Tonträgermarkt im 1. Halbjahr 2000 im Aufwind
(Hamburg) - Der deutsche Tonträgermarkt konnte gemäß den Verbandsstatistiken im 1. Halbjahr 2000 erstmals seit zwei Jahren wieder zulegen. Mit 120,4 Mio. CDs, MCs, LPs und Singles (1. Halbjahr 1999: 116,3 Mio.) konnten +3,5% mehr Tonträger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres abgesetzt werden. Das Wachstumspotenzial wird jedoch weiterhin massiv durch das immer noch zunehmende unkontrollierte CD-Brennen und eine bedrohlich wachsende Internet-Piraterie gebremst, zumal neue Impulse durch den E-Commerce, in Form von Online-Mailorder oder digitalen Downloads, aber auch durch neue Trägermedien, wie DVD und SACD im Berichtszeitraum noch nicht zur Geltung kamen. Stattdessen wird der Wettbewerb mit benachbarten Entertainment-Produkten um das Zeit- und Medienbudget der Verbraucher immer härter. Dieser Konkurrenz stellt sich die Tonträgerwirtschaft erfolgreich mit attraktivem Repertoire.
Santana, Metallica, HIM, Tom Jones, AC/DC, Celine Dion, Die Toten Hosen, A*Teens, The Corrs und der Buena Vista Social Club stehen für die größten Erfolge in den Albumcharts des 1. Halbjahres 2000. Anton feat. DJ Oetzi (Anton aus Tirol), einmal mehr Santana (Maria) und Zlatko (Ich vermiss dich...) hatten die bislang größten Single-Hits. Bei den Compilations waren die Bravo Hits und Pokemon - Schnapp sie dir alle am erfolgreichsten. Mit einem Anteil von 42,1% an den Single-Charts (1. Halbjahr 1999: 47,2%) und 15,8% an den Albumcharts (1.Halbjahr 1999: 27,6%) mussten Artist-Produktionen aus dem deutschsprachigen Raum angesichts vieler TOP-Veröffentlichungen ihrer internationalen Kollegen etwas zurückstecken. Auch der Anteil der Hit-Kopplungen an den Albumcharts war daher mit 28,7% leicht rückläufig (1. Halbjahr 1999: 30,5%).
Die CD konnte mit 84,5 Mio. Stück (1. HJ 2000: 80,1 Mio. Stück) ihre dominierende Position mit einem Zuwachs von +5,5% abermals ausbauen. Ihr kleiner Bruder, die vorwiegend als CD veröffentliche Single, war mit 26,5 Mio. verkauften Scheiben (1. HJ 1999: 26,6 Mio.) und 0,4% nahezu stabil. Die MC verliert dem bisherigen Trend folgend mit 3,2% und 9,0 Mio. Stück weiter an Boden (1. HJ 1999: 9,3 Mio. Stück). LPs (0,3 Mio. Stück) und MDs (0,1 Mio. Stück) bereichern als weitere Tonträger den Markt, wenn auch mit geringer wirtschaftlicher Bedeutung.
Während Premiums - Produkte, die speziell für neue Vertriebswege außerhalb des traditionellen Fachhandels hergestellt werden und Clubs auf geringem Absatz-Niveau die Marktentwicklung derzeit nicht nachhaltig beeinflussen, entscheidet sich das Wohl und Wehe des Tonträgermarktes im Handel (ausführliche Übersichten siehe Anhang). Mit +3,7% konnte er auf 112,5 Mio. verkaufte Tonträger zulegen (1. HJ 1999: 108,5 Mio. Stück). Impulsgeber waren dabei viele TOP-Veröffentlichungen von nationalen und internationalen Künstlern, die zu einem Zuwachs des CD-Full-Price-Segments um +6,2% auf 30,8 Mio. Stück führten (1. HJ 1999: 29,0 Mio. Stück). Zulegen konnten ebenfalls Mid-Price-CDs von 12,5 Mio. Stück im 1. HJ 1999 auf 16,0 Mio. Stück (+28,0%). Funk- und TV-beworbene Compilations haben mit 16,8 Mio. verkauften Alben (1. HJ 1999: 17,7 Mio.) 5,6% verloren. Sie sind nicht nur mit hohen Marketingkosten belastet, sondern auch einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zufolge am härtesten vom privaten "Klonen" von CDs auf CD-Brennern betroffen.
Mit großer Spannung erwartet der Tonträgermarkt nun die vielversprechenden Neu-Veröffentlichungen der zweiten Jahreshälfte. Aber auch die weitere Entwicklung im Internet, das mit neuen Online-Shops, informationsbezogenen Musiksites und ersten Download-Angeboten der Musikindustrie aufwartet, könnte zusätzliche Kaufimpulse auslösen.
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