Pressemitteilung | Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)

Neuer Produktionsrekord bei Schwer-Lkw im IAA-Jahr / Nfz-Aufschwung im vierten Jahr / VDA hebt Nutzfahrzeug-Prognose für Zulassungen, Export und Produktion an

(Frankfurt am Main) - Im Jahr der IAA Nutzfahrzeuge erfreut sich die deutsche Nutzfahrzeugkonjunktur eines robusten Aufschwungs. Positive Konjunkturvorzeichen sind bereits im vierten Jahr in Folge zu verzeichnen. Die Kapazitäten sind voll ausgelastet. Die Branche erwartet für 2006 ein kräftiges Umsatzplus von 7 Prozent. „Das Nutzfahrzeuggeschäft im In- und Ausland läuft so erfreulich, dass wir unsere Jahresprognose für Inlandszulassungen, Export und Produktion von Nutzfahrzeugen anheben können. Das ist ein viel versprechendes Vorzeichen für die IAA“, betonte Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), anlässlich des vom VDA veranstalteten Internationalen Presse-Workshops in Frankfurt.

„Die IAA wird nicht nur eine IAA der vollen Auftragsbücher, sondern auch der Innovationen“, so Prof. Gottschalk unter Bezug auf neue Produkte, innovative Nutzfahrzeugkonzepte, neueste Umwelttechnologien und das breite Angebot an Fahrzeugsicherheit.

In Deutschland erwartet der VDA-Präsident bei Schwer-Lkw nach 85.000 Neuzulassungen im Vorjahr nunmehr 91.000 in 2006. Der Export dürfte mit 115.000 Einheiten nahezu das Rekordniveau des Vorjahres erreichen und die Produktion steuert auf einen neuen Höchststand von 172.000 Fahrzeugen (plus 2 Prozent) zu. Auch bei leichten Nutzfahrzeugen dürften Inlandsabsatz und Export dank attraktiver neuer Fahrzeuge höher ausfallen und die Produktion um 2 Prozent auf 235.000 Einheiten steigen.

Das erste Halbjahr 2006 stand konjunkturell ganz im Zeichen einer sich fortsetzenden Belebung des Nutzfahrzeuggeschäfts. Das zeigt der Auftragseingang von Transportern, der im Inland um 15 Prozent und im Ausland um 4 Prozent zulegte. Die Bestellungen von Schwer-Lkw stiegen im Inland sogar um 37 Prozent, die aus dem Ausland um 26 Prozent.

Auch der Auftragsbestand, der im Juni bei 27.700 Schwer-Lkw und 44.600 leichten Nutzfahrzeugen lag, zeigt mit insgesamt 22 Prozent ein starkes Fundament für Konjunktur und Beschäftigung. Die Beschäftigung im Nutzfahrzeugbereich stieg auf über 200.000 Mitarbeiter. Das sind 5.000 mehr als noch vor drei Jahren. Rechnet man die von Betrieb, Wartung und Einsatz des Nutzfahrzeugs abhängigen Beschäftigten hinzu und bezieht Service, Handel und Dienstleistungen mit ein, hängen in Deutschland insgesamt rund 2,5 Mio. Arbeitplätze vom Nutzfahrzeug ab.

„Damit war der Nutzfahrzeugbereich nicht nur Initialzündung für die verbesserte Investitionsgüterkonjunktur in Deutschland, sondern hat diese auch systematisch verstetigt. Die Verfestigung der Inlandsnachfrage ist gerade das, was die Konjunktur heute braucht“, so Prof. Gottschalk. Die stabile Aufwärtsentwicklung ist umso positiver zu werten, als die wichtigsten Nutzfahrzeugmärkte der Welt sich weitgehend im Einklang nach oben bewegen. „Die Branche wird 2006 mit voller Kraft ihre Kapazitäten ausfahren und für 2007 sind wir zuversichtlich, dass die Lkw-Konjunktur auch bei geringerer Drehzahl hochtourig bleiben wird, es sei denn, die Gesamtwirtschaft bekäme einen ‚Mehrwertsteuer-Schnupfen’“, betonte Prof. Gottschalk.

