Pressemitteilung | Bundesverband Deutscher Pathologen e.V.

Neue Obduktionsstudie zeigt: Qualität klinischer Diagnostik ist gestiegen

(Berlin) - Die Obduktionsergebnisse des Krankenhauses Görlitz der Jahre 2005 bis 2007 wurden mit denen von 1987 verglichen. Hauptaugenmerk galt der Diagnosequalität bei den zum Tode führenden Krankheiten. Der 20 Jahre umfassende Rückblick lässt eine positive Tendenz hinsichtlich der Diagnosesicherheit erkennen.
1987 wurden in der "Görlitzer Studie" mit 97 Prozent fast alle Verstorbenen obduziert. Damals lag die volle Übereinstimmung zwischen der klinischen Diagnose und dem Obduktionsbefund nur bei 41 Prozent. In 37 Prozent der Fälle gab es wegen Fehleinschätzungen keine Übereinstimmung. 20 Jahre später betrug die volle Übereinstimmung bei den Todesursachen 60 bis 62%. Im Jahr 2007 sank der Anteil der Fehleinschätzungen (keine Übereinstimmung) erstmals auf 18%.
Innerhalb der vier häufigsten zum Tode führenden Leiden veränderte sich in dem Vergleich über 20 Jahre die Reihenfolge nicht. Herz-Kreislauferkrankungen stehen an erster Stelle, gefolgt von bösartigen Tumoren. Infektionen und Entzündungen stellen die dritthäufigste Todesursache dar. Danach folgen an vierter Position Erkrankungen der Atmungsorgane ohne Pneumonien. Unter den bösartigen Tumoren führt das Bronchialkarzinom (24 Prozent) im Obduktionsgut am häufigsten zum Tode.
"Die Diagnosesicherheit bei den zum Tode führenden Krankheiten hat sich gebessert - so viel kann man erfreut sagen", bestätigt Prof. Dr. med. Werner Schlake, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Pathologen. Erhöhte Diagnosesicherheit ist die Voraussetzung für größere Behandlungssicherheit. Angesichts der Datenquelle vermutet er aber, dass sich die Qualität nur dort verbessert hat, wo viel obduziert wird. Es sei naheliegend, dass die diagnostischen Fähigkeiten der Ärzte des Görlitzer Krankenhauses bei über 30 Prozent Sektionsfrequenz besser geschult sind als in Krankenhäusern, die kaum oder gar nicht obduzieren. Um hier Qualität vergleichbar zu machen, fordert der Verbands-Chef deshalb, der Autopsiereport müsse Gegenstand der gesetzlichen Qualitätsberichterstattung der Krankenhäuser werden. "Angaben zu Sektionsfrequenz und -ergebnissen gehören in den Qualitätsbericht", betont er mit Nachdruck.
Auch neuere Arbeiten zeigen, dass die diagnostischen Fähigkeiten der Krankenhausärzte, aber auch die Qualität insgesamt gegenüber den anderen Häusern mit der Zahl der Obduktionen steigen. Unter diesem Gesichtspunkt empfiehlt Prof. Schlake den Patienten: "Gehen Sie dorthin, wo viel obduziert wird".

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Pathologen e.V. Dr. Christine Winkler, Pressereferentin Invalidenstr. 90, 10115 Berlin Telefon: (030) 30881970, Telefax: (030) 308819715

(aj)

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