Pressemitteilung | (tlv) thüringer lehrerverband

tlv zur Hortentscheidung: "Die wesentlichen Antworten fehlen"

(Erfurt) - Mit Unzufriedenheit reagierte der tlv thüringer lehrerverband auf die Informationen über die gestern getroffene und heute veröffentlichte Entscheidung des Koalitionsausschusses über die Zukunft der Thüringer Grundschulhorte. "Wir wissen jetzt zwar, dass der Modellversuch beendet wird", so Rolf Busch, Landesvorsitzender des Verbands, "Aber das, was die Erzieher und Erzieherinnen wirklich umtreibt, ist weiterhin offen.

In den vergangenen acht Jahren hatte der Modellversuch Grundschulhorte in kommunaler Trägerschaft dazu geführt, dass es in Thüringen zwei Arten von Horten gab. Heute wurde bekannt, dass der Versuch - anders als noch im Sommer verkündet - beendet wird und die derzeit bei den Kommunen beschäftigten Erzieherinnen wieder in den Dienst des Landes übernommen werden. "Allerdings ist nicht klar, in welchem Beschäftigungsumfang sie übernommen werden und wie sich dies auf den Beschäftigungsumfang der bereits beim Land tätigen Kolleginnen auswirken wird", bemängelt Busch.

Nach Ansicht des tlv-Landesvorsitzenden war zu erwarten, dass die nun gefallene Entscheidung nur ein Kompromiss sein kann. "Denn beide Varianten, sowohl die Trägerschaft durch das Land als auch die durch die Kommunen, haben Vor- und Nachteile." Um die Situation der Erzieher und Erzieherinnen auch unabhängig von der Entscheidung nachhaltig zu verbessern, entwickelte der Verband deshalb in Abstimmung mit Betroffenen einen Forderungskatalog mit fünf Hauptpunkten: Gleichbehandlung der Angestellten bei Land und Kommunen, ein Mindeststellenumfang von 0,7 VZB für alle Beschäftigten, die ausschließliche Beschäftigung von Personen mit der entsprechenden Ausbildung/Qualifikation, eine Begrenzung der Hortgruppenstärke auf maximal 20 Kinder pro Erzieher/Erzieherin sowie die Übertragung der Regelungen für den Gemeinsamen Unterricht auf den Hortbereich.

"Ob und inwieweit unsere Forderungen umgesetzt wurden, geht aus den bisher spärlichen Meldungen nicht hervor", stellt Busch fest, "Aber der tlv wird die neuen Arbeitsbedingungen sehr genau prüfen und die Horterzieherinnen weiterhin nach Kräften unterstützen".

Generell unzufrieden zeigt sich der tlv mit dem Ablauf des Entscheidungsprozesses. "Es ist gut, dass nun endlich Klarheit herrscht, aber die Entscheidung kommt viel zu spät", klagt Busch. Planungssicherheit habe es für die Betroffenen seit Monaten nicht gegeben, und nun gerieten sie unter enormen Druck. "Was jetzt beschlossen ist, wird schon in sieben Monaten umgesetzt. Wer sich beruflich verändern will oder muss, hat wegen der Kündigungs- und Bewerbungsfristen kaum noch Spielräume."

Mindestens ebenso inakzeptabel sei das Kommunikationsverhalten des Kultusministeriums in dieser Angelegenheit: "Die Kommunikation oder vielmehr Nichtkommunikation im Zusammenhang mit der Hortentscheidung ist ungeheuerlich", so der tlv-Landesvorsitzende. "In dem gesamten Prozess um die Zukunft der Horte, der nunmehr seit dem Sommer im Gange ist, wurden bis heute die Betroffenen nicht ein einziges Mal direkt informiert - geschweige denn um ihre Meinung gebeten. In der Privatwirtschaft wäre ein solcher Umgang mit den Mitarbeitern undenkbar, denn er verstößt gegen jegliche Vorstellungen von fairem Miteinander."

Tatsächlich hätten die Erzieherinnen und Erzieher jedes Mal erst aus der Presse erfahren, dass Entscheidungen in der Angelegenheit bereits getroffen wurden, vertagt würden oder demnächst anstünden. "Im Sommer lasen sie, dass der Modellversuch fortgesetzt wird. Anfang Dezember informierten einige Thüringer Tageszeitungen darüber, dass doch eine Entscheidung getroffen werden soll, und zwar noch vor Weihnachten - was übrigens nicht passiert ist. Und auch dieses Mal gab es keinerlei direkte Kommunikation. Alles passiert hinter verschlossenen Türen, die Betroffenen lesen in der Zeitung, wie sich ihre Zukunft gestaltet. So haben wir uns das im Koalitionsvertrag gegebene Versprechen einer Kommunikation auf Augenhöhe nicht vorgestellt!"

Quelle und Kontaktadresse:
tlv thüringer lehrerverband Pressestelle Tschaikowskistr. 22, 99096 Erfurt Telefon: (0361) 6021323, Fax: (0361) 6021324

(cl)

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