Pressemitteilung | Verband der Sparda-Banken e.V.

Zinswende wirkt sich auf Jahresabschlüsse aus

(Frankfurt am Main) - Die Sparda-Banken haben das von erheblichen Marktveränderungen geprägte Jahr 2022 mit deutlich gestiegenen Zinsüberschüssen und Provisionserträgen abschließen können. Vor dem Hintergrund der Entwicklungen am Kapitalmarkt und dem damit einhergehenden Bewertungseffekten ist der Jahresüberschuss hingegen gegenüber dem Vorjahr auf 43,7 Mio. EUR gesunken. "Wir befinden uns - wie die gesamte Branche - angesichts der inflationsbedingten neuen Zinspolitik der EZB in einer Situation der Trendwende. Schon die Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 zeigen, dass unsere Mitgliedsbanken sich auf dem richtigen Weg befinden. Die Ertragsseite zeigt sich gestärkt und auch die Kundeneinlagen sind wieder deutlich gestiegen. Dazu kommt, dass wichtige strategische Entscheidungen getroffen wurden, wie beispielsweise die Konsolidierung der IT in der Gruppe bei einem gemeinsamen Dienstleister. Mit den bevorstehenden IT-Migrationen ist uns jedoch auch bewusst, dass noch eine Menge Hausaufgaben auf uns gemeinsam zukommen. Die Weichen hierfür sind jedoch gestellt", so der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Sparda-Banken, Florian RENTSCH.

Für Unsicherheiten sorgt an dieser Stelle jedoch das politische Umfeld. "Die Konzeption des digitalen Euros droht derzeit am tatsächlichen Bedarf im Markt vorbeizugehen, bei den Regelungen zur energetischen Ausstattung und Sanierung von Wohngebäuden herrscht nach wie vor große Verunsicherung und eine verbraucher- und bankenfreundliche Lösung des AGB-Dilemmas ist bisher auch nicht in Sicht. Wir brauchen gerade in diesen Zeiten verlässliche Rahmenbedingungen, gerade in der Wohnungspolitik, aber auch in der Regulierung kleinerer und mittlerer mittelständischer Banken", so RENTSCH weiter.

Kundenkredite leicht im Plus, Kreditneugeschäft schwächer - Baufinanzierungsgeschäft wegen Zinswende unter Druck

Das Kreditneugeschäft der Gruppe ist auf 7,2 Mrd. EUR gegenüber 8,0 Mrd. EUR im Vorjahr wieder auf das Niveau des Jahres 2020 zurückgegangen. "Dies hängt im Wesentlichen mit den gestiegenen Zinsen in der Baufinanzierung zusammen, die nach wie vor zu einer spürbaren Zurückhaltung der Kunden führt - auch, weil die Kaufpreise für Wohnimmobilien trotz der kleineren Korrekturen der vergangenen Monate noch immer recht hoch sind", so Vorstand Uwe STERZ. Das Geschäft mit Baufinanzierungen ist bei den Sparda-Banken gruppenübergreifend im Jahr 2022 um fast 10 Prozent zurückgegangen.

Florian RENTSCH ergänzt: "Wenn dieser Trend nicht gestoppt wird, werden die sozialpolitischen Folgen fatal. Der wohnungsbaupolitische Kollaps ist kein abstraktes Schreckgespenst mehr, sondern steht unmittelbar bevor. Wir brauchen jetzt die richtigen politischen Weichenstellungen und vor allem Verlässlichkeit für Kaufinteressenten, welche Regeln sie nach dem Erwerb einer Immobilie zu erfüllen haben. Denn, wie unsere kürzlich veröffentlichte Sparda-Wohnstudie zeigt, ist der Wunsch nach einer Immobilie in unserem Land ungebrochen hoch. Mindestens ebenso groß ist allerdings die Verunsicherung."

