VDA plädiert für einen gesamthaften Ansatz zur Lösung der Feinstaubproblematik / Automobilindustrie beschleunigt Einführung von Dieselpartikelfiltern und Nachrüstlösungen
(Frankfurt am Main) - Angesichts der durch die Überschreitung der Immissionsobergrenze für Feinstäube in mehreren Städten ausgelösten Diskussion erklärt Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA): "Wir brauchen einen gesamthaften Ansatz zur Lösung der Feinstaubproblematik, aber die deutsche Automobilindustrie ist bereit, aktiv ihren Beitrag zu leisten. Wir haben eine weitgehende Erklärung zur Ausrüstung der in Deutschland zugelassenen Diesel-Pkw mit Partikelfilter ab 2008/09 abgegeben, bleiben dabei aber nicht stehen. Erste Unternehmen haben eine beschleunigte Einführung noch in diesem Jahr bereits beschlossen. Andere werden folgen. Darüber hinaus werden konkrete Nachrüstungsprogramme so rasch wie möglich auf den Weg gebracht." Die umfangreichen technischen Umstellungsarbeiten, die von Typ zu Typ unterschiedliche motor- und fahrzeugseitige Anpassungen erforderlich machen, liefen auf Hochtouren.
Die deutsche Automobilindustrie hatte bekanntlich dem Bundeskanzler bereits am 13. Juli 2004 eine Zusage zum Partikelfilter gegeben, die bisher einzigartig ist. Dies dokumentiere, dass die deutsche Automobilindustrie ihrer Verantwortung gerecht werde und ihren Beitrag zur Luftreinhaltung aktiv leisten wolle. Eine Zurückhaltung oder gar verbandsseitige Empfehlung zu einer defensiven Vorgehensweise entbehre jeder Grundlage im Gegenteil. Prof. Gottschalk: "Der VDA hat sich frühzeitig auf die absehbaren Verschärfungen der Abgasgesetzgebung eingestellt und gemeinsam mit seinen Mitgliedsfirmen auf der Hersteller- und Zuliefererseite entsprechende Schritte auf dem Weg zum "Clean Diesel" eingeleitet.
Prof. Gottschalk weiter: "Wir sind in der Zwischenzeit ein großes Stück vorangekommen. Dies zeigt die Tatsache, dass die deutschen Hersteller beim Dieselabsatz mit Dieselpartikelfilter in Deutschland einen Marktanteil von 82 Prozent erreicht haben. Für eine rasche Verbreitung im Markt spricht auch, dass die deutschen Hersteller innerhalb des letzten halben Jahres ihr Modellangebot von 33 auf 80 Typen mit Dieselpartikelfilter mehr als verdoppelt haben. Eine vergleichbare Marktpräsenz in Deutschland hat bisher niemand auch nur annähernd aufzuweisen."
Vor dem Hintergrund, dass noch über die Hälfte der Pkw im Bestand nur die Schadstoffnorm Euro 2 oder schlechter erfülle, komme einer raschen Bestandserneuerung höchste Bedeutung zu. "Dies wäre das wirksamste Umweltentlastungs- und Konjunkturprogramm für Deutschland", so Prof. Gottschalk. Die derzeitige Feinstaubdiskussion verstärke die vorhandene Verunsicherung im Markt. Mutmaßungen, dass dadurch bis zu 30.000 Fahrzeugkäufe zurückgestellt würden, trügen aber eher selbst zur Verunsicherung bei.
Der Dieseltrend sei ungebrochen; der Anteil liege in Deutschland derzeit bei einem "All-Time High" von über 46 Prozent.
Allerdings wäre eine rasche Klärung der Frage der steuerlichen Förderung für eine klare Perspektive der Kunden wünschenswert, zumal die grundsätzlichen Fragen der Höhe und des Beginns der Förderung 01. Januar 2006 unstrittig seien. Unverändert plädiere der VDA dafür, auf neue Strafsteuern für die Halter von Altfahrzeugen zur Gegenfinanzierung zu verzichten. Anderslautende Empfehlungen der letzten Tage von Frau Bärbel Höhn (Grüne) seien sozialpolitisch höchst bedenklich, träfen sie doch vornehmlich die wirtschaftlich und sozial Schwachen in diesem Land.
Unbeschadet der weiteren Bemühungen der deutschen Automobilhersteller zur Emissionsreduzierung bleibe festzuhalten, dass bei modernen Pkw-Diesel der Abgasstufe Euro 4 bereits 93 Prozent der Partikelemissionen reduziert seien. Bei Nutzfahrzeugen müsse sich die deutsche Automobilindustrie ebenso wenig vorhalten lassen, sie habe nicht proaktiv zur Luftreinhaltung beigetragen. Prof. Gottschalk: "Kein Hersteller außerhalb des VDA ist in der Lage, dem Kunden schon heute Euro 5-Lkw anzubieten, die erst ab Oktober 2008/2009 Pflicht werden. Sie reduzieren die Partikel - ebenso wie Euro 4-Lkw - bereits um 97 Prozent.
"Der VDA mit seinen Unternehmen bekennt sich zum Ziel der Luftreinhaltung", so Prof. Gottschalk. "Wir brauchen aber für diese komplexe Problematik einen gesamthaften Ansatz." Fakt ist, dass die Abgase von Diesel-Pkw lediglich zu 3 Prozent, die der Lkw zu 4 Prozent zur Feinstaubbelastung in Deutschland beitragen. Prof. Gottschalk: "Mit dieser Aussage wollen wir uns keineswegs einer Mitverantwortung für die Luftreinhaltung entziehen, halten allerdings eine ausschließliche Fokussierung auf den Diesel oder den Straßenverkehr für nicht sachgerecht. Wer das Feinstaub-Problem nachhaltig angehen will, muss alle Emittenten berücksichtigen."
Zum ehrlichen Umgang mit dieser Thematik gehöre auch darüber hinaus, zur Kenntnis zu nehmen, dass unabhängig von diesen Emittenten die austauscharmen Wetterlagen eine maßgebliche Ursache für die Überschreitung der Feinstaubobergrenzen sind. Vor dem Hintergrund, dass 2010 nicht einmal mehr 35 Überschreitungen als Tagesmittel erlaubt sein sollen, sondern nur noch 7, stelle sich durchaus die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Richtlinie. Der Bundesrat habe die Bundesregierung aufgefordert, in Brüssel vorstellig zu werden und die Grenzwerte wie auch die Einführungsfristen zu überprüfen.
Angesichts der Überschreitungen sind Kommunen derzeit dabei, Aktions- und Maßnahmenpläne zu erarbeiten. Hier gelte es, mit Augenmaß vorzugehen und die Interessen der Bürger und Gewerbetreibenden ebenfalls zu berücksichtigen. Erste sinnvolle Maßnahmen im Rahmen kommunaler Aktionspläne wären aus Sicht des VDA Verkehrsverflüssigung, koordinierte Ampelanlagen, Infrastrukturmaßnahmen u. ä. "Hauruck-Aktionen wie Innenstadtsperrungen oder Fahrverbote etc. sind keine Lösung. Das gilt auch für eine City-Maut", so Prof. Gottschalk. Wer Sonntagsfahrverbote fordere wie Frau Eichstädt-Bohlig (Grüne) und Herr Göppel (CSU) empfehle Maßnahmen von vorgestern, die einen Placebo-Effekt haben mögen, aber in Wirklichkeit die Freizügigkeit der Bürger einschränken, ohne die Probleme wirklich zu lösen.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)
Westendstr. 61, 60325 Frankfurt
Telefon: 069/975070, Telefax: 069/97507261
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