weiter positiv entwickelt. Die wirtschaftliche Stimmungslage der Außenhändler sei insgesamt gut. In einer aktuellen Unternehmerbefragung hätten 51 Prozent der befragten Unternehmer die wirtschaftliche Stimmung als positiv bezeichnet, 37 Prozent immerhin als befriedigend und nur vier Prozent als schlecht oder sehr
schlecht.
Für das Bruttoinlandsprodukt 2000 prognostiziert der BGA eine Zunahme von 2,7 Prozent. Es wären sogar drei Prozent erreichbar gewesen, hätten nicht Ölpreis und Ökosteuer die Konjunktur negativ beeinflusst. Für das nächste Jahr rechnet Fuchs mit einer Zunahme des Bruttoinlandsproduktes um nur noch 2,5 Prozent.
Zur Schwäche des Euro sagte Fuchs, dass auch die Interventionen der Notenbanken mittelfristig nichts daran ändern könnten, dass der Außenwert der europäischen Währung um den historischen Tiefstwert von 83 Cent dümpelt. Mit der aktuellen Krise in Nahost sei ein neuer Negativfaktor hinzugekommen. Wie stets in Krisenzeiten fungiere der US-Dollar kurzfristig als Fluchtwährung für die weltweiten Kapitalströme. "Wenn diese Krise weiter eskaliert, was wir alle nicht hoffen, würde dies dem Euro nachhaltig einen schweren Schlag versetzen und nebenbei auch den Ölpreis auf neue Rekordhöhen steigen lassen", erklärte Fuchs. Der niedrige Eurokurs sei ein zweischneidiges Schwert für die Außenhändler. Deutsche Exporte würden auf den Märkten in Übersee wettbewerbsfähiger. "Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass deutsche Firmen sich auf diesen Erfolgen ausruhen und notwendige Rationalisierungs- und Modernisierungsanstrengungen versäumen könnten. Zusätzlich importieren wir ein gutes Stück Inflation. Im Ergebnis sehen wir: Der schwache Euro wirkt wie Doping mit erheblichen Nebenwirkungen", sagte der BGA-Präsident.
Die Entwicklung des Ölpreises bereite dem BGA Sorgen, da sie sich massiv auf die Preissteigerung auswirke. Die Inflationsrate liege aktuell mit rund 2,5 Prozent so hoch wie schon seit Jahren nicht mehr. Nach BGA-Schätzung wirke sich der erhöhte Ölpreis im gesamten Preisanstieg mit rund 0,8 Prozent aus. Damit sei rund ein Drittel der Inflation durch den Ölpreis bedingt. Zudem bedeute der Energiepreisanstieg für die deutsche Konjunktur einen Nachfrageausfall von 40 - 50 Milliarden DM auf Jahresbasis. Deutschland aber auch seine Hauptabsatzländer seien von ölpreisbedingten Nachfrageausfällen erheblich betroffen. Die Konjunktur in den Staaten der Europäischen Union und den USA werde unter diesen Effekten leiden. Schon gegen Ende des laufenden und Anfang des kommenden Jahres werde sich der Ölpreis dämpfend auf die
deutschen Exportchancen auswirken.
Zu der angestrebten Novellierung des Betriebsverfassungsgesetzes und dem geplanten Rechtsanspruch auf Teilzeit erklärte BGA-Präsident Fuchs: "Schon heute sind die deutschen Mitbestimmungsrechte so weitgehend, wie in keinem anderen europäischen Land. Wenn diese nun zusätzlich ausgeweitet werden, schreckt das nationale und internationale Investoren ab. Die in den Eckpunkten vorgesehenen Maßnahmen überfordern kleine und mittelständische Unternehmen. Diese Novelle ist völlig überflüssig - wir brauchen sie nicht."
Überfordern würde den Handel auch der Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit, den die Bundesregierung plant. "Wir sehen darin einen eklatanten Eingriff in die grundgesetzlich geschützte Vertragsfreiheit. Wenn ein Arbeitnehmer künftig auf Zuruf frei darüber entscheiden kann, wie stark er seine vertraglich vereinbarte Arbeitszeit reduziert und wann er seine Arbeitsleistung erbringt,
wird dies gerade in unserer kundenorientierten Branche zu chaotischen Zuständen führen. Wir benötigen aber eine vernünftige, langfristige Personalplanung", sagte Fuchs abschließend auf der BGA-Außenhandelspressekonferenz in Berlin.
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