Unverantwortliche Dumpingpreise zu Lasten benachteiligter Jugendlicher
(Freiburg) - Kritik an der Ausschreibungspraxis von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen durch die Bundesagentur für Arbeit (BA) äußern vier kirchliche Fachverbände der Jugendhilfe und der Jugendsozialarbeit in einem offenen Brief an die Abgeordneten des Deutschen Bundestags. Die Vorstände des Bundesverbandes katholischer Einrichtungen der Erziehungshilfe (BvkE), des Evangelischen Erziehungsverbandes (EREV) sowie der beiden Bundesarbeitsgemeinschaften Evangelische und Katholische Jugendsozialarbeit fordern von den Parlamentariern Unterstützung darin, dass "bewährte Trägerstrukturen und Kooperationsverbünde nicht unnötig zerschlagen" und dass "die Effektivität und Effizienz der beruflichen Förderung benachteiligter junger Menschen nicht gefährdet werden". Dabei erinnern sie die Abgeordneten an Anträge der Regierungskoalition sowie der Unionsparteien für Handlungsanweisungen an die Verwaltungspraxis der BA, denen zufolge die Qualität der Maßnahmen und die Verbesserung der Chancen benachteiligter Jugendlicher auf Integration ebenso gewährleistet werden müssen wie die Teilnahme privat-gemeinnütziger und öffentlich-gemeinnütziger Träger bei der Vergabe von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen.
In ihrer Verantwortung für benachteiligte junge Menschen herausgefordert sehen sich die Jugendhilfeverbände durch die 2004 erstmals zentral erfolgte Ausschreibung von berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen durch die BA im Rahmen eines "neuen Fachkonzepts" und durch die Folgen für die Vergabe. Dabei wird nicht nur die Bevorzugung von Trägern ohne regionale und örtliche Kenntnisse und Strukturen bemängelt, sondern auch der ruinöse Preisverfall, der die Umsetzung des Fachkonzepts ad absurdum führe. Billigend werde in Kauf genommen, "dass eine qualitätsorientierte und an den regionalen und individuellen Bedürfnissen ausgerichtete Durchführung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen nicht mehr gewährleistet" sei.
Die vier kirchlichen Organisationen fordern, dass auch weiterhin das erfahrene und hoch qualifizierte Personal lokaler Träger für die berufliche Förderung bedürftiger junger Menschen eingesetzt werden kann. In Jahrzehnten erworbene hohe Qualitätsstandards mit guten Ergebnissen für die Integration in den Arbeitsmarkt dürften nicht durch "unverantwortliche Dumpingpreise" verdrängt werden. Für Ausschreibungsverfahren im Jahr 2005 müssten Qualität und Preis in einem angemessenen Verhältnis stehen, damit junge Menschen eine ihren Anlagen und Fähigkeiten entsprechende "passgenaue" Förderung erhalten.
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