Kinder brauchen Zuspruch, keine Lippenbekenntnisse / Hoppe fordert verbindliche Früherkennungsuntersuchungen
(Berlin) - Die Vernachlässigung von Kindern bis hin zur Kindesmisshandlung ist eine Schande für unsere Gesellschaft. Wenn wir uns wirklich dem Humanismus verpflichtet fühlen, dann müssen wir auch gerade den Menschen helfen, die sich selbst nicht helfen können. Dann müssen wir auch da hinsehen, wo sich das soziale Umfeld verdunkelt?, erklärte gestern (17. Dezember 2007) Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe. Ärzte können helfen, brauchen aber die Unterstützung staatlicher Organisationen.
Verantwortung ist nicht teilbar. Das gilt gleichermaßen für uns Ärzte, für die Politik und nicht zuletzt für die Medien. Nur eine differenzierte Betrachtungsweise und nachhaltiges, gemeinsames Handeln kann uns aus dieser Misere hinausführen. Deshalb appelliere ich an Bundeskanzlerin Merkel, auf der bevorstehenden Konferenz mit den Ministerpräsidenten ein System verbindlicher Früherkennungsuntersuchungen einzurichten, wie das der Deutsche Ärztetag bereits im Mai dieses Jahres gefordert hat, sagte Hoppe.
Die Teilnahme an den jeweiligen Kinderfrüherkennungsuntersuchungen müsse im Konsens mit den Eltern bescheinigt werden. Die Jugendhilfe sowie der öffentliche Gesundheitsdienst würden dadurch in die Lage versetzt, Eltern über ein Erinnerungsverfahren zur Teilnahme aufzufordern. So könnten schließlich auch diejenigen Kinder und Familien ausfindig gemacht werden, die sich einer Früherkennungsuntersuchung weiterhin entziehen.
Verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen können aber nur ein Bestandteil eines flächendeckenden Netzes früher Hilfestrukturen sein, das gefährdeten Kindern und Familien zeitgerecht und kompetent zur Seite steht. Deshalb dürfen die Strukturen der aufsuchenden Hilfe des öffentlichen Gesundheitsdienstes und der Jugendhilfe nicht weiter unter der Vorgabe der Sparsamkeit und beschränkter Haushaltsmittel abgebaut werden. Kinder brauchen Zuspruch, keine Lippenbekenntnisse, sagte Hoppe.
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