Verbändereport AUSGABE 2 / 2009

BOGK: Neupositionierung eines Branchenverbandes

Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie e.V. mit neuen Weichenstellungen

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Der Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie e.V. (BOGK) ist das Sprachrohr der überwiegend mittelständisch strukturierten Unternehmen des ¬sechstgrößten Wirtschaftszweiges der deutschen Ernährungsindustrie. Primäres Ziel des BOGK ist es, die politischen und wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder zu bündeln und mit einer Stimme zu vertreten.

Die eigentliche Neuausrichtung des in Bonn ansässigen Branchenverbandes hin zu einem modernen Dienstleister für seine Mitgliedsunternehmen hat bereits im Jahre 1998 begonnen, als die damals selbstständigen Verbände des Bundesverbandes der obst- und gemüseverarbeitenden Industrie e.V. (BUVOG) und der Bundesverband der kartoffelverarbeitenden Industrie e.V. (BVKI) zum BOGK verschmolzen sind. Durch die im Jahre 2002 erfolgte Aufnahme des Verbandes der deutschen Sauerkonservenindustrie e.V. (VdS) konnten die Kräfte weiter gebündelt werden und der Bundesverband kann so noch effektiver und zielführender für seine heute rund 70 Mitglieder eintreten.

Von großer Bedeutung ist hierbei die der Neugründung zugrunde gelegte Satzung des Verbandes, die die Mitgliedschaft für alle europäischen Hersteller aus dem obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Bereich ermöglicht, die am bundesdeutschen Markt aktiv sind.

Den vorerst letzten Schritt auf dem Weg zu einer Neuausrichtung hat der BOGK zum Jahresbeginn 2008 mit der Eröffnung eines Büros in Brüssel vollzogen. Dieses Büro wird aktiv als Basis für eine intensive Lobbyarbeit – für Gespräche mit Beamten der EU-Kommission, mit EU-Parlamentariern und mit der Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Brüssel – genutzt. Als einer der ersten Verbände der Lebensmittelindustrie hat sich der BOGK so auch im Register der Interessenvertreter der Europäischen Kommission eintragen lassen.

Aktive Interessenvertretung

Der BOGK vertritt die Interessen seiner Mitglieder sowohl in Deutschland als auch in der EU – vom Bundestag bis zur EU-Kommission. Er verfügt dazu über einen direkten Draht in die federführenden Institutionen. Besonders eng ist der Kontakt zum Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), zum BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit), BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) und zur BLE (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung). Daneben pflegt der BOGK engste Beziehungen zu den Verbänden der vor- und nachgelagerten Wirtschaftszweige. Dies ermöglicht dem BOGK einen direkten Einfluss auf aktuelle Gesetzesvorhaben in der deutschen und europäischen Wirtschafts-, Agrar- und Umweltpolitik.

Der BOGK vertritt seine Mitglieder in einer großen Bandbreite übergreifender „horizontaler“ Aufgaben. Diese werden seit 2006 (Einführung einer kollegialen Geschäftsführung) von drei Geschäftsführern gemeinsam – allerdings mit einer klaren Aufgabenverteilung – wahrgenommen. Insbesondere stellt sich der Verband in den Beziehungen zum Lebensmitteleinzelhandel vor seine Mitglieder, wenn es um Fragen von Konditionenforderungen und dem Gleichgewicht von Leistung und Gegenleistung geht. Er hat beispielsweise Hilfestellung zum Qualitätserhalt beim Palettentausch gegeben.

Ein wichtiges Thema für den Bundesverband ist weiterhin die Gestaltung der Rahmenbedingungen für die Entsorgung gebrauchter Verkaufsverpackungen. Hier setzt sich der BOGK für einen fairen Wettbewerb der am Markt vertretenen Dienstleister ein. Erfolgreich war der BOGK beispielsweise bei der Formulierung einer Branchenlösung für die Entgeltrückerstattung bei der Umstrukturierung der Duales System Deutschland AG.

Über sein modernes Internetportal informiert der BOGK seine Mitglieder gezielt, exklusiv und tagesaktuell über Themen wie zum Beispiel die europäische und nationale Gesetzgebung sowie Konjunktur und Marktentwicklungen.

Diskussion und aktives Handeln

In der Fach- und Tagespresse sowie den Neuen Medien ist der BOGK das politische „Organ“ der Branche. Die Pressearbeit zu aktuellen Themen, insbesondere zur wirtschaftlichen Lage der Unternehmen und zur Erntesituation, ist eine Kernaufgabe des Bundesverbandes. Einen aktuellen Überblick gibt der BOGK zum Beispiel stets auf seiner Wirtschaftspressekonferenz anlässlich der Jahrestagung. Auch auf Messen organisiert der Bundesverband die Präsentation der Branche, etwa in Form von Gemeinschaftsständen. Natürlich stellt der Verband auch eine wichtige Kommunikationsplattform für die Mitglieder untereinander dar. In entsprechenden Verbandsgremien wird ein fachbezogener Informationsaustausch sichergestellt.

Der BOGK initiiert für seine Mitglieder zukunftsweisende Projekte der Gemeinschaftsforschung, er sucht Möglichkeiten für den gemeinsamen Energie- und Rohstoffbezug und bietet den Mitgliedern Vorteile durch Rahmenverträge oder Kooperation mit externen Dienstleistern, zum Beispiel für Marktbeobachtungsdaten und Unternehmensberatung. Der BOGK organisiert weiterhin je nach Bedarf seiner Mitglieder Fachtagungen und Seminare.

Verbindungen im In- und Ausland

Um welches Anliegen es auch immer geht – der BOGK hat einen direkten Zugang zu europäischen und nationalen Entscheidungsträgern auf höchster Ebene. Brancheninteressen effektiv vorzubringen und durchzusetzen ist die Kernaufgabe des Bundesverbandes. Er ist daher eng mit anderen Verbänden und Institutionen verbunden. Zu nennen sind beispielsweise die europäischen Branchenverbände und die nationalen Dachverbände wie BLL und BVE.

Der Bundesverband organisiert seine Arbeit für die Mitglieder darüber hinaus in vier Fachgruppen: Obstverarbeiter, Gemüseverarbeiter, Kartoffelverarbeiter, feinsaures Gemüse. Die Fachgruppe der Obstverarbeiter im BOGK ist die Plattform der Hersteller von Obstkonserven, tiefgekühlten Obsterzeugnissen, Konfitüren und anderen süßen Brotaufstrichen, Fruchtzubereitungen für die Milchindustrie und weitere industrielle Verwendungen. Die Fachgruppe der Gemüseverarbeiter bündelt die Interessen der Hersteller von Gemüsekonserven, tiefgekühlten Gemüsekonserven, Pilzen und Pilzerzeugnissen. In der Fachgruppe der Kartoffelverarbeiter vertritt der BOGK die Hersteller von tiefgekühlten Kartoffelspezialitäten, Trockenprodukten wie Püree oder Klößen, Pommes frites, Chips, Sticks und anderen Kartoffelerzeugnissen. In der Fachgruppe Feinsaures Gemüse bündelt der BOGK die Interessen der Hersteller von Gurkenkonserven, Gemüse mit Essig, Sauerkraut und tafelfertigem Rotkohl.

Mitgliederumfrage

Nach dieser aktiven Neuausrichtung war es der Geschäftsführung wichtig zu erfahren, wie die Mitglieder des Verbandes den neuen Kurs bewerten. Eine hieraufhin im Herbst 2008 durchgeführte „Zufriedenheitsumfrage“ hat ergeben, dass die Mitglieder den eingeschlagenen Weg des Verbandes auf breiter Basis mittragen.

Neben diesem grundsätzlichen Mandat war es für die Geschäftsführung jedoch auch wichtig, in Erfahrung zu bringen, welche Leistungen die Mitglieder als für sie besonders wichtig erachten und auf welchen Handlungsfeldern sich der Verband weiter verbessern kann. In einem Maßnahmenkatalog hat die Geschäftsführung schließlich Neuausrichtungen und Kurskorrekturen festgehalten, um diese Schritt für Schritt umzusetzen.