Auch wenn Sonderfaktoren – wie der Vorzieheffekt aufgrund der EU-weiten Einführung des Digitalen Tachographen zum 1. Mai und des Inkrafttretens der EU-Grenzwertstufe Euro 4 im Herbst – kräftige Impulse auslösten, hat sich doch vor allem der Lkw gegenüber seinen Wettbewerbern in Transport und Logistik mit diesem Aufschwung eine neue Qualität erobert.

„Dieser Aufschwung stärkt den Lkw im Verhältnis zu seinen Wettbewerbern um die ‚Logistik-Meisterschaft’. Er ist der ideale ‚Netzwerker’. Die Unentbehrlichkeit hat sich herumgesprochen, auch wenn es noch nicht alle wahrhaben wollen: Wer Wachstum will, braucht Lkw’“, unterstrich der VDA-Präsident.

„Alle Versuche seitens der Verkehrspolitik, den Trend zugunsten des Lkw zu stoppen oder gar umzukehren, sind an den Systemvorteilen des Lkw gescheitert“, betonte Prof. Gottschalk. So werde der Lkw nach Prognosen der EU-Kommission seinen Marktanteil im Güterverkehr in Europa von derzeit rund 70 Prozent bis 2020 sogar noch auf rund 75 Prozent steigern. Inzwischen habe sich auch gezeigt, dass eine Verkehrspolitik der fiskalischen Bestrafung nichts, aber auch gar nichts am „modal split“ zu ändern vermag. Prof. Gottschalk: „Zudem ist es mit der Technologie für Euro 5 in kürzester Zeit gelungen, den Lkw vom vermeintlich ökologisch Unterlegenen zum Klassenbesten zu machen.“

Moderne Fahrzeuge bräuchten aber, so der VDA-Präsident, auch eine moderne, bedarfsgerechte Straßeninfrastruktur. Hier drohe der Staat seine Hausaufgaben vor allem in den nächsten Jahren zu vernachlässigen. Allein in Deutschland fehlten Jahr für Jahr gut 2 Mrd. Euro für den Ausbau und die Erhaltung der Fernstraßen. Es sei mehr als bedauerlich, dass die Einführung der Lkw-Maut in Deutschland nicht zu der erforderlichen Mittelverstärkung geführt habe. Prof. Gottschalk: „Die Mauteinnahmen haben entweder frühere Finanzierungsansätze aus dem Haushalt ersetzt oder sind in eine andere Verwendung geflossen. Die Hälfte der Einnahmen ist zur Querfinanzierung für andere Verkehrsträger zweckentfremdet worden. Dies widerspricht dem Gedanken einer Nutzerfinanzierung der Infrastruktur, die durch die Einführung der Lkw-Maut ja gerade gestärkt werden sollte.“ Handlungsbedarf bestehe auch bei der Harmonisierung der Wettbewerbsbedingungen. Das Entlastungspaket von 600 Mio. Euro sei noch immer nicht geschnürt. Prof. Gottschalk: „Wettbewerbsverzerrungen für unsere deutschen Transportunternehmen in Europa wirken wie ‚Bleiwesten beim Hochsprung’.“

Von der guten Absatzentwicklung profitieren auch die Hersteller von schweren Anhängern über 6 t, die ihren Absatz im ersten Halbjahr gegenüber dem bereits sehr hohen Vorjahresvolumen nochmals um 23 Prozent steigern konnten. Die Anhänger- und Aufbauhersteller sind für den weiteren Verlauf des Jahres sehr zuversichtlich, 2006 wiederum einen Umsatzrekord zu erzielen.

Auch das Omnibus-Jahr 2006 ist erfreulich. Die Konjunktur verspürt wieder eine Belebung, nachdem die Krise der öffentlichen Haushalte und die konjunkturelle Situation im Inland das Busgewerbe im vergangenen Jahr noch belastet haben. Im ersten Halbjahr 2006 verließen mit 4.300 Fahrzeugen 15 Prozent mehr Busse die Fertigungsbänder in Deutschland. Der Export stieg um 20 Prozent auf 3.300 Fahrzeuge, der Inlandsabsatz legte um 13 Prozent auf nahezu 3.000 Omnibusse zu.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) Eckehart Rotter, Leiter, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Westendstr. 61, 60325 Frankfurt am Main Telefon: (069) 975070, Telefax: (069) 97507261

(sk)

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