Pressemitteilung | Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)

Potenziale vor allem im Premiumbereich / Mehr Ingenieure und Ausbau der Infrastruktur notwendig / Wissmann: Automobilstandort Deutschland wird weiter wachsen

(Frankfurt/Stuttgart) - „Wer auf den Wachstumsmärkten erfolgreich sein will, muss auch mit eigener Fertigung vor Ort präsent sein. Allein über den Export lässt sich das nicht mehr `stemmen´. Es spricht für die Weitsicht der deutschen Automobilindustrie, dass sie diesen Schritt bereits vor vielen Jahren eingeleitet hat und diesen Kurs konsequent weiter verfolgt“, betonte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), auf dem 19. Automobil-Forum in Stuttgart.

Innerhalb der letzten zehn Jahre sei die Pkw-Inlandsproduktion um 22 Prozent auf 5,7 Mio. Einheiten gesteigert worden, während sich die Auslandsproduktion um 93 Prozent auf gut 5,2 Mio. Pkw erhöhte. Der Pkw-Export wuchs im gleichen Zeitraum um 53 Prozent auf 4,3 Mio. Pkw. Wissmann: „Die Auslandsproduktion ist damit mehr als viermal so schnell gewachsen wie die Inlandsproduktion – und fast doppelt so schnell wie der Export. Dieser konsequente Internationalisierungskurs hat auch Arbeitsplätze am Standort Deutschland gesichert und neue geschaffen.“ So habe die deutsche Automobilindustrie den Anteil ihrer Mitarbeiter mit akademischem Abschluss allein im letzten Jahr um 6.000 Stellen auf 91.000 erhöht. Gerade im FuE-Bereich würden immer mehr Ingenieure benötigt.
Laut einer aktuellen McKinsey-Studie werde, so Wissmann, der automobile Produktionsstandort Deutschland vom Wachstum der globalen Nachfrage profitieren. Die weltweite Nachfrage nach deutschen Pkw werde bis zum Jahr 2020 um 18 Prozent steigen. Zwar werde ein Großteil davon vor Ort in den Wachstumsregionen herstellt werden, doch bleibe für den Inlandsmarkt immer noch eine Zusatzproduktion von 700.000 Neuwagen.

Am Standort Deutschland werden, so Wissmann, künftig besonders viele Premiumfahrzeuge und Nischenmodelle produziert. Das Produktangebot werde sich weiter differenzieren und die Zahl der Modelle deutlich steigen. Der Anteil der Premiumprodukte werde von derzeit gut 50 Prozent auf 58 Prozent weiter steigen. Wissmann: „Da Premiummodelle deutlich mehr Komponenten und anspruchsvollere Technologien enthalten und auch die Produktion selbst aufwendiger ist, wird sich – das ist eine gute Nachricht – die Wertschöpfung am Standort Deutschland erhöhen.“ Der Anstieg der Produktion von Premiumfahrzeugen eröffne insbesondere den deutschen Zulieferern erhebliches Potenzial für weiteres Umsatzwachstum.

Wissmann unterstrich: „Die deutsche Automobilindustrie – Hersteller wie Zulieferer – haben sich bereits bisher als Impulsgeber für Innovationen verstanden und damit ihren Erfolg auf den Weltmärkten erst ermöglicht. Nun geht es darum, auch in den kommenden Jahren diese Dynamik fortzuschreiben. Denn von der Innovationskraft hängen nicht nur die Arbeitsplätze in der Entwicklung ab, sondern auch die in der Produktion und im Vertrieb.“

Dazu gehöre allerdings auch, dass Deutschland noch wesentlich intensiver als bisher seine Bildungs- und Forschungsinvestitionen gerade im Ingenieurbereich vorantreibe. Es sei keineswegs zufriedenstellend, dass Deutschland gerade einmal 5,3 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Bildung aufbringe, während es im OECD-Durchschnitt nahezu sechs Prozent seien.

Im Jahr 2006 hätten insgesamt knapp 41.000 Ingenieure in Deutschland ihr Studium abgeschlossen, für 2007 sei lediglich mit einem leichten Anstieg zu rechnen. Wissmann: „Entscheidend ist aber, dass die Zahl der Studienanfänger – rund 80.000 – seit fünf Jahren nicht zunimmt, im Bereich Elektrotechnik gab es sogar einen Rückgang von fast 9 Prozent auf nur noch 16.500 Erstsemester. Im Maschinenbau und in der Verfahrenstechnik ist seit fünf Jahren kein nennenswertes Wachstum an Studienanfängern zu verzeichnen. Diesen Trend gilt es umzukehren.“

Wissmann sprach sich zudem für einen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur aus. Obwohl das Straßenetz den größten Anteil an den investiven Ausgaben des Bundeshaushaltes ausmache, sei die absolute Höhe der Investitionen für einen bedarfsgerechten Bundesfernstraßenbau seit Jahren unzureichend. Im Bundesverkehrswegeplan 2000 habe sich die Bundesregierung noch das Ziel eines jährlichen Investitionsvolumens von 5,2 Mrd. Euro für die Bundesfernstraßen gesetzt. Tatsächlich seien aber Investitionen in dieser Höhe, abgesehen vom Jahr 2005, nie erreicht worden; bis 2011 würden die Investitionen nach den jetzigen Planungen sogar auf ein Niveau von nur noch 4,5 Mrd. Euro sinken. Dabei wachse der Straßengüterverkehr derzeit so stark wie schon lange nicht mehr und werde nach einer aktuellen Prognose des Bundesverkehrsministeriums bis zum Jahr 2025 noch um weitere 50 Prozent zunehmen.

„Wir brauchen also dringend mehr Investitionen, um die Kapazität unseres Netzes dem Bedarf anzupassen - durch Erhalt und Ausbau und durch intelligente Telematik, mit deren Hilfe Staus vermieden werden können, in denen bislang Millionen Tonnen Kraftstoff vergeudet werden. Zu diesem Zweck muss vor allem das Aufkommen der Lkw-Maut in die Straße zurückfließen“, unterstrich der VDA-Präsident: „Der Innovationsmotor Automobilindustrie kann nur dann auf hohen Touren laufen, wenn auch die Straßen für die individuelle Mobilität in ausreichendem Maße erhalten und ausgebaut werden.“

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) Eckehart Rotter, Leiter, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Westendstr. 61, 60325 Frankfurt am Main Telefon: (069) 975070, Telefax: (069) 97507261

(el)

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