Pressemitteilung | ADFC e.V. - Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club - Bundesgeschäftsstelle

Zehntausende fordern mehr Recht fürs Rad / Große ADFC-Sternfahrt im Zeichen der "Radvolution"

(Berlin) - Unter dem Motto "Mehr Recht fürs Rad - Viva la Radvolution!" rief der Fahrradclub ADFC am Sonntag zu einer großen Fahrradsternfahrt in der Hauptstadt auf. Zehntausende Radfahrerinnen und Radfahrer werden in Berlin erwartet. Der ADFC setzt damit einen ersten Höhepunkt seiner Kampagne "Radvolution". Erreichen will der Fahrradclub damit eine große Reform des Straßenverkehrsgesetzes (StVG), die Gleichstellung aller Verkehrsmittel und eine konsequent fahrradfreundliche Gestaltung von Städten und Gemeinden. Das aktuelle Gesetz hemmt den Ausbau der Radwegenetze und verhindert lebenswerte Quartiere.

ADFC-Bundesvorsitzende Rebecca Peters sagt: "Minister Wissing hat sich vorgenommen, Deutschland bis 2030 zum Fahrradland zu machen - mit flächendeckenden Radwegenetzen und attraktiven Bedingungen zum Fahrradfahren für alle. Super! Der Fehler ist nur: Das deutsche Straßenverkehrsgesetz verhindert den dafür notwendigen Schnell-Ausbau der Radwegenetze. Bisher kann man einen Radweg nur einrichten, wenn es schon Tote und Verletzte gegeben hat. Das ist völlig kontraproduktiv. Man muss einen Radweg auch anlegen können, um die klaffenden Lücken überall in den Radwegenetzen zu schließen, damit Menschen sicher und komfortabel von A nach B kommen können. Und Kommunen brauchen die Möglichkeit, ohne Bürokratiemonster Zebrastreifen, Tempo 30 und verkehrsberuhigte Bereiche einzurichten. Dafür brauchen wir eine grundlegende Neuausrichtung des StVG - und keine Feigenblattreform, wie sie im Ministerium derzeit diskutiert wird. Wir fordern vom Bundesverkehrsminister, den Klimaschutz und die nachhaltige Stadtentwicklung als gleichrangige Ziele in das StVG aufzunehmen und damit die Weichen für das Fahrradland Deutschland endlich richtig zu stellen."

Eberhard Brodhage, Vorsitzender des ADFC Berlin, ergänzt mit Blick auf die Hauptstadt: "Es dauert Jahre, bis in Berlin Radwege eingerichtet oder Tempo 30-Zonen umgesetzt werden. Der Grund sind aufwendige und komplizierte Prüfverfahren, die durch das Straßenverkehrsgesetz vorgegeben werden. Bisher stehen da nur zwei Ziele: dass der Kfz-Verkehr fließen und sicher sein muss. Doch Berlins Straßen werden voller, und Berlin wird durch den Klimawandel immer heißer. Deshalb brauchen wir nicht noch mehr Autos, sondern menschen- und fahrradfreundlichen Verkehr und Platz für nachhaltige Stadtentwicklung als Ziele im Straßenverkehrsgesetz. Konkret behindert die jetzige Version, dass Schulstraßen eingerichtet werden, um Kinder auf dem Weg zur Schule zu schützen. Es behindert auch, dass Fahrradstraßen durch Modalfilter vor dem Kfz-Durchgangsverkehr bewahrt werden. Es erschwert die Einrichtung von Fahrradwegen und von verkehrsberuhigten Kiezen. Wir haben in Berlin ein fantastisches Mobilitätsgesetz. Jetzt muss das Radnetz ausgerollt und nicht durch das Straßenverkehrsgesetz behindert werden. Berlin hat sich der Initiative "Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeit" angeschlossen, in der mehr als 760 Städte und Gemeinde mitmachen. Alle zusammen fordern sie, dass Städte selber entscheiden können, wie sie Verkehr gestalten, um die Mobilitäts- und Verkehrswende voranzubringen. Genau das brauchen wir für Berlin."

Großer Stern weithin sichtbar zur Radvolution beflaggt
Alle Routen der Sternfahrt werden mit großen Radvolutions-Fahnen des ADFC geschmückt - insbesondere der Ankunftsort am Großen Stern. Auf dem begleitenden Umweltfestival wird ADFC-Bundesvorsitzende Rebecca Peters die Hintergründe der Kampagne erläutern. Im Zentrum steht die Modernisierung des veralteten Straßenverkehrsrechts, das in seiner jetzigen Form die Verkehrswende ausbremst. Radfahrstreifen, verkehrsberuhigte Bereiche, Zebrastreifen oder Tempo 30-Zonen werden vom Gesetz als Beschränkung des Kfz-Verkehrs aufgefasst und können nur unter ganz besonderen Umständen und mit enormem bürokratischen Aufwand eingerichtet werden. Das muss sich nach Auffassung des ADFC, der Verkehrsministerkonferenz, Hunderter Kommunen und vieler anderer Verbände dringend ändern.

69 Orte, 1.000 Kilometer, Zehntausende auf dem Rad
Die Gesamtstrecke der ADFC-Sternfahrt ist über 1.000 Kilometer lang. Erwartet werden Zehntausende auf dem Rad. Einsteigen kann man an 69 Orten in Brandenburg und in Berlin. Mehrere Gruppen fahren sogar über Nacht oder auf Mehrtagestouren nach Berlin, unter anderem aus Osnabrück, Leipzig, Dessau, Stettin und Frankfurt / Oder. Besonderes Highlight sind die zwei Kinderrouten ab Bahnhof Jannowitzbrücke und dem Heidelberger Platz. Etwa ein Drittel der Teilnehmenden werden in Wannsee zusammentreffen und mit spektakulären Eindrücken über die berühmte AVUS nach Norden fahren. Die anderen Routen treffen sich an der A100 und fahren gemeinsam über den eigens für den Radverkehr freigegebenen Südring. Höhepunkt ist die gemeinsame Ehrenrunde mit Klingelkonzert ab 14 Uhr rund um die ikonische Siegessäule. Danach trifft man sich entspannt beim Umweltfestival nahe dem Brandenburger Tor. Alle Routen gibt es auf www.berlin.adfc.de/sternfahrt.

Quelle und Kontaktadresse:
ADFC e.V. - Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club - Bundesgeschäftsstelle Stephanie Krone, Pressesprecherin Mohrenstr. 69, 10117 Berlin Telefon: (030) 20914980, Fax: (030) 209149855

(jg)

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