An der Umfrage beteiligten sich 40 Prozent der Mitglieder – mit einem repräsentativen Querschnitt: sowohl kleine, mittlere und große Unternehmen sowie neue Mitglieder als auch Unternehmen, die schon über eine zehn Jahre währende Mitgliedschaft verfügen.

Generell fühlen sich 89 Prozent der Mitglieder über die Arbeit des Verbandes sehr gut oder gut informiert und schätzen die fachliche Kompetenz der Ansprechpartner, während 82 Prozent mit der Arbeit des Verbandes vollauf zufrieden sind. Jeweils 79 Prozent der Mitglieder loben die Erreichbarkeit der Geschäftsführer und deren Zuverlässigkeit. Weitere 78 Prozent loben die individuelle Betreuung durch den jeweiligen Ansprechpartner sowie Serviceorientierung und Serviceleistung. Schließlich sind 68 Prozent der Mitglieder mit der Schnelligkeit, in welcher Zeit der Verband Probleme zu lösen vermag, sehr zufrieden.

Neben der allgemeinen Bewertung der einzelnen Handlungsfelder hatten die Mitglieder zudem die Möglichkeit, einzelne Komponenten der jeweiligen Handlungsfelder zu bewerten. So zum Beispiel beim Handlungsfeld Beratung und Unterstützung die Einzelkomponenten Telefonische Auskünfte, Rechtliche Beratung Lebensmittelrecht, Rechtliche Beratung Umweltrecht, Rechtliche Beratung Wettbewerbsrecht und Marktinformationen.

Alle insgesamt 20 Einzelbewertungen wurden innerhalb der Geschäftsführung diskutiert und mit dem Vorstand kommuniziert. Zunächst wurden zwei Kategorien gebildet: Handlungsfelder ohne Maßnahmen und Handlungsfelder mit Maßnahmen. Schließlich wurde bei der zweiten Kategorie differenziert zwischen Neuausrichtungen und Kurskorrekturen.

Keine Maßnahmen wurden bei den Verbandsleistungen vorgenommen, die von über 75 Prozent der Mitglieder sehr positive oder positive Bewertungen erlangt haben. Beispiel: 97 Prozent der Mitglieder sind mit der Informationstätigkeit des Verbandes im höchsten Maße zufrieden.

Bei den erforderlichen Maßnahmen wurde sodann zwischen leichten Kurskorrekturen (positive Bewertungen 72 bis 63 Prozent) und Neuausrichtungen (positive Bewertungen 53 bis 43 Prozent) differenziert.

Beispiele: 72 Prozent der Mitglieder loben die Lobbyarbeit des Verbandes. Als Maßnahme hieraus wird die Lobbyarbeit (insbesondere in Brüssel) weiter forciert und die Mitglieder werden in diese Arbeit aktiv einbezogen. Da die rechtliche Beratung im Wettbewerbsrecht „nur“ von 49 Prozent der Mitglieder positiv bewertet worden ist, wird in diesem Segment die Informationsweitergabe wesentlich verstärkt und zudem ein Fachausschuss Wettbewerbsrecht aus dem Kreis der interessierten Mitglieder ins Leben gerufen. Die einzelnen Maßnahmen werden insgesamt zügig umgesetzt und mit den Mitgliedern anlässlich der Jahrestagung 2009 diskutiert. Für den Zeitraum 2010/2011 sind neben weiteren internen Umstrukturierungen eine erneute Mitgliederbefragung und eine externe Zertifizierung der Verbandsgeschäftsstelle vorgesehen.

Fazit

Das Beispiel des BOGK verdeutlicht, dass die Neupositionierung eines Branchenverbandes nur mit mittelfristigen Zielvorgaben und nur schrittweise möglich ist, da zukunftsorientierte Verbandsarbeit stets Tradition und Fortschritt miteinander verbinden muss. Die Mitgliederbefragung hat diese Vorgehensweise einerseits bestätigt und andererseits bewirkt, dass dort, wo erforderlich, weitere Veränderungen und Korrekturen basierend auf dem Votum der Mitglieder vorgenommen werden können.

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