Pressemitteilung | Deutscher Jagdverband e.V. (DJV) - Vereinigung der deutschen Landesjagdverbände für den Schutz von Wild, Jagd und Natur

WILD-Monitoring: Invasive Arten auf dem Vormarsch / Jäger: systematische Erfassung und Kontrolle zum Schutz heimischer Artenvielfalt

(Bonn) - Marderhund, Waschbär und Nilgans: Exotische Arten erobern dank Klimawandel und menschlichen Einflüssen bundesweit immer größere Areale. Die heimische Graugans, ehemals überwiegend ein Wintergast, brütet jetzt verstärkt in Deutschland. Dies sind erste Ergebnisse der zweiten Flächendeckenden Einschätzung von 11 Tierarten im Rahmen des Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD), die vorab vorliegen. Der vollständige Bericht erscheint Mitte September 2010. Für das vom Deutschen Jagdschutzverband (DJV) initiierte Monitoringprojekt WILD haben Jäger im Jahr 2009 in rund 26.600 Revieren (50 Prozent der land- und forstwirtschaftlich nutzbaren Fläche Deutschlands) Daten erhoben, die wissenschaftlich ausgewertet wurden. Diese bundesweit einzigartige Erfassung von Wildarten wurde nach 2006 zum zweiten Mal durchgeführt.

"Wir Jäger leisten mit WILD einen wichtigen Beitrag zur systematischen Erfassung von Bestand und Ausbreitung tierischer Neubürger, zu der sich die Politik in zahlreichen Abkommen verpflichtet hat", betonte DJV-Präsident Jochen Borchert. Arten wie Waschbär, Marderhund oder Nilgans werden zunehmend in die Landesjagdgesetze übernommen, um sie zum Schutz der heimischen Artenvielfalt besser kontrollieren zu können. Die Fangjagd sei für die Kontrolle einiger Arten ganz besonders wichtig, so Borchert weiter.

Nilgans und Graugans häufiger als bisher angenommen Rund 8.000 Brutpaare der aus Afrika stammenden Nilgans haben Jäger in den teilnehmenden Jagdrevieren 2009 erfasst. Das sind 3- bis 4-mal mehr als bisher bekannt. Hauptverbreitungsgebiet ist das Nordwestdeutsche Tiefland. Bis zu ein Drittel der Jagdbezirke in Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen meldeten dort ein Vorkommen.

Die WILD-Experten erwarten, dass sich die anpassungsfähige und konkurrenzstarke Nilgans weiter rasant verbreiten wird. In den 1960 Jahren ist die Nilgans in den Niederlanden aus Tiergehegen ausgebrochen und hat sich seitdem stark vermehrt.

Die heimische Graugans ist als Brutvogel ebenfalls weiter verbreitet als bisher angenommen: Im Zuge der flächendeckenden Einschätzung haben Jäger in den beteiligten Revieren (ohne Bayern und Schleswig-Holstein) 23.000 Brutpaare ermittelt - entgegen bisher bekannter wissenschaftlicher Werte zwischen 17.000 und 20.000 für ganz Deutschland (Rote Liste der Vögel, 2007). Das Hauptverbreitungsgebiet der Graugans liegt im Norden Deutschlands: In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen besiedelt diese einen Großteil der Fließgewässer, Kanäle und Seen sowie die Küstenregionen. In bis zu einem Viertel der Jagdbezirke wurde die Graugans dort nachgewiesen. Im Vergleich zu den WILD-Werten aus dem Jahr 2006 blieb das Vorkommen weitestgehend konstant.

Waschbär und Marderhund erobern Deutschland Der aus China stammende Marderhund breitet sich vor allem in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen weiter stark aus: Jäger meldeten dort 2009 in bis zu 49 Prozent der Jagdbezirke sein Vorkommen, drei Jahre zuvor lag der Wert lediglich bei maximal 35 Prozent. Die Wissenschaftler von WILD gehen davon aus, dass sich der Marderhund weiter rasant nach Südwesten ausbreitet. Das Nordostdeutsche Tiefland ist bereits seit einigen Jahren in fester Hand des Chinesen: In Mecklenburg-Vorpommern kam der Marderhund 2009 in 93 Prozent aller Reviere vor, in Brandenburg waren es 84 Prozent.

Ähnlich verhält es sich mit dem aus Nordamerika stammenden Waschbär. In Brandenburg, Hessen und Sachsen-Anhalt meldeten knapp zwei Drittel aller teilnehmenden Jagdreviere 2009 sein Vorkommen. Vor allem in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen ist seit 2006 eine deutliche Zunahme zu verzeichnen. Der zu den Kleinbären gehörende Säuger kommt erst seit den 1930er Jahren in Deutschland vor - ursprünglich am hessischen Edersee und im brandenburgischen Strausberg. Die historisch bedingten Verbreitungsschwerpunkte sind allerdings nicht mehr erkennbar

Erfassung und Kontrolle von invasiven Arten notwendig Konkurrenzstarke Arten, die außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes vorkommen, können heimische Arten als Konkurrenten um Lebensräume und Nahrung zurückdrängen, bereits gefährdete Arten - insbesondere in Schutzgebieten - stark dezimieren und Krankheiten auf Mensch oder Tier übertragen.

Im internationalen und nationalen Recht - z.B. Konvention über die Biologische Vielfalt, EU-Artenschutzverordnung, Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, Bundesnaturschutzgesetz - gibt es deshalb strikte Vorgaben zum Umgang mit diesen invasiven gebietsfremden Arten. Demnach soll deren Eindringen verhindert werden oder die Arten sollen kontrolliert und möglichst beseitigt werden. Mit WILD liefert die Jägerschaft wichtige Daten und Hinweise für die Früherkennung und Kontrolle von invasiven gebietsfremden Arten.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Jagdschutz-Verband e.V. (DJV) Pressestelle Johannes-Henry-Str. 26, 53113 Bonn Telefon: (0228) 949060, Telefax: (0228) 9490630

(bl)

NEWS TEILEN: