Pressemitteilung | Reporter ohne Grenzen e.V. (RSF)

Zwei Jahre nach Urteil: Chinesische Journalistin Zhang Zhan freilassen

(Berlin) - Zwei Jahre nach ihrer Verurteilung fordert Reporter ohne Grenzen (RSF) die Freilassung der chinesischen Journalistin Zhang Zhan. Am 28. Dezember 2020 verurteilte sie ein Gericht in Shanghai wegen ihrer Berichterstattung über die ersten Wochen des Covid-19-Ausbruchs in Wuhan zu vier Jahren Haft. Zhang soll "einen Streit angefangen und Ärger provoziert haben", ein immer wieder gegen Journalistinnen und Journalisten genutzter schwammiger Vorwurf des Regimes in Peking. Bleibt die gesundheitlich angeschlagene Reporterin weiter im Gefängnis, droht sie zu sterben.
"Zhang Zhan hat mutig ihr Leben riskiert, indem sie die Öffentlichkeit über den Covid-19-Ausbruch in Wuhan informierte. Die Journalistin verdient es, als Heldin gefeiert statt vom chinesischen Regime verfolgt zu werden", sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. "Die internationale Gemeinschaft muss Druck auf Peking ausüben, um Zhang Zhans Freilassung zu erwirken, bevor es zu spät ist."

Zhang Zhan hatte im Februar 2020 in der zentralchinesischen Stadt Wuhan über die Frühphase der Covid-19-Pandemie berichtet. Sie zeigte in Livestreams in sozialen Netzwerken die Verhältnisse in den Straßen und Krankenhäusern der Stadt sowie die Schikanen, denen die Familien von Erkrankten ausgesetzt waren. Zhangs Berichterstattung war eine wichtige unabhängige Quelle zur Situation in der Region. Für ihren Mut würdigte RSF die Journalistin 2021 mit dem RSF Press Freedom Award.

Aus Protest in den Hungerstreik
Im Mai 2020 wurde Zhang festgenommen. Im November 2021 berichtete RSF über ihren lebensgefährlichen Gesundheitszustand. Im Gefängnis war die Journalistin in einen Hungerstreik getreten, weil sie gezwungen wurde, ihre vermeintliche Schuld einzugestehen. Um nicht zwangsernährt werden zu müssen, nahm sie sehr wenig Nahrung zu sich, anstatt sie komplett zu verweigern.

Im August 2022 hat sich Zhangs Gesundheitszustand etwas verbessert, doch bei einer Größe von 1,77 Meter wog sie nur 41 Kilogramm. Obwohl sie jeden Monat kurz mit ihrer Mutter telefonieren durfte, konnte ihre Familie keine eindeutigen Informationen über ihren Gesundheitszustand erhalten. Am 14. Dezember twitterte ihr Bruder Bilder eines Briefes, in dem sie die Familie beruhigt. Doch darin sind Anzeichen von Zensur und Kontrolle zu erkennen. Der Poststempel auf dem Umschlag ist auf den 28. November datiert, einen Monat nachdem der Brief ursprünglich geschrieben wurde.

Im September 2021 forderte RSF mit einer Koalition von 44 Menschenrechts-NGOs den chinesischen Präsidenten Xi Jinping in einem gemeinsamen Brief auf, Zhang freizulassen und die juristischen Verfahren gegen sie einzustellen.
Neben Zhang schweben 14 weitere in China inhaftierte Verteidigerinnen und Verteidiger der Pressefreiheit in Lebensgefahr, unter ihnen ist der Journalist Huang Qi. Im Februar 2021 starb Kunchok Jinpa, eine wichtige Quelle ausländischer Medien zu Tibet, infolge von Misshandlungen während der Haft. Im Jahr 2017 starben der Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo und der Blogger Yang Tongyan. Bei beiden war kurz zuvor Krebs im Endstadium diagnostiziert worden. Im Gefängnis, wo sie langjährige Haftstrafen absaßen, wurden sie nicht ausreichend medizinisch versorgt.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht China auf Platz 175 von 180 Staaten.

In dem ausführlichen Bericht "Der große Sprung zurück: Journalismus in China" beschreibt RSF das beispiellose Ausmaß der Unterdrückung von Journalismus und Informationsfreiheit in China und der Sonderverwaltungszone Hongkong.

Quelle und Kontaktadresse:
Reporter ohne Grenzen e.V. (RSF) Pressestelle Postfach 30 41 08, 10756 Berlin Telefon: (030) 609 895 33 - 0, Fax: (030) 202 15 10 - 29

(mw)

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