tlv zur Corona-Öffnungsstrategie: "Schulen sind kein sicherer Ort."
(Erfurt) - Auf die in der Nacht vom 3. auf den 4. März bekanntgewordenen Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz reagiert der tlv thüringer lehrerverband verhalten. "Sicher ist aus unserer Sicht vor allem eines: Die Schulen sind nach wie vor kein sicherer Ort.", so das Fazit des tlv-Landesvorsitzenden Rolf Busch. Dies gelte umso mehr, da die Inzidenzzahlen in vielen Regionen Thüringens weiterhin zu den höchsten im Bundesgebiet zählten.
Die Entscheidung, dem öffentlichen Druck in Bezug auf eine schnellere Öffnung der Schulen nachzugeben, halte er "im Superwahljahr 2021 vor allem für eine politisch motivierte", so Busch weiter. Dabei würde jedoch die Gesundheit der in den Schulen Beschäftigten ebenso aufs Spiel gesetzt wie die der Schülerinnen und Schüler.
Sorgen bereiteten ihm unter anderem vermehrte Berichte darüber, dass sich die britische Mutation des Virus sehr wohl auch unter jüngeren Kindern verbreitet. "Die Annahme, dass die Schulen vergleichsweise sicher seien, weil sich überwiegend Erwachsene mit SARS-CoV-2 infizieren, beruht auf veralteten Untersuchungen zur ursprünglichen Virusvariante. Aber bei mittlerweile rund 50 Prozent Neuansteckungen mit den Mutationen herrschen längst andere Voraussetzungen."
Diese würden jedoch allem Anschein nach bei den aktuellen Beschlüssen außer Acht gelassen, kritisiert der tlv-Landesvorsitzende. "Leider ist das Virus wohl deutlich schneller als unsere Politiker." Es sei deshalb von großer Bedeutung, Entscheidungen in einer sinnvollen Reihenfolge zu treffen, so Busch: "Es ist anerkennenswert, wie schnell und professionell Thüringen auf die höhere Impfpriorisierung des Grundschul- und Kita-Personals reagiert hat. Allerdings finden die Impfungen dennoch erst jetzt und damit ein bis zwei Wochen nach der Öffnung statt."
Leider komme dabei wieder einmal eine altbekannte Strategie zum Tragen: "Es wird etwas beschlossen oder verordnet, ohne dass auf die Durchführbarkeit Rücksicht genommen wird. Am Ende lastet die Verantwortung wieder auf den Schulen, denen der halsbrecherische Spagat zwischen den Wunschvorstellungen der Politiker und der bitteren Realität jedoch immer schlechter gelingt."
Der tlv fordere daher, die weiterführenden Schulen erst dann zu öffnen, wenn auch das dort beschäftigte Personal die Chance hatte, sich impfen zu lassen. "Darüber hinaus halten wir zwei Tests pro Woche für Schüler und Beschäftigte, die zudem von dafür geschultem Fachpersonal durchgeführt werden, für unverzichtbar." Immerhin, so Busch, ließe der Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz den Landesregierungen den für mehr Sicherheit nötigen Spielraum. "Dort heißt es wörtlich: Die Länder entscheiden in Eigenverantwortung über die sukzessive Rückkehr der Schülerinnen und Schüler in den Präsenzunterricht. Wir appellieren hiermit dringend an die Thüringer Landesregierung: Werden Sie dieser Verantwortung gerecht!"
Quelle und Kontaktadresse:
(tlv) thüringer lehrerverband
Pressestelle
Tschaikowskistr. 22, 99096 Erfurt
Telefon: (0361) 302526-30, Fax: (0361) 302526-5932