Klassenfahrten: "Nur noch Dienst nach Vorschrift" / tlv erhält Antwortschreiben vom TMBJS / Klaubert kritisiert Engagement des Verbands für Chor- und Sportreisen / Lehrerverband rät zum "Dienst nach Vorschrift"
(Erfurt) - Mit Resignation reagierte der tlv thüringer lehrerverband auf das Antwortschreiben von Kultusministerin Dr. Klaubert zum Thema Klassenfahrten. "Wir sind mit unserem Latein am Ende", so der Landesvorsitzende Rolf Busch. "Am besten, die Schulen machen nur noch Dienst nach Vorschrift. Sämtliches zusätzliches Engagement der Lehrer scheint ein sinnloser Kampf gegen Windmühlen zu sein."
Das Schreiben, welches der tlv am heutigen Vormittag erhielt, enthielt die Antworten auf die vor 14 Tagen ans TMBJS gestellten Fragen zum Thema Klassenfahrten. Anlass war die Genehmigung der vom Radiosender mdr JUMP verlosten Klassenfahrt in den Europapark Rust. Der tlv sieht darin einen Widerspruch zu den geltenden Vorschriften und zu früheren Aussagen des Ministeriums bezüglich Fahrten mit überwiegend touristischem Charakter.
"Das Kultusministerium beruft sich darauf, dass die neue Verwaltungsvorschrift alles hinreichend regelt und den Schulen derzeit im Rahmen von Informationsveranstaltungen erklärt wird", erklärt Busch. "Das fühlt sich so an, als ob ein Italiener hinter seine Ausführungen ein fettes 'Basta!' setzt - jede weitere Widerrede scheint damit zwecklos."
Das Engagement der Lehrer für besondere Fahrten wie Skilager oder die Teilnahme an Chorwettbewerben sei offenbar unerwünscht. Mehr noch: Die Kultusministerin kritisierte in ihrem Antwortschreiben den tlv für seinen "vehementen Einsatz [...] für die Finanzierung touristischer Angebote der Schulen [...], deren pädagogischer Mehrwert nur einer geringen Anzahl ausgewählter Schüler zu Gute kommt."
Der tlv Landesvorsitzende zeigt sich über diesen Passus besonders enttäuscht, denn er sieht in der Durchführung sportlicher oder musikalischer Reisen einen wichtigen Beitrag für die persönliche Entwicklung talentierter Schüler. "Nach wie vor werden diese Reisen jedoch nicht als Klassenfahrten gewertet - vielmehr scheint es, als handele es sich aus Sicht des TMBJS dabei um elitären Luxus. Den betroffenen Lehrern bleibt daher nur, entweder trotzdem illegal während der Schulzeit zu fahren - oder aber in den Ferien als Privatperson. Dann besteht jedoch keinerlei dienstlicher Versicherungsschutz." Notgedrungen rät daher der tlv seinen Mitgliedern, Klassenfahrten nur noch als "Dienst nach Vorschrift" zu behandeln. "Bleiben Sie am besten in Thüringen, verzichten Sie auf einen zu hohen Freizeitwert und sehen Sie zu, dass Sie immer alle Schüler mitnehmen. Nur dann sind Sie auf der sicheren Seite."
Einen positiven Aspekt habe die Diskussion immerhin aufgezeigt, so Busch: "Nach der Zusage von Frau Dr. Klaubert, dass alle Klassenfahrten genehmigt worden sind, gehen wir davon aus, dass in diesem Jahr tatsächlich 1,5 Millionen Euro ausgezahlt werden. Dadurch dürfte erstmals ein großer Teil der Dienstreisen für Thüringens Lehrer bezahlt werden." Dem gegenüber stünden die früheren Aussagen aus dem TMBJS, es seien jährlich nur etwa 500.000 Euro abgerufen worden. "An dieser Differenz sieht man deutlich, wie viel unsere Lehrer bisher aus eigener Tasche bezahlt haben."
Quelle und Kontaktadresse:
tlv thüringer lehrerverband
Pressestelle
Tschaikowskistr. 22, 99096 Erfurt
Telefon: (0361) 302526-30, Fax: (0361) 302526-5932