IG Metall will Tarifbindung in Ostdeutschland verstärken
(Leipzig) - Die IG Metall will nach Aussage ihres Zweiten Vorsitzenden, Jürgen Peters, die Tarifbindung in Ostdeutschland verstärken. "Die Kluft zwischen Ost und West muss kleiner werden", heißt es in einem "Leipziger Manifest" der IG Metall, das Peters auf einer tarifpolitischen Tagung der IG Metall am Mittwoch in Leipzig vorstellte. Seit 1996 befinde sich die ostdeutsche Metall- und Elektroindustrie in einer Aufwärtsentwicklung, die auch zu einer stetigen Zunahme von Arbeitsplätzen geführt habe. Gleichwohl sei die Gestaltungskraft des Flächentarifvertrages stetig gesunken, heißt es in dem Manifest. Einerseits hätten immer mehr Betriebe den regionalen Arbeitgeberverbänden den Rücken gekehrt, andererseits unterliefen aber auch tarifgebundene Betriebe den Tarifvertrag. Daraus ergebe sich eine negative Lohndrift, das effektive Lohn- und Gehaltsniveau liege deshalb unter dem tariflichen Mindestniveau.
Der tarifvertragliche Angleichungsprozess sei noch nicht abgeschlossen, betont die IG Metall in ihrem Manifest. In der Arbeitszeit bestehe weiterhin eine Differenz von drei Wochenstunden, der Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer und die Verdienstsicherung für Leistungsgewandelte fehle in einigen Tarifgebieten, die Sonderzahlungen seien niedriger und die vermögenswirksamen Leistungen lägen noch unterhalb des westdeutschen Niveaus.
Die IG Metall weist in ihrem Leipziger Manifest auf den problematischen Zustand der Arbeitgeberverbände in Ostdeutschland hin. Aufgrund mangelnder Attraktivität organisierten die Arbeitgeberverbände nur unzureichend Mitglieder. Außerdem versuchten sie zuweilen, die Verhandlungsposition der IG Metall zu unterlaufen. Dazu trage auch bei, dass sich die Arbeitgeberverbände mit der Christlichen Gewerkschaft Metall einer "Phantomgewerkschaft bedienen, die über keinen Einfluss in den Betrieben verfügt, um so Lohndumping zu versuchen", heißt es wörtlich.
"Die vorhandenen Betriebe halten und neue in die Tarifbindung bringen", werde darum eine der wichtigsten Initiativen der IG Metall in den nächsten beiden Jahren sein. Dabei gehe es darum, Mindestnormen zu verteidigen und die Abkoppelung vom Westniveau zu verhindern. "Zu diesem Zweck setzen wir nicht nur auf Haus-, Anerkennungs- und Ergänzungstarifverträge, sondern auch auf eine sogenannte zweite Tarifrunde, mit der wir Betriebe, die nicht verbandsgebunden sind, in eine gemeinsame Bewegung bringen", stellt die IG
Metall fest.
"Die Angleichung an das westdeutsche Niveau ist das wichtigste politische Ziel, um der sozialen Entwicklung in den fünf neuen Ländern eine positive Richtung zu geben", heißt es zum Schluss des Leipziger Manifests. In den nächsten zwei Jahren werde die IG Metall darum die im Jahr 2003 mögliche
Verkürzung der Arbeitszeit vorbereiten. Aber auch der Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer, die Anhebung der Sonderzahlungen und die Verdienstsicherung für Leistungsgewandelte gehörten zu den nächsten Zielen der tarifpolitischen Arbeit in Ostdeutschland. "Der Kurs der IG Metall in Ostdeutschland heißt: Angleichung fortsetzen und Tarifverträge modernisieren."
Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Metall (IGM Pressestelle, Lyoner Straße 32, 60519 Frankfurt, Telefon: (069) 66 93 - 26 72 , Fax: (069) 66 93 - 28 70