Pressemitteilung | Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD)

Verspätungen, nicht erreichte Anschlusszüge, mangelhafte Ausstattung der Züge - Probleme der Deutschen Bahn bleiben / 12. VCD Bahntest untersucht Wirkung der DB Kunden- und Qualitätsoffensive

(Berlin) - Um Bahnfahren attraktiv zu machen, müssen neben Pünktlichkeit und guten Anschlüssen Service und Qualität stimmen. Die Deutsche Bahn AG hat das erkannt und 2010 eine Kunden- und Qualitätsinitiative gestartet. 330 Millionen Euro werden bis 2015 investiert, um die Bereiche Verlässlichkeit, Qualität und Service sowie die Kundeninformation zu verbessern.

2011, ein Jahr nach Beginn der Qualitätsoffensive, hat der ökologische Verkehrsclub VCD erstmals die Erfolge getestet und klaren Handlungsbedarf bei den Kernpunkten Pünktlichkeit, Sauberkeit und Informationen festgestellt. Im Winterhalbjahr 2012/2013 testete das unabhängige Hamburger Forschungsinstitut Quotas im Auftrag des VCD dieses erneut. Das zentrale Ergebnis lautet: Bahnreisende beurteilen das Angebot der Deutschen Bahn im Fernverkehr überwiegend positiv. Zugverspätungen mit der Folge von verpassten Anschlusszügen bleiben jedoch ein großes Problem. Spezielle Winterproblematiken konnten hingegen nicht festgestellt werden.
Obwohl die Zugverspätungen im Vergleich zu 2011 abgenommen haben, wurden die Anschlusszüge im Falle einer Verspätung seltener erreicht, so das Ergebnis des VCD Bahntest.
In den Hauptverkehrszeiten verpassten 44 Prozent der Reisenden wegen einer Zugverspätung ihren Anschlusszug.

Michael Ziesak, Bundesvorsitzender des VCD: "Wenn fast jeder dritte Fernverkehrszug verspätet ankommt und Reisende dadurch ihre Anschlusszüge nicht erreichen, hat der Bahnverkehr ein Problem. Reisen mit der Bahn ist nur dann attraktiv und eine Alternative zum Pkw, wenn die Reisekette von Tür zu Tür zuverlässig funktioniert." Eine wesentliche Voraussetzung für das Funktionieren sind ausgebaute Bahnhöfe mit genügend Gleiskapazitäten. Darüber hinaus sind die kontinuierliche Instandhaltung der Infrastruktur sowie robuste und wetterunabhängige Züge in ausreichender Zahl entscheidend.

Das Problem der veralteten Fahrzeugflotte der Deutschen Bahn spiegelt sich zudem in der Beurteilung des Zustands der IC/EC-Züge wieder. Dieser wird wie schon im Bahntest 2011, mit einem "befriedigend" bewertet. Heidi Tischmann, Referentin für Verkehrspolitik: "Mit ihren teilweise bis zu 40 Jahre alten Intercityzügen mutet die DB AG ihren Fahrgästen einiges zu, vor allem im Hinblick darauf, dass sich bis Ende 2014 an dieser Situation nichts verbessern wird. Die Deutsche Bahn hat viel zu spät neue Züge bestellt. Umso wichtiger ist es, dass die Züge, speziell die Toiletten, häufiger gereinigt werden, auch während der Fahrt."

Vorsorglich reduzierte Zuggeschwindigkeiten im Winter, Verspätungen und ein schlechter Gesamteindruck vom Zugmaterial werden dessen ungeachtet noch bis Ende 2014 das Bild im Fernverkehr bestimmen. Erst danach ist zu erwarten, dass neue Züge in ausreichender Zahl zum Einsatz kommen können. Für diesen Missstand ist allerdings nicht allein das Unternehmen DB AG verantwortlich. Auch die Bahnindustrie trägt dazu bei, weil sie bestellte Züge teilweise nicht fristgerecht liefert und das Eisenbahn-Bundesamt durch Verzögerungen bei der Zulassung.

Michael Ziesak kritisiert: "Die Zulassungspraxis für Züge in Deutschland ist ein Desaster. Wenn fertige Züge auf Abstellgleisen stehen und nicht fahren dürfen, leidet der Wirtschaftsstandort Deutschland, der Verkehrsträger Bahn und nicht zuletzt die Bahnreisenden. Wünschenswert ist ein einheitliches Zulassungsverfahren in ganz Europa, das praktikabel und transparent ist und die Zeitspanne zwischen Auftragsvergabe und Inbetriebnahme von Zügen extrem verkürzt. Hier muss die Bundesregierung endlich handeln."

Die weiteren Beurteilungen, zu Informationen bei Abweichungen vom Fahrplan während der Fahrt (Note 2,6) sowie zur Akustik der Durchsagen in den Bahnhöfen (Note 2,5), fallen im »VCD Bahntest 2013« besser aus als im Jahr 2011. Dennoch muss beides weiter optimiert werden. Heidi Tischmann betont: "Reisende müssen über die Gründe einer Fahrplanabweichung noch besser informiert werden. Das liegt auch im Interesse des Unternehmens, denn Reisende haben mehr Verständnis für außerplanmäßige Stopps, Umleitungen oder Verspätungen, wenn sie den Grund dafür wissen. Damit das Zugpersonal ihre Fahrgäste informieren kann, muss es wiederum selbst über die Gründe einer Fahrplanabweichung in Kenntnis gesetzt sein. Der Informationsfluss innerhalb des integrierten Konzerns DB muss besser werden."

Basis der Ergebnisse des »VCD Bahntest 2013« bildete die Befragung eines Panels des Hamburger Forschungsinstituts Quotas. Dessen Teilnehmerinnen und Teilnehmer protokollierten über einen Zeitraum von vier Monaten bundesweit 1035 Fahrten im DB-Fernverkehr.

Der VCD strebt mit dem Bahntest das Ziel an, Bahnfahren attraktiver zu machen. Die Bahn ist das umweltfreundlichste motorisierte Verkehrsmittel. Sie erspart der Umwelt Lärm, Schadstoffe und Treibhausgase. Mit einer guten Auslastung erhöht sich ihr Umweltvorteil noch einmal. Ist die Bahn zudem verlässlich und komfortabel, kann sie eine wahre Alternative zu Auto und Flugzeug darstellen. Die Ergebnisse und Forderungen für eine bessere Bahn wird der VCD der Deutschen Bahn zukommen lassen.

Der vollständige »VCD Bahntest 2013: Qualität und Service - Winterhalbjahr» steht zum Download unter www.vcd.org/bahntest_2013.html zur Verfügung.

Quelle und Kontaktadresse:
Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), Bundesverband Pressestelle Rudi-Dutschke-Str.9, 10969 Berlin Telefon: (030) 2803510, Telefax: (030) 28035110

(cl)

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