RENTSCH weiter: "Wir als Sparda-Gruppe haben hier im Rahmen unserer Möglichkeiten bereits reagiert und mit einem eigenen Programm die Beratung hinsichtlich nachhaltiger Baufinanzierung gruppenweit gestärkt. Die Politik ist nun gefragt, für verlässliche und faire Rahmenbedingungen zu sorgen. Dazu gehört auch eine Absenkung der viel zu hohen Kaufnebenkosten, beispielsweise durch Befreiung von der Grunderwerbssteuer beim Kauf einer selbstbewohnten Immobilie."

Kundeneinlagen steigen wieder - Bilanzsumme in der Folge ebenso

Das neue Zinsumfeld verändert auch die geschäftspolitische Bewertung des traditionell bei den Sparda-Banken vorhandenen Passivüberhangs. Nach Anstieg des Zinsniveaus bietet der Markt wieder ausreichend attraktive Anlagemöglichkeiten. Folgerichtig werben auch die Sparda-Banken wieder um Einlagen der Kunden mit attraktiven Konditionen von teilweise über 3 Prozent bei kurzlaufenden Festgeldern (bis ein Jahr) und bis zu 1,5 Prozent auf Tagesgeldkonten. Die Kundeneinlagen sind im Jahr 2022 auf 74,2 Mrd. EUR (Vorjahr 72,8 Mrd. EUR) angewachsen.

Nachdem die zusammengefasste Bilanzsumme der Sparda-Banken im vergangenen Geschäftsjahr 2021 nur moderat gestiegen war, kommen die elf Sparda-Banken nun in 2022 zusammen auf 84,9 Mrd. EUR (+ 3,7 Prozent). Das harte Kernkapital konnte erneut auf 5,5 Mrd. EUR im Vergleich zum Vorjahr (5,2 Mrd. EUR) gesteigert werden, die Quote beträgt nunmehr 17,0 Prozent.

Boom im Fondsgeschäft erhält Dämpfer, aber Tendenz bleibt positiv - Bausparen gewinnt wieder an Boden

Beim Fondsgeschäft, welches bei den Sparda-Banken zum weit überwiegenden Teil über Union Investment vermittelt wird, ist nach dem Rekordjahr 2021 eine Korrektur nach unten erfolgt. Nach gut 2,7 Mrd. EUR im Jahr 2021 konnten die Sparda-Banken im letzten Jahr Fonds im Wert von rund 1,9 Mrd. EUR vermitteln. Damit ist fast exakt wieder das Niveau des Jahres 2020 erreicht. Auf der anderen Seite haben die Sparda-Banken im Jahr 2022 Bausparverträge in einem Volumen von fast 1,7 Mrd. EUR vermittelt und damit rund 28 Prozent mehr als im Vorjahr (1,3 Mrd. EUR). Auf Grund des geringeren Volumens beim Bausparen konnten die Rückgänge im Fondgeschäft damit nicht vollständig kompensiert werden. Das Vermittlungsgeschäft mit Versicherungen lag im Volumen bei 95,2 Mio. EUR und damit in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

"Die neue Zinswelt schlägt natürlich - wie bei allen Marktteilnehmern - voll in die Anlageprodukte der Sparda-Banken durch. Während das Fondgeschäft wieder auf das Normalniveau vor dem Wertpapierboom zurückgefallen ist, gab es eine kräftige Steigerung beim Bausparen. Es ist jedoch klar zu sehen, dass der langjährige Trend auf ein stärkeres Interesse an Wertpapieren hindeutet und es hier auf höherem Niveau weitergehen wird. Wir sehen hier auch für die Kunden der Sparda-Gruppe noch deutliche Potentiale in der Geldanlage, die für eine ausgewogene Altersvorsorge auch unerlässlich sind und künftig sein werden", so RENTSCH.

Zinsüberschuss macht Sprung nach oben - Aufwärtstrend beim Provisionsergebnis setzt sich fort - Verwaltungsaufwand leicht gesunken

Die Entwicklung des Zinsüberschusses macht angesichts gestiegener Zinsen gegenüber dem Vorjahr einen gehörigen Sprung und liegt in 2022 bei 941 Mio. EUR (2021 = 879 Mio. EUR). Das macht einen Zugewinn von 7,1 Prozent. "Das gestiegene Zinsumfeld ist - jedenfalls mittelfristig - ein klar positiver Impuls für das Sparda-Geschäftsmodell", so STERZ.

