Pressemitteilung | IG Metall - Industriegewerkschaft Metall

IGM fordert maßgeschneiderte Qualifizierungsinitiativen für die Beschäftigung von Frauen

(Frankfurt/Main) - Die wachsende Arbeitslosigkeit von Frauen vor allem im produzierenden Gewerbe kann nach Ansicht der IG Metall nur durch maßgeschneiderte Qualifizierungsinitiativen überwunden werden. Noch nie habe es eine so gut ausgebildete Frauengeneration wie heute gegeben - trotzdem sei das Risiko für die im verarbeitenden Gewerbe beschäftigten Frauen, arbeitslos zu werden, überdurchschnittlich hoch, sagte IG Metall-Vorstandsmitglied Kirsten Rölke auf einer Pressekonferenz am Mittwoch in Frankfurt.

Die Frauen seien vom Stellenabbau in den neunziger Jahren auch in der Metallwirtschaft besonders hart betroffen. Während der Männeranteil in der Metallwirtschaft West auf fast 80 Prozent gestiegen sei, sei der Frauenanteil von 22,2 auf 20,5 Prozent gesunken. Im gewerblichen Bereich sei der Anteil der Arbeiterinnen sogar von noch 20 Prozent im Jahr 1980 auf 15 Prozent Ende der neunziger Jahre zurückgegangen. Trotzdem stellten die Frauen in den so genannten Männerbranchen rein zahlenmäßig ein riesiges Potential dar, sagte Rölke. Im Maschinenbau, im Straßenfahrzeugbau und in der Elektroindustrie seien insgesamt über 460.000 Frauen beschäftigt. Das Problem sei allerdings, dass der Frauenanteil gerade in den Branchen hoch sei, die einen hohen Anteil an so genannten gering qualifizierten Beschäftigten aufwiesen.

Rölke forderte, endlich die Qualifikation und Ressourcen dieser an- und ungelernten Frauen besser zu erkennen und zu fördern. Denn diese Frauen seien häufig nicht “ungelernt,“ sondern hätten eine Berufsausbildung, die allerdings meist branchenfremd sei. Sie verfügten über jahrelanges Erfahrungswissen und über die heute oft geforderten sozialen Kompetenzen wie Kreativität, Teamfähigkeit und Fähigkeit zur Konfliktlösung.

Rölke wies das Gejammer über den Fachkräftemangel und die Forderungen nach Ausweitung des Niedriglohnsektors zurück. Gebraucht würden maßgeschneiderte Qualifizierungsmaßnahmen, die ausdrücklich die Gruppe der An- und Ungelernten und dort ganz besonders die Frauen umfassen. Diese Maßnahmen sollten zielgenau an vorhandene Qualifikationen ansetzen und auf die betrieblichen und arbeitsmarktpolitischen Erfordernisse und die Bedürfnisse der Frauen ausgerichtet sein.

Das IG Metall-Vorstandsmitglied forderte ein individuelles Recht auf Qualifizierung, das im Tarifvertrag verankert sein müsse und ausdrücklich die sogenannten An- und Ungelernten mit einschließe. Rölke verwies auf den IG Metall-Bezirk Baden-Württemberg, wo die Weiterbildung als ein tarifpolitischer Schwerpunkt des nächsten Jahres diskutiert werde. Diskutiert werde u.a. ein Weiterbildungsanspruch, der jedem und jeder das Recht gebe, mit der Firma jährlich eine Qualifizierungsvereinbarung abzuschließen.

In den neuen Bundesländern sei die Diskriminierung der Frauen auf dem Arbeitsmarkt noch gravierender, obwohl das Qualifikationsniveau der Frauen besonders im technischen Bereich weitaus höher liege als in den alten Bundesländern, stellt Rölke fest. Trotzdem seien die ostdeutschen Frauen mit einer Arbeitslosenquote von fast immer noch 20 Prozent überproportional betroffen. Darum sei es für die neuen Bundesländer besonders dringend, das überdurchschnittlich hohe Qualifizierungsniveau der Frauen wahrzunehmen und zu nutzen. Denn das Know-how der Frauen im technischen Bereich gehe vor dem Hintergrund der x-ten - meist der ursprünglichen Qualifikation der Frauen fremden - AB-Maßnahme mehr und mehr verloren. Grundsätzlich sei die IG Metall für ABM, wenn sie sinnvolle Beschäftigung anbieten. Dringend nötig sei aber weitaus mehr als bisher eine gezielte Qualifizierung der Frauen, die auf deren ursprüngliche Qualifikation aufbaue. „Dazu brauchen wir im Osten wie im Westen eine stärkere Verzahnung von betrieblichen Maßnahmen, von Qualifizierungspolitik und regionaler Arbeitsmarkt- und Strukturpolitik“, betonte Kisten Rölke.

Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Metall (IGM) Lyoner Str. 32 60528 Frankfurt Telefon: 069/66930 Telefax: 069/66932843

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