Pressemitteilung | Institut Arbeit und Technik

Längere Arbeitszeiten können teuer werden / Institut Arbeit und Technik warnt vor versteckten Kosten

(Gelsenkirchen) - Arbeitszeitverlängerungen können langfristig ein Unternehmen teuer zu stehen kommen, auch wenn sie kurzfristig Lohnkosten zu senken scheinen. Wenn Unternehmen wie Karstadt, Opel oder VW die akute Krise nutzen wollen, um Arbeitszeitverlängerungen durchzusetzen, sollten sie zuvor kritisch die Auswirkungen auf Organisation, Produktivität und Motivation der Mitarbeiter prüfen. „Denn längere Arbeitszeiten sind kein Weg aus der Krise“, so der Arbeitszeitforscher Dr. Sebastian Schief vom Institut Arbeit und Technik /Wissenschaftszentrum NRW (IAT/Gelsenkirchen). „Effektiver ist eine intelligente Neuorganisation der Arbeit, etwa mit Arbeitszeitkonten, Gleitzeit oder versetzten Arbeitszeiten, so dass gerade auch mit kurzen Arbeitszeiten Maschinen lange genutzt oder Dienstleistungen länger angeboten werden können.

Arbeiten die Beschäftigten zum gleichen Lohn einige Stunden länger, sinken zwar zunächst rechnerisch die Arbeitskosten, aber auch die Motivation: das vor allem, wenn Arbeitszeitverlängerungen ohne Zustimmung der Arbeitnehmer eingeführt werden und die Notwendigkeit aufgrund der prekären Lage des Unternehmens nicht glaubhaft vermittelt wird und nachvollziehbar ist. Wichtig ist vor allem eine Befristung der Maßnahme, stellt Dr. Sebastian Schief fest. Mit der Geschäftsführung muss eine Vereinbarung getroffen werden, dass die krisenbedingte Arbeitszeitverlängerung bei wirtschaftlicher Erholung des Unternehmens wieder rückgängig gemacht wird.

Wie Untersuchungen des IAT zeigen, gehen längere Arbeitszeiten mit niedrigerer Produktivität einher. Mitarbeiter mit kürzeren Arbeitszeiten sind produktiver als jene mit längeren Arbeitszeiten. Auch die Organisation kann ineffizient werden, weil das Management durch die längeren Arbeitszeiten dazu verleitet wird, sich über die Effizienz der Arbeitsorganisation keine Gedanken zu machen. Kurze Arbeitszeiten wirken dagegen wie eine „Produktivitätspeitsche, weil sie die Kreativität anregen, wie in kurzer Zeit besser gearbeitet werden kann“. Gegenüber einer klugen Kombination von kürzeren Arbeitszeiten mit längeren Betriebszeiten ist Arbeitszeitverlängerung „einfallslos“, eingefahrene Strukturen werden zementiert und Zeitverschwendung gefördert.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut Arbeit und Technik Munscheidstr. 14, 45886 Gelsenkirchen Telefon: 0209/17070, Telefax: 0209/1707110

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