Verbändereport AUSGABE 7 / 2008

Bundesverband Deutscher Bestatter e.V.

Eine traditionsreiche Branche erlebt einen rasanten Wandel

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Bei den Bestattern handelt es sich naturgemäß um eine traditionsreiche Branche. Bild und Tätigkeitsprofil des Bestatters sind seit Jahrhunderten von der christlichen Bestattungskultur geprägt. Doch in den vergangenen Jahren haben der gesellschaftliche Wandel – Stichwort: Individualisierung – und der stetig wachsende Anteil nicht christlich orientierter und kirchen-ferner Menschen in Deutschland zu einem rasanten Wandel der Bestattungsbranche geführt. Neben der traditionellen Erdbestattung im Sarg etablieren sich zunehmend alternative Bestat-tungsformen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde ist das Dienstleistungsprofil der Branche neu ausgerichtet worden.

Wenn eine Branche vor der Herausforderung steht, ihr Profil neu ausrichten zu müssen, so kommt dem zuständigen Branchenverband eine strategisch zentrale Funktion zu. Der Bundesverband Deutscher Bestatter e.V. (BDB) vertritt die Interessen von rund 80 Prozent der Bestattungsinstitute in Deutschland. Dr. Rolf Lichtner, Generalsekretär des BDB, sowie seine Stellvertreterin, Dr. Kerstin Gernig, Geschäftsführerin des Kuratorium Deutsche Bestattungskultur und Pressesprecherin des BDB, haben die Neuausrichtung des Verbandes und deren operative Umsetzung initiiert, konzeptionell geplant und durchgeführt.

„In den vergangenen sechs Jahren wurden der BDB und seine Organisationen konsequent modernisiert, um auf die veränderten Bedingungen am Markt und in der Gesellschaft zu reagieren. Dabei haben wir die Bereiche Ausbildung, Weiterqualifikation und Qualitätssicherung, Vorsorge, Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement sowie generelle branchenspezifische Belange berücksichtigt und den zukünftigen Anforderungen angepasst“, fasst Kerstin Gernig die Neuausrichtung des Verbandes zusammen. Zur Neupositionierung zähle weiterhin die Vernetzung der Branche mit der Wissenschaft und Forschung, bundesweiten kulturellen Veranstaltungen sowie die konsequente Internationalisierung.

Aufbau eines Fachverlagsprogramms

Zu den Schwerpunkten der Verbandsarbeit in den zurückliegenden Jahren gehört der Aufbau eines Verlagsprogramms mit fachspezifischen Publikationen. Hierzu zählen unter anderem eine Praxisratgeberreihe für Bestatter mit Titeln zur Öffentlichkeitsarbeit, Mitarbeiterführung oder auch Gestaltung moderner Trauerrituale, Lehrbücher und Lexika, eine Reihe mit Tagungsbänden sowie die Kulturgeschichte der Branche „Todesmutig. Das siebte Werk der Barmherzigkeit“. Neben Fachbüchern erscheinen Musik-CDs zur Trauermusik durch die Jahrhunderte „Musica et memoria“, die brancheneigene Software „Funeral Office“ und seit 2006 zweimal jährlich die Publikumszeitschrift „Trauerkultur“, die sich an trauernde Angehörige oder Menschen, die sich über notwendige Schritte im Todesfall informieren wollen, richtet. Ebenfalls neu ist eine Archiv-CD-Rom der Verbandszeitschrift zum platzsparenden Archivieren und digitalen Nachschlagen sowie ein Bestatter-Newsletter online.

Nach dem Beitritt des Fachverlages des Deutschen Bestattungsgewerbes GmbH zum Börsenverein des Deutschen Buchhandels werden seine Bücher mit einer ISBN-Nummer versehen auch über den Buchhandel angeboten. Aufgrund der Nachfrage konnten von vielen Büchern inzwischen bereits Neuauflagen gedruckt werden. Die zweisprachig publizierten Trauermusik-CDs werden auch im Ausland vertrieben. Die brancheneigene Software Funeral Office hat sich zum Marktführer entwickelt. Die Zeitschrift „Trauerkultur“ erreicht die Endkunden über die Mitglieder des Verbandes. Über den Bestatter-Newsletter wurde neben der schnellen Informationsübermittlung auch das Diskussionsforum im Mitgliederbereich der Homepage des BDB aktiviert.

Ausbildungsberuf „Bestattungsfachkraft“

Mit der Gründung der Theo-Remmertz-Akademie e.V., des Bundesausbildungszentrums für Bestatter in Münnerstadt, führte der BDB 2003 den Ausbildungsberuf „Bestattungsfachkraft“ im dualen Ausbildungssystem ein. Der Ausbildungsberuf wurde mit 360 Auszubildenden bei insgesamt 3.800 Betrieben bundesweit sehr gut angenommen. „Die Schaffung des Ausbildungsberufs hat dazu beigetragen, dass erstmals auch Menschen, die nicht aus einer traditionsreichen Bestatterfamilie kommen, diesen Beruf ergreifen können, bei dem Beruf und Berufung eng beieinanderliegