Pressemitteilung | Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)

VDA-Präsident sieht internationalen Image-Schaden für die neuen Bundesländer / Gottschalk: Streik trifft ostdeutsche Automobilindustrie mitten in der Phase des Aufbaus und der Integration

(Frankfurt am Main) - "Der Streik in Ostdeutschland trifft die ostdeutsche Automobilindustrie mitten in der Phase des Aufbaus und der Integration", betonte Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), am Freitag. Da die deutsche Automobilindustrie global ausgerichtet ist, schade der Streik auch international dem Image der neuen Bundesländer. Prof. Gottschalk: "Die Wirkungen gehen weit über rechenbare Kostenfaktoren hinaus." Dies sei um so bedenklicher, als die Automobilindustrie der größte Investor in Ostdeutschland sei. Prof. Gottschalk: "Standorte wie Dresden, Leipzig oder Kölleda zeigen, dass wir noch mitten im Aufbau sind. Ich habe die Sorge, dass dieser Prozess ins Stocken gerät."

Die Verflechtung der ostdeutschen Betriebe mit den westdeutschen Standorten sowie auf globaler Ebene werde immer enger. "Wenn beispielsweise eine Fertigungsstätte in Sachsen Plattformen für den weltweiten Produktionsverbund eines Konzerns liefert, so trägt sie damit auch Verantwortung für die internationale Leistungs- und Wettbewerbskraft des gesamten Unternehmens. Ort, Zeitpunkt und Art dieser Tarifauseinandersetzung werden dieser Verantwortung nicht gerecht", unterstrich Prof. Gottschalk. Der Streik liege damit auch nicht im langfristigen Interesse der Beschäftigten, denn er führe dazu, dass bereits getroffene Standortentscheidungen überprüft und Neuinvestitionen in Ostdeutschland kritisch hinterfragt werden.

Der Streik treffe die einzige verbliebene Branche, die in diesem Jahr im Inland noch 11.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen habe. Mit sieben Automobil-Produktionsstandorten und weit über 700 Zuliefer-Werken spiele Ostdeutschland bereits heute eine starke Rolle. Seit der Wiedervereinigung sei die Zahl der Beschäftigten um 15.000 auf mehr als 37.000 gestiegen, insgesamt wurden seither rund 7 Milliarden Euro investiert. Im vergangenen Jahr habe die ostdeutsche Automobilindustrie 423.000 Fahrzeuge produziert und insgesamt einen Umsatz in Höhe von 10,5 Milliarden Euro erzielt. Gerade in jüngster Zeit seien wichtige Entscheidungen für neue Produktionsstandorte in Ostdeutschland gefallen, die die Fahrzeugkapazitäten auf rund 750.000 Einheiten erhöhen werden. Mehr als 1,2 Millionen Motoren sollen nach den derzeitigen Plänen in wenigen Jahren in Ostdeutschland produziert werden.

Die Standortentscheidungen für Ostdeutschland seien gerade auch wegen der bisherigen Wettbewerbsvorteile gegenüber Westdeutschland - geringere durchschnittliche Arbeitskosten je Stunde, längere Wochenarbeitszeiten, höhere Flexibilität - getroffen worden. Die Unternehmen hätten diese Entscheidungen in der festen Überzeugung gefällt, dass diese Standortvorteile nicht kurzfristig eingeebnet würden. "Wenn diese Geschäftsgrundlage wegfällt, wird sich das negativ auf Investitionen in Ostdeutschland auswirken", unterstrich der VDA-Präsident. "Das gibt Oberwasser für Osteuropa, nicht für Ostdeutschland. Dabei wissen wir, dass die meisten Mitarbeiter gegen diesen Konflikt sind. Die Beschäftigten in Ostdeutschland zeichnen sich bisher gerade durch ein hohes Maß an Flexibilität und die grundsätzliche Einstellung, 'dann zu arbeiten, wenn Arbeit da ist', aus."

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) Westendstr. 61, 60325 Frankfurt Telefon: 069/975070, Telefax: 069/97507261

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