Erneut gesteigert hat sich auch das Provisionsergebnis, insgesamt um 30,3 Mio. EUR auf das Rekordniveau von fast 315 Mio. EUR (10,7 Prozent). Ursächlich hierfür sind insbesondere die Provisionserträge aus dem Zahlungsverkehr. Hier konnten nach Einholung der Kundenzustimmungen die vollen Kontoführungsgebühren vereinnahmt werden. Die Provisionserträge aus dem Vermittlungsgeschäft sind hingegen leicht rückläufig.

Der Verwaltungsaufwand ist in 2022 um 1,1 Mio. EUR minimal gesunken. Die Cost Income Ratio verbesserte sich auf 74,6 Prozent (Vorjahr: 80,6%). "Wir wissen natürlich diese Seitwärtsbewegung richtig einzuordnen. Denn gerade die IT-Migrationen von sieben Sparda-Banken in den nächsten Jahren bis 2026 werden ihre Spuren im Verwaltungsaufwand hinterlassen. Hinzu kommen absehbar Tarifsteigerungen, da der derzeit gültige Tarifvertrag für die Sparda-Banken in diesem Herbst ausläuft", so RENTSCH.

Einmaleffekte im Bewertungsergebnis trüben die positive Entwicklung - Jahresüberschuss gesunken

Der Jahresüberschuss vor Steuern ist im Vergleich zum vergangenen Jahr von 54,9 Mio. EUR auf 43,7 Mio. EUR gesunken. Während das Betriebsergebnis vor Bewertung noch eine erhebliche Steigerung auf 331 Mio. EUR aufweist (2021: 222 Mio. EUR), schlägt das Bewertungsergebnis mit -232 Mio. EUR zu Buche.

"Diese Einmaleffekte, die wir branchenweit feststellen müssen, entfallen bei den Sparda-Banken im Wesentlichen auf die Bewertung der Wertpapiere. Dabei sind insbesondere festverzinsliche Wertpapiere betroffen, die die Sparda-Banken direkt oder über ihre Spezialfonds halten. Der Aktienanteil ist bei allen Sparda-Banken von untergeordneter Bedeutung. In den abgeschriebenen Wertpapieren bestehen jedoch aufgrund des "Pull-to-Par"-Effekts Zuschreibungspotenziale, die sich bei stabilem Zinsniveau zum Teil bereits 2023 realisieren werden", so STERZ.

Weiterhin hoher Mitgliederanteil bei sinkenden Mitgliederzahlen

Eine Trendwende hinsichtlich der Mitgliederentwicklung in der Sparda-Gruppe konnte indes noch nicht erreicht werden. Der Anteil der Kunden die gleichzeitig Mitgliedsanteile einer der elf Sparda-Banken gezeichnet haben, liegt zwar nach wie vor und fast unverändert bei beachtlichen 84 Prozent. "Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass wir in Summe in den vergangenen Jahren - auch angesichts der Einführung von Kontogebühren und den zwischenzeitlich wieder abgeschafften Verwahrentgelten - Mitglieder verloren haben. Diesen Trend wollen wir natürlich stoppen und sind der festen Überzeugung, dass er genossenschaftliche Gedanke, nicht nur Kunde, sondern Miteigentümer einer Bank zu sein und für die Gemeinschaft einzustehen, auch heute noch trägt", so RENTSCH. Die Sparda-Banken werden auch in den kommenden Monaten beispielsweise auf ihren Digitalkanälen gemeinschaftlich stärker in den Fokus stellen, wie sich die Genossenschaftsbanken gesellschaftlich und sozial aktiv einbringen.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Sparda-Banken e.V. Pressestelle Friedrich-Ebert-Anlage 35-37, 60327 Frankfurt am Main Telefon: (069) 792094-150, Fax: (069) 792094-190

(mw)

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