Lohnstückkosten sinken massiv - Beschäftigungsaufbau mager
(Frankfurt/M.) - Die Metallindustrie erlebt zur Zeit nach Angaben der IG Metall ein Boom-Jahr wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Hohen Produktionssteigerungen stünden stark sinkende Lohnstückkosten gegenüber, berichtet die Wirtschaftsabteilung der IG Metall in ihrer Analyse "Metallkonjunktur 3/2000", die am 20. November in Frankfurt veröffentlicht wurde.
"Gewinner dieses Booms sind die Unternehmer, nicht die Arbeitnehmer, kritisierte der 2. Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Peters. Trotz sinkender Kostenbelastung hätten die Unternehmen die Beschäftigung kaum ausgedehnt. Produktionszuwächse von gut zehn Prozent in den ersten acht Monaten des Jahres 2000 hätten nur einen magereren Personalaufbau von 0,4 Prozent zur Folge. Die Lohnstückkosten seien in den ersten acht Monaten dieses Jahres gegenüber 1999 um etwa sechs Prozent zurückgegangen, seit 1995 sogar um insgesamt 19 Prozent. Das sei die stärkste Kostenentlastung der Unternehmen seit 1994, betonte Peters. "Es ist ein Skandal, dass die Unternehmen nicht mehr Arbeitplätze schaffen." Die Konjunktur und die Voraussetzung für mehr Beschäftigung könnten kaum besser sein. "Aber die Gewinne werden gebunkert und nicht in neue Arbeitsplätze investiert."
Bereits seit dem Jahresende 1999 liegt nach Angaben der IG Metall-Wirtschaftsexperten der Auftragseingang in den vier Hauptbranchen der Metallindustrie ( Metallerzeugnisse, Maschinenbau, Elektrotechnik und Fahrzeugbau) signifikant über dem Vorjahresniveau. Parallel zur Produktionsausdehnung habe die Zahl der geleisteten Überstunden zugenommen. Dabei sei die Beschäftigung im ersten Quartal 2000 sogar rückläufig gewesen. Erst seit dem zweiten Quartal sei sie wieder etwas angestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr arbeiteten im August dieses Jahres nur 18 000 Beschäftigte mehr in den Betrieben der Metallverarbeitung.
Trotz Ölpreissteigerung und geringeren weltweiten Wachstumsraten wird die metallverarbeitende Industrie nach Ansicht der Gewerkschaft auch im Jahr 2001 ihre Produktion weiter ausdehnen. Es sei zu erwarten, dass die Inlandsnachfrage vor allem als Folge des Steuersenkungsprogramms der Bundesregierung die Rolle des Wachstumsmotors übernehmen werde. Trotz Ökosteuer-Erhöhung werde das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte real um 2,7 Prozent wachsen. Die Produktion in der metallverarbeitenden Industrie werde daher im Jahr 2001 vermutlich um sechs bis sieben Prozent anziehen. Da auch im kommenden Jahr nicht mit einem übermäßigen Beschäftigungswachstum zu rechnen sei, werde die Produktivität weiter steigen, während die Lohnstückkosten erneut um mindestens vier Prozent sinken würden. Die Lohnstückkosten würden im Jahr 2001 damit mehr als 20 Prozent unter dem Niveau von 1995 liegen. Trotz dieser Kostenentlastung würden schätzungsweise 130 000 weniger Arbeitnehmer in den Betrieben der Metallindustrie arbeiten als 1995.
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