Riester-Rente der Allianz: Intransparent und diskriminierend / BdV und VZ Hamburg fordern Produktverbot
(Henstedt-Ulzburg) - Der Bund der Versicherten (BdV) und die Verbraucherzentrale (VZ) Hamburg haben die Allianz Lebensversicherung aufgefordert, die klassische Riester-Rente in der derzeitigen Form nicht mehr zu vertreiben. Denn die Vertragsbedingungen sind nach Prüfung der Verbraucherschützer intransparent, widersprechen dem Versicherungsvertragsgesetz und diskriminieren Ältere, Kinderreiche und Geringverdiener. Zudem missachten sie ein vom BdV erstrittenes Verfassungsgerichtsurteil. Obwohl die Allianz bereits seit September 2011 von den Vorwürfen weiß, ist sie nicht tätig geworden. "Das zwingt uns jetzt mit rechtlichen Mitteln gegen die Riester-Rente der Allianz vorzugehen", so Axel Kleinlein, Vorstandsvorsitzender des BdV.
Hintergrund sind die sogenannten Kostenüberschüsse, die das Unternehmen regelmäßig erwirtschaftet und an denen die Kunden zu beteiligen sind. Sie entstehen dadurch, dass der Versicherer erst einmal überhöhte Kosten einkalkuliert, diese dann aber nicht vollständig verbraucht. Bei dem Allianz-Angebot werden aber nur diejenigen an diesen Überschüssen beteiligt, die aus ihren sogenannten Eigenbeiträgen eine Mindestsparsumme von 40.000 Euro erreichen. Das ist bei der Riester-Rente aber besonders für Ältere, Kinderreiche oder Geringverdiener oft schwer möglich. "Vor allem diejenigen, die eigentlich besonders auf die staatlich geförderte Zuschussrente angewiesen sind, haben also keine Chance diese Kostenüberschüsse zu erhalten", so Kleinlein. Bei einem durchschnittlichen Vertrag können das etwa 3.500 Euro sein, die dadurch weniger für die Rente zur Verfügung stehen.
Weiteres Problem: Nur wer sich durch die Verbraucherinformationen, das Produktinformationsblatt, die Versicherungsbedingungen und den Geschäftsbericht der Allianz Lebensversicherung arbeitet, kann die besonderen Regelungen zur Kostenüberschussbeteiligung überhaupt erkennen. Für einen normalen Verbraucher ist dies unmöglich. "Dabei hat die Allianz im vergangenen Jahr doch eine "Transparenzinitiative" gestartet und setzt sich angeblich auch bei der Riester-Rente für mehr Transparenz ein. Die Praxis sieht aber ganz offensichtlich anders aus. Was sich die Allianz hier erlaubt, ist eine neue Qualität der Intransparenz", so Kleinlein. Besonders ärgerlich ist diese Geschäftspraxis, weil dadurch exakt jene Zielgruppen, die mit der Riester-Rente besonders gefördert werden sollen, wie Ältere, Kinderreiche und Geringverdiener, letztlich benachteiligt werden.
Besonders schockierend ist, dass die Allianz bislang untätig blieb, obwohl sie bereits im letzten Jahr in der Juni-Ausgabe der Zeitschrift Ökotest und später von Axel Kleinlein konkret auf das Problem angesprochen wurde. Am 15. September 2011 wies Kleinlein in der Allianz-Repräsentanz im Rahmen eines wissenschaftlichen Vortrags eindringlich auf diese Probleme hin. Dennoch zeigt sich die Allianz beratungsresistent und behält das intransparente und diskriminierende Vorgehen auch bei den neu aufgelegten Tarifen zur Riester-Rente bei. "Die Allianz hätte ohne Mehraufwand in der für 2012 aufgelegten Neukalkulation der Riester-Rente auf diese Regelungen verzichten können. Sie hat dies nicht getan, was sehr deutlich zeigt, dass sie bewusst und gezielt in Kauf nimmt, dass Ältere, Kinderreiche und Geringverdiener bei der Riester-Rente schlechter gestellt werden als die übrigen Kunden", kritisiert Kleinlein. "Angesichts dieses außerordentlich verbraucherunfreundlichen und sozialpolitisch fragwürdigen Verhaltens sind wir froh, gemeinsam mit der Verbraucherzentrale Hamburg ein starkes Contra bieten zu können".
Quelle und Kontaktadresse:
Bund der Versicherten e.V. (BdV)
Pressestelle
Tiedenkamp 2, 24558 Henstedt-Ulzburg
Telefon: (04193) 99040, Telefax: (04193) 94221
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