Neue Modelle führen zu Auftragsschub / 1. Halbjahr mit plus 2,4 Prozent / Pkw-Neuzulassungen / VDA erhöht Jahresprognose auf 3,3 Mio. Pkw
(Frankfurt am Main) - Angesichts eines um 5 Prozent höheren Auftragseingangs im 1. Halbjahr mit einem Plus von 18 Prozent allein im Juni , des Markterfolges neuer Modelle und des langsam wirksam werdenden Ersatzbedarfs erhöht der VDA seine Jahresprognose. Die gut laufenden neuen Modelle, der steigende inländische Auftragseingang und die sich abzeichnende Erneuerung im Bestand geben uns die Zuversicht, für das Gesamtjahr 2005 ein Absatzniveau von nunmehr 3,3 Mio. Pkw zu erwarten. Zudem ist die Produktion gestiegen und der Export liegt stabil auf dem zweithöchsten jemals erreichten Halbjahresniveau. Auch das Nutzfahrzeuggeschäft läuft weiter rund, betonte Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) anlässlich der VDA-Pressekonferenz Auto 2005 in Frankfurt.
Er zog eine Zwischenbilanz: Das erste Halbjahr hat uns erwartungsgemäß vieles abverlangt: Ein Start mit Hindernissen im deutschen Markt, neue Höchststände beim Ölpreis, hohe Rohstoffkosten, ein teurer Euro, noch schärferer Wettbewerb mit Produkten aus Niedriglohnländern, Rabatte, Feinstaub, gesamtwirtschaftliche Wachstumsschwächen. Vor diesem Hintergrund ist das erste Halbjahr noch einigermaßen befriedigend gelaufen. Diese Industrie hat sich insgesamt wacker geschlagen.
Im ersten Halbjahr 2005 wurden rund 1,7 Mio. Pkw zugelassen, ein Plus von
2,4 Prozent. Das ist ein lange erwarteter Wechsel in den Vorzeichen nach 5 Jahren im Rückwärtsgang in Deutschland. Jetzt hoffen wir, dass es nicht nur ein Zwischenhoch ist wir bewegen uns schließlich immer noch auf einem niedrigen Plateau. Aber immerhin hat diese Industrie Fahrt aufgenommen und beweist wieder einmal konjunkturelle Zugkraft.
Im Juni sind die Neuzulassungen mit voraussichtlich 335.000 Pkw um 8 Prozent gestiegen ein Zuwachs im dritten Monat in Folge. Prof. Gottschalk: Die untere Widerstandslinie scheint erreicht. Es geht endlich wieder einmal aufwärts. Besonders erfreulich sei der anhaltende Aufwärtstrend bei den inländischen Auftragseingängen der deutschen Hersteller: Hier liegt der eigentliche Grund für unsere wachsende Zuversicht dennoch bleiben wir vorsichtig, betonte Prof. Gottschalk.
In weiten Teilen werde der Markt noch künstlich beatmet. Es habe in Deutschland zwar keine dramatische Verschärfung der Rabattsituation gegeben wie in den USA. Prof. Gottschalk: Aber anhaltend hoch und ungesund sind die Nachlässe bei uns allemal. Insofern hat der Schwenk der Neuzulassungen ins Positive durchaus einen bitteren Beigeschmack.
Das Auslandsgeschäft bleibe weiterhin der bestimmende Faktor, der allerdings im Dollarraum ergebnisseitig keine strahlenden Gesichter hervorrufe. Im 1. Halbjahr sind insgesamt 1,92 Mio. Pkw exportiert worden. Die höchsten Zuwachsraten wurden im Export nach Frankreich und Spanien mit je 23 Prozent erzielt. Im Juni nahm der Export um 4 Prozent zu, die Pkw-Produktion zog um 6 Prozent auf 516.000 Einheiten an und der Auftragseingang aus dem Ausland stieg um 8 Prozent.
Der Pkw-Markt in Westeuropa wird im Juni voraussichtlich um 4 bis 5 Prozent zulegen und damit das Halbjahresergebnis des Vorjahres nahezu erreichen.
7 von 10 in Deutschland hergestellten Pkw werden ausgeführt. Diese Exportperformance sei umso höher zu veranschlagen, als Modellwechsel, Währungsrisiken und strukturelle Verwerfungen, wie in China, das Geschäft erschwert hätten.
