Pressemitteilung | (tlv) thüringer lehrerverband

Realitätsverlust bei Bildungsdiskussion

(Erfurt) - Deutsche Lehrerkollegien sind zu alt, bilden sich viel zu wenig fort, sind zu einem Drittel ausgebrannt und werden zu gut bezahlt. So soll das Fazit der neuen OECD - Studie lauten, die erst in dieser Woche veröffentlicht werden soll.

„Wir kritisieren nicht nur andere, sondern stellen uns der Kritik“, so der tlv Landes-vorsitzende, Rolf Busch, in einer ersten Stellungnahme. Es stimmt, dass deutsche Lehrerkollegien im internationalen Vergleich zu alt sind. Ebenfalls richtig ist, dass der Altersdurchschnitt in Thüringen im bundesweiten Vergleich noch günstig ist.

Dabei muss berücksichtigt werden, dass der Altersdurchschnitt in den letzten zehn Jahren von ca. 42 Jahren um 5 Jahre auf ca. 47 Jahre angestiegen ist. Durch die in diesem Jahr praktizierten Einschränkungen der Altersteilzeit im Bereich der Förderschulen und Berufsbildenden Schulen und durch die in der Regierungserklärung angekündigte Arbeitszeiterhöhung, die zu noch weniger Einstellungen führen wird, wird sich die Alterssituation weiter verschärfen. „Die für die Schulen dringend benötigte Mischung aus jüngeren und erfahreneren Pädagogen droht damit weiter zu kippen“, kommentiert Busch diese Entwicklung.

Tausende von Thüringer Lehrerinnen und Lehrern haben sich in den letzten Jahren in umfangreichen Erweiterungsstudiengängen für neue bzw. Mangelfächer weiterqualifiziert und sich auf die Vielzahl von Neuerungen wie z.B. neue Lehrpläne, veränderte Schuleingangsphase und Seminarfach eingestellt.

Sonderpädagogische Fachkräfte haben insbesondere Ergänzungsstudiengänge absolviert und Erzieherinnen haben u.a. in einem 200-Stunden-Programm erweiterte Qualifikationen erworben. „Angesichts der undifferenzierten OECD - Behauptung der zu geringen Fortbildung und der Fakten, die wir Pädagogen in Thüringen selbst geschaffen haben, kann man nur mit dem Kopf schütteln“, stellt der tlv Landesvorsitzende in diesem Zusammenhang fest.

Der tlv weist seit Jahren auf die Situation um die Lehrergesundheit hin und unter-stützt die so genannte Potsdamer Lehrerbelastungsstudie um Prof. Schaarschmidt, die zu einer Versachlichung der Diskussion geführt hat. „Wir erwarten die uneingeschränkte Unterstützung durch Politik und Gesellschaft bei den Bemühungen des tlv um die Lehrergesundheit. Der Arbeitsplatz Schule darf nicht länger krank machen“, fordert Busch.

Der Frage nach der überdurchschnittlichen Bezahlung muss man bundesweit die Frage nach dem immer häufiger händeringend gesuchten qualifizierten Personal entgegenstellen. Busch: „Offensichtlich ist unser Beruf in der gesamten Bundesrepublik längst nicht mehr so attraktiv, wie manche Stammtischrunde glauben machen möchte.“ Die Thüringer Situation ist dabei verschärft gekennzeichnet durch überwiegend niedrigere Eingruppierung, immer noch nicht vollzogener Angleichung und insbesondere durch den Umfang der Teilzeitbeschäftigung. Die angekündigte weitere Absenkung des so genannten Weihnachtsgeldes wird diese Schere noch weiter öffnen. „Die pauschale und undifferenzierte Kritik an allen Pädagogen wird nicht zur Verbesserung der Qualität von Bildung führen, sondern eher im Gegenteil weitere Demotivation erzeugen“, so Busch abschließend.

Quelle und Kontaktadresse:
Thüringer Lehrerverband im VBE (TLV) Werner-Seelenbinder-Str. 14, 99096 Erfurt Telefon: 0361/6021323, Telefax: 0361/6021324

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