Pressemitteilung | (tlv) thüringer lehrerverband

Schulgesundheitsfachkräfte: Thüringen ist nicht allein mit seinem Wunsch

(Erfurt) - Überwältigende 84 Prozent der Schulleitungen in Thüringen wünschen sich Schulgesundheitsfachkräfte an ihren Schulen. Das hatte die nicht repräsentative Umfrage des tlv thüringer lehrerverband zum Beginn des neuen Schuljahres ergeben.

Dass die Thüringer mit diesem Wunsch nicht allein dastehen, zeigte eine gemeinsame Pressekonferenz am heutigen Vormittag mit Expert:innen der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), von diabetesDE - Deutsche Diabetes Hilfe sowie des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), dessen Landesverband der tlv ist. Thema der Konferenz war die Frage, wie Schulgesundheitsfachkräfte die Inklusion von Kindern mit einer Diabetes Typ 1-Erkrankung möglich machen, Lehrende im Schulbetrieb entlasten und Sicherheit für die betroffenen Eltern bieten können.

Egal ob ein aufgeschürftes Knie nach der großen Pause, Übelkeit während des Unterrichts oder gesundheitliche Aufklärungsmaßnahmen: Der Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften entlastet das System Schule. Die medizinisch ausgebildeten Fachkräfte können vielfältig eingesetzt werden und spielen außerdem eine entscheidende Rolle in der Lebenswelt von Kindern mit chronischen Erkrankungen. Deshalb sprachen sich die Expert:innen heute dafür aus, dass Prävention und Gesundheitsförderung an Bildungseinrichtungen gesundheitspolitisch vorangetrieben werden müssen, damit chronisch Kranke und deren Angehörige eine angemessene Unterstützung sowie bessere Bildungschancen erhielten. Doch auch wenn erste Pilotprojekte in Hessen und Brandenburg Erfolge erzielten, fehle auf Bundesebene bei den politischen Entscheidern noch immer ein klares Bekenntnis und der entschiedene Wille zur Durchsetzung. Gemeinsam formulierten die Referent:innen deshalb den dringenden Appell, den Mehrwert durch die Unterstützung von Fachkräften anzuerkennen und deswegen bundesweit einheitliche Regelungen zu treffen.

Die Diagnose Diabetes Typ 1, die immerhin eins von 500 Kindern in Deutschland betrifft, bedeutet häufig einen massiven wirtschaftlichen Einschnitt im Leben der betroffenen Familien. Oft schränken dann die Eltern, meist die Mütter, ihre Berufstätigkeit ein (15 Prozent Arbeitsstopp, 21 Prozent Zeitarbeit), um ihren Kindern zu helfen. 46 Prozent der betroffenen Familien berichten über relevante finanzielle Einbußen. Die zusätzlichen täglichen Aufgaben können zu alltäglichen, emotionalen und körperlichen Belastungen und Überforderungen der Eltern führen - eine Problemlage, die durch die Anwesenheit von Schulgesundheitsfachkräften gelöst werden könnte.

Aber es gibt neben Diabetes weitere chronische Erkrankungen, mit denen sich momentan mangels Fachkräften die Lehrer:innen befassen müssten, gibt Frank Fritze zu bedenken. Der stellvertretende Landesvorsitzende des tlv thüringer lehrerverband verweist in diesem Zusammenhang auf Kinder und Jugendliche mit Erkrankungen wie Asthma oder Epilepsie. "Die Erfüllung der von Deutschland mitgezeichneten UN-Behindertenkonvention von 2008 schließt auch mit ein, chronisch kranke Schülerinnen und Schüler während des Schulalltags angemessen medizinisch zu betreuen." Angemessen, so Fritze weiter, heiße eben nicht, dass die Lehrer:innen sich selbst notdürftig Wissen aneignen und dann möglicherweise sogar in einer rechtlichen Grauzone agieren, indem sie Kindern die lebensnotwendigen Medikamente verabreichen.

Dass die Etablierung von Schulgesundheitsfachkräften nicht nur sinnvoll, sondern auch finanzierbar ist, zeigen verschiedene Untersuchungen auf - unter anderem eine Studie der Technischen Hochschule Mittelhessen. Zum Beispiel konnte nachgewiesen werden, dass dank der Anwesenheit von medizinischen Fachkräften in den Schulen das Hinzurufen von Rettungswagen massiv reduziert werden konnte - allein diese Kostenersparnis spräche für die Bezahlbarkeit von Gesundheitsfachkräften in den Schulen.

"Wir schließen uns deshalb der Expertenforderung an, in einem ersten Schritt wenigstens an allen Grundschulen flächendeckend Schulgesundheitsfachkräfte anzusiedeln.", resümiert Fritze. "Gern erinnern wir in diesem Zusammenhang auch noch einmal an das im Thüringer Koalitionsvertrag gegebene Versprechen der multiprofessionellen Teams, zu denen auch die Schulgesundheitsfachkräfte gehören."

Quelle und Kontaktadresse:
(tlv) thüringer lehrerverband Pressestelle Tschaikowskistr. 22, 99096 Erfurt Telefon: (0361) 302526-30, Fax: (0361) 302526-5932

(mw)

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