Prof. Gottschalk: Wir sind im Inland gewachsen und haben zugleich unsere Position im Ausland gefestigt eine klassische Win-Win-Situation. Ich will damit die Verlagerungsdiskussion nicht verharmlosen, vor der insbesondere die Zulieferindustrie steht. Sie habe aber in den letzten zehn Jahren trotz der verstärkten internationalen Präsenz 90.000 neue Arbeitsplätze im Inland geschaffen und sei im Weltmarkt Technologieführer.
Allerdings sei der Druck größer geworden, für Hersteller und Zulieferer: Seit 2003 haben sich die Rohstoffpreise, insbesondere für Stahlprodukte, mehr als verdoppelt. Diese Kosten mussten von der gesamten Wertschöpfungskette getragen werden: Angesichts der angespannten Absatzlage war und ist eine Weitergabe an den Endkunden nur in Ausnahmefällen möglich. Aber wir konnten bei der Materialpreisexplosion zumindest ein Abreißen der Wertschöpfungskette verhindern, unterstrich Prof. Gottschalk.
Insbesondere die Zulieferunternehmen verstärkten ihre Effizienzanstrengungen als letztes Mittel auch durch das Ausweichen auf Niedrigkostenstandorte: Wenn dann noch der Inlandsmarkt fünf Jahre stockt und die Rahmenbedingungen sich nur langsam verbessern, darf man sich nicht wundern, wenn sich die positiven Beschäftigungszuwächse der Vergangenheit nicht so einfach in die Zukunft fortschreiben lassen, so Prof. Gottschalk.
Die Beschäftigung sei mit 767.000 Mitarbeitern zwar um 4.000 Stellen niedriger, ohne den Opel-Effekt gerechnet aber noch immer relativ stabil. Prof. Gottschalk: Aber das Risiko, dass der Höhepunkt der Beschäftigung überschritten sein könnte, nimmt zu, wenn sich die Standortbedingungen nicht rasch verbessern und die Konjunktur wieder anzieht.
Der VDA-Präsident ging auf das Dieselthema ein: Mindestens so ärgerlich wie die Kraftstoffverteuerung beim Diesel ist die Tatsache, dass die Kunden eine berechenbare Entscheidungsgrundlage durch die ergebnislose Diskussion zwischen Bund und Ländern bei der steuerlichen Förderung von Dieselpartikelfiltern nach wie vor vermissen. Prof. Gottschalk betonte: Der Partikelfilter kommt! Der Feinstaub wird bleiben! Das wird die Politik dem Bürger dereinst noch erklären müssen. Wenn alle Diesel in Deutschland mit Partikelfilter ausgerüstet seien, reduziere dies den Feinstaub nur um 2,5 Prozent. Das werde gern verdrängt. Prof. Gottschalk kündigte eine beispiellose Offensive des Clean-Diesel an: Damit werden wir unseren weltweiten Wettbewerbsvorsprung in dieser Technologie noch weiter ausbauen. Über 80 Prozent der in Deutschland derzeit zugelassenen Diesel mit Filter kommen von deutschen Marken. Inzwischen werden bereits 35 Prozent aller im Inland hergestellten deutschen Diesel mit Filter zugelassen.
Abschließend betonte Prof. Gottschalk: Die fiskalische Belastung des Autofahrers muss umgekehrt werden! Die Mobilitätsbudgets unserer Kunden sind nach fünf Stufen Ökosteuer ohnehin stark in Mitleidenschaft gezogen. Umso mehr begrüßen wir die aktuelle Aussage der Opposition, dass sie langfristig die Ökosteuer abschaffen will. Zur Diskussion über eine mögliche Mehrwertsteuererhöhung sagte Prof. Gottschalk: Dies wirkt zum jetzigen Zeitpunkt und ohne Wissen über die Einordnung in ein steuerpolitisches Gesamtkonzept eher dämpfend.
Der Automobilmarkt in Deutschland hat 2005 das Zeug dazu, endlich wieder ins Plus zu drehen. Wir glauben, dass das zu packen ist. Damit aus diesem Hoffnungsschimmer eine wirkliche Erholung wird, muss es in der nächsten Legislaturperiode klare Botschaften geben, damit sich nach dem Misstrauen jetzt wieder Vertrauen bei den Bürgern einstellt, so Prof. Gottschalk.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)
Westendstr. 61, 60325 Frankfurt
Telefon: 069/975070, Telefax: 069/97507261
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