Pressemitteilung | Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)

Individuelle Mobilität wird bleiben / Brückentechnologien und Kraftstoff-Reduzierung / Gottschalk: Deutsche Automobilindustrie ist längst auf dem Weg „weg vom Öl“

(Frankfurt am Main) - „Die deutsche Automobilindustrie ist längst auf dem Weg ‚weg vom Öl‘. Langfristig liegen wir da gar nicht so weit von der Vorstellung der Grünen entfernt“, betonte Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), auf einer Pressekonferenz anlässlich der „Mobilitätsoffensive“ der Bundesregierung mit Bundesverkehrsminister Dr. Manfred Stolpe in Berlin.

Der VDA-Präsident unterstrich jedoch, dass „weg vom Öl“ nicht heiße, weg von der individuellen Mobilität: „Die Weiterentwicklung der Gesellschaft geriete in einen Stau. Die Phantasien der Substitution von Mobilität und die Illusionen der Verlagerung des Verkehrs sind zerplatzt. Nicht nur die Altersmobilität steigt, auch die Jugend will den Führerschein mit 17. Güter lassen sich virtuell bestellen, geliefert werden sie physisch. Das Automobil kann das am besten.“ Vor allem sei Wachstum – Voraussetzung für die Zukunftssicherung des Standortes Deutschland – ohne Mobilität und Transport nicht realisierbar.

Der Umstieg auf alternative Energieträger sei ein langfristiger Prozess. Prof. Gottschalk erinnerte daran, dass mit dem raschen Versiegen der fossilen Energiequellen zwar früh gerechnet wurde, dass bei den Ölreserven vor 30 Jahren von einer Dauer von 30 bis 40 Jahren gesprochen worden sei: „Heute, 30 Jahre später, sprechen wir wieder von Vorräten für 30 bis 40 Jahren.“

In der Ölkrise 1973, als der Barrelpreis von 3 auf 10 US-Dollar sprang, seien den Deutschen autofreie Sonntage verordnet worden. „Heute ist es weniger die mengenmäßige Verfügbarkeit fossiler Energien als der Preis, der zum Handeln zwingt.“ Prof. Gottschalk: „Dabei ist Zielstrebigkeit gefragt, nicht Hysterie. Der Fehler, den wir machen, ist Energie und Öl künstlich zu verteuern, obwohl der Markt schon für höhere Preise sorgt.“

Die Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs sei von hoher Priorität im Automobilbau, für den Kunden sei Wirtschaftlichkeit ein entscheidendes Kriterium beim Autokauf. Bei der 1995 gegebenen Zusage, den Kraftstoffverbrauch von Neufahrzeugen bis zum Jahr 2005 um 25 Prozent zu reduzieren, liege die deutsche Automobilindustrie mit minus 23 Prozent „voll im Zielkorridor“. Auch bei den Nutzfahrzeugen gehe der Kraftstoffverbrauch zurück.

„Diese hohe Priorität gilt auch für die Nachhaltigkeit der Mobilität“, so Prof. Gottschalk. Er verwies auf die Reduzierung der „klassischen Emissionen“ (minus 80 bis 90 Prozent) und der Partikel (minus 93 Prozent) in den letzten Jahren. Nach den Zusagen verschiedener Hersteller der letzten Wochen werde dieser Prozess noch schneller voranschreiten. Bei aller Strategie „weg vom Öl“ gelte, so Prof. Gottschalk: „Die weiter optimierten Benzin- und Dieselmotoren werden auf absehbare Zeit die Hauptantriebsarten bleiben. Technologie wird den Energieeinsatz weiter reduzieren. Der ‚clean Diesel‘ wird auch in Deutschland bald 50 bis 60 Prozent Marktanteil haben, nicht zuletzt aus CO2-Gründen“, so der VDA-Präsident.

Dennoch bleibe es das Ziel der Automobilindustrie, in den nächsten 10 Jahren 8 Prozent und in den nächsten 20 Jahren über 20 Prozent des Energieverbrauchs für den Straßenverkehr mit alternativen Kraftstoffen anzustreben.

Langfristig werde Wasserstoff „der“ Energieträger sein. Mit einem signifikanten Anteil sei allerdings erst später zu rechnen. Auch müsse die Frage der Wasserstoffspeicherung gelöst werden.

Bis zum „Wasserstoff-Zeitalter“ werde es Brückentechnologien und alternative Kraftstoffe geben. Prof. Gottschalk: „Sie sind ein fester Bestandteil für uns auf dem Weg ‚weg vom Öl‘. Gas betriebene Fahrzeuge, Hybridantrieb oder Brennstoffzellen sind interessante Optionen.“

Schon in naher Zukunft könne durch den Einsatz synthetischer Kraftstoffe in herkömmlichen Motoren durch Beimischung erhebliches Einsparpotenzial erschlossen werden. So werden GTL (gas to liquid) und BTL-Kraftstoff (biomass to liquid) zukünftig eine zunehmende Rolle spielen.

Der regenerative Kraftstoff mit dem derzeit höchsten Mengenpotential weltweit sei Ethanol. Er könne kurzfristig – auf der Basis einer Beimeischung zum Otto-Kraftstoff – einen spürbaren Anteil erlangen. Über die Beimischung von Ethanol hinaus bestehe die Möglichkeit einer nahezu reinen Ethanol-Betankung in so genannten „Flex-fuel“-Fahrzeugen. Prof. Gottschalk: „Die Technologie ist nicht das Thema, eher die Versorgungsinfrastruktur oder die Mehrkosten am Fahrzeug. Der Beitrag zur CO2-Bilanz ist aber beachtlich und könnte auf die Selbstverpflichtungen angerechnet werden.“

Zu einer integrierten Energiestrategie gehöre aber auch der Abbau von Staus, die Beseitigung von Engpässen zur Optimierung des Verkehrsflusses oder die dritte Fahrspur auf Autobahnen. So ließen sich 12 Milliarden Liter Kraftstoff je Jahr einsparen.

Prof. Gottschalk: „Fazit: Wir sind schon ein gutes Stück des Weges zur langfristigen Transformation ‚weg vom Öl‘ und zur nachhaltigen Automobilität voran gekommen. Die Chance, dass unsere Kinder in 40 Jahren wieder von 40 Jahren Reserven sprechen werden, ist groß!“

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) Westendstr. 61, 60325 Frankfurt Telefon: 069/975070, Telefax: 069/97507261

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