Wissenschaftler: Futtermittel durch Drucksterilisation BSE-frei
(Bonn) - Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Helmut Born, hat erneut an Bundesregierung und Europäische Kommission appelliert, bei der Bekämpfung des BSE-Erregers endlich EU-weit das sichere deutsche Verfahren der Drucksterilisation einzuführen. Mit diesem Verfahren werden in Deutschland verendete Tiere und Schlachtabfälle sterilisiert. Das daraus gewonnene Tiermehl kann als wertvolles Futtermittel für Allesfresser wie Schweine und Hühner im Sinn eines natürlichen Kreislaufes genutzt werden. Die EU-Kommission will dagegen bestimmte Gewebeteile von Rindern und Schafen durch Verbrennen oder Vergraben entsorgen lassen.
In einer Hörfunksendung des Südwestrundfunks diskutierte der DBV-Generalsekretär über die BSE-Problematik mit der Umweltministerin von Nordrhein-Westfalen, Bärbel Höhn, und dem Wissenschaftler Dr. Walter Schulz-Schaeffer vom Referenzzentrum für Priorenerkrankungen der Universität Göttingen. Born verwies darauf, dass als Konsequenz der britischen BSE-Fälle die EU-Kommission auch von Deutschland verlange, so genanntes Risikomaterial aus Gründen des vorsorgenden Verbraucherschutzes aus der Nahrungsmittelkette herauszunehmen.
Dies aber stehe im Widerspruch zur eindeutigen BSE-Freiheit der deutschen Rinderbestände. Wenn die EU-Kommission jedoch die sinnvolle Verwendung dieser Gewebeteile in der Futtermittelkette trotz der sicheren Behandlung durch Drucksterilisation verbieten würde, entständen für die deutsche Landwirtschaft und die Schlachtunternehmen erhebliche Kosten von insgesamt 100 Millionen D-Mark. Dabei würde der Verbraucherschutz 'keinen Deut' verbessert. Es sei deshalb völlig unverständlich und auch dem europaweiten Verbraucherschutz abträglich, wenn Deutschland durch den Beschluss der EU-Kommission gezwungen wäre, das Drucksterilisationsverfahren aufzugeben, nur weil einige EU-Länder einen niedrigeren Standard erhalten wollten, erklärte Born.
Ministerin Höhn und der Wissenschaftler Schulz-Schaeffer stimmten Born zu, dass Deutschland die Bedingungen zur Futtermittelherstellung in Großbritannien, das sich über Jahrzehnte bei der BSE-Bekämpfung falsch verhalten habe, nicht übernehmen dürfe. Die anderen EU-Länder sollten aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und das sichere deutsche Verfahren der Drucksterilisation einführen. Schulz-Schaeffer bestätigte die 'zuverlässige' Abtötung evtl. vorhandener BSE-Erreger durch dieses Verfahren der Tiermehlherstellung. "Wenn in England die Futtermittel so behandelt worden wären wie in Deutschland, hätte es kein BSE-Problem gegeben", betonte der Experte für BSE-Infektionen und die neue Variante der Creutzfeld-Jakob-Erkrankung beim Menschen.
Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer auch in der Einschätzung, dass die Aufhebung des Exportverbotes von britischem Rindfleisch durch die EU-Kommission im Jahr 1999 zu früh gewesen sei. Erst im Jahr 2001/2002 wäre die Zeit einer möglichen Infektion von nachwachsenden Tieren abgelaufen, so dass eindeutig beurteilt werden könne, ob mit den in Großbritannien ergriffenen Maßnahmen die Übertragungswege von BSE wirkungsvoll gekappt worden seien.
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