Reisebusse sollen noch sicherer werden: Deutsche Bushersteller und Betreiber stellen Minister Stolpe Maßnahmenpaket vor
(Berlin) - Politik, Industrie und Gewerbe haben sich auf ein umfangreiches Maßnahmenpaket verständigt, um die Sicherheit im Reisebusverkehr weiter zu verbessern. Dies ist das Ergebnis eines Gesprächs des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer e.V. (bdo), des Internationalen Bustouristikverbandes e.V. (RDA) und des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) bei Bundesverkehrsminister Dr. Manfred Stolpe in Berlin. Übereinstimmend betonten alle Beteiligten, dass der Omnibus trotz der tragischen Unfälle in jüngster Zeit nach wie vor das sicherste Personenverkehrsmittel auf der Straße sei. Jährlich legen rund 80 Millionen Fahrgäste knapp 21 Milliarden Personenkilometer mit Reisebussen zurück.
Die Beteiligten wollen den Fahrgästen die Möglichkeit geben, schon bei der Reisebuchung Gewissheit über das angebotene Sicherheitsniveau zu erlangen. Dazu soll ein gemeinsames Gütesiegel "Sicheres Omnibusreisen" mit folgenden Eckpunkten geschaffen werden:
- Das Gütesiegel wird für die gesamte Sicherheitskette Fahrer, Fahrzeug und Busunternehmen zusammenhängend vergeben, da die größtmögliche Sicherheit erst aus dem Zusammenwirken aller einzelnen Glieder entsteht.
- Für das Gütesiegel qualifizieren sich Busunternehmen, die über die Beachtung der gesetzlich vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten und technischen Prüfungen hinaus insbesondere periodisch wiederkehrende, zertifizierte Sicherheitsschulungen für ihre Fahrer wahrnehmen. Wartung und Service ihrer Fahrzeuge lassen diese Unternehmen in qualifizierten Werkstätten durchführen.
- Die Bushersteller unterwerfen ihre zur Zertifizierung anstehenden Fahrzeuge regelmäßig fortzuschreibenden Checklisten, die den Sicherheitsstandard dieser Fahrzeuge dokumentieren. Vorrang haben Systeme, die die aktive Sicherheit der Fahrzeuge erhöhen. Die im VDA vertretenen deutschen Omnibushersteller werden deshalb spätestens ab Mitte 2004 alle neuen Reisebustypen mit Fahrdynamiksystemen (z.B. FDR, ESP) anbieten und damit erneut eine Vorreiterrolle in Europa einnehmen.
Die Fahrgäste bleiben aufgefordert, die bestehende Anschnallpflicht in Reisebussen zu beachten.
Hersteller und Betreiber betonten, dass einzelne Unternehmen, Fahrer und Fahrzeuge, die gesetzliche Bestimmungen nicht einhalten, dem Ruf des gesamten Gewerbes Schaden zufügen. Hier ansetzende Maßnahmen des Gesetzgebers bzw. der zuständigen Behörden sind deshalb ausdrücklich zu befürworten.
Deshalb unterstützen Hersteller und Betreiber die geplante Funktionsüberprüfung der Geschwindigkeitsbegrenzer im Rahmen der Hauptuntersuchung. Hersteller und Betreiber begrüßen schärfere Kontrollen und eine Verbesserung des Meldewesens zwischen Gewerbeaufsicht, Polizei und Genehmigungsbehörden, damit Busunternehmen, die die Vorschriften nicht einhalten, zur Verantwortung gezogen werden. Solchen Unternehmen sollte künftig die Lizenz entzogen werden.
Der hohe Sicherheitsstandard des Busreiseverkehrs wird heute durch ein breites Spektrum an gesetzlichen Vorschriften und moderner Fahrzeugtechnik gewährleistet:
- Deutschland liegt bei der Kontrolldichte und der Kontrollhäufigkeit in Europa an der Spitze. Zudem wird voraussichtlich ab 2004 der digitale Fahrtenschreiber zur lückenlosen Überwachung der Lenk- und Ruhezeiten eingeführt.
- Busfahrer müssen eine spezielle Fahrschule absolvieren und einen Personenbeförderungsschein erwerben. Die höchste Ausbildungsstufe ist der Berufskraftfahrer, der Omnibusfahrer mit Facharbeiterbrief. Viele Fahrer nehmen bereits heute an Fahrerschulungen und Sicherheitstrainings teil.
- Jeder Bus muss jährlich zur Hauptuntersuchung und zusätzlich zu einer umfassenden Sicherheitsprüfung, die bei älteren Bussen sogar vierteljährlich stattfindet.
- Seit 1. Oktober 1999 müssen alle erstmals für den Verkehr zugelassenen Reisebusse an allen Sitzplätzen mit Sicherheitsgurten ausgerüstet sein. Für die Fahrgäste besteht Anschnallpflicht.
- Die Omnibusse der im VDA vertretenen deutschen Hersteller erfüllen seit Jahren die anspruchsvollen europäischen Richtlinien für die Festigkeit des Aufbaus, d. h. der Fahrgastzelle.
- Seit 1. Oktober 1991 ist ABS Pflicht in jedem zugelassenen Reisebus.
- Antriebsschlupfregelung (ASR) und eine dritte verschleissfreie Zusatzbremse (Retarder) gehören zur Standardausstattung eines modernen Omnibusses. Die im VDA vertretenen deutschen Hersteller führen seit einigen Jahren neue Fahrzeugtypen mit elektronisch geregelten Bremsen ein.
- Seit 1. Januar 1994 werden alle neu zugelassenen Reisebusse mit Geschwindigkeitsbegrenzern ausgerüstet. Für ältere Fahrzeuge besteht eine Nachrüstpflicht. Die Systeme werden dabei ständig verbessert, um Manipulationsmöglichkeiten weitestgehend auszuschließen.
Diese Maßnahmen unterstreichen, dass der Omnibus technisch ständig verbessert wird. Das Schwergewicht liegt dabei in einer Steigerung der Sicherheit für Fahrer, Fahrgäste und andere Verkehrsteilnehmer. Die Hersteller von Reisebussen arbeiten dabei mit den Betreibern in engem Schulterschluss - zum Wohle der Kunden.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)
Westendstr. 61, 60325 Frankfurt
Telefon: 069/975070, Telefax: 069/97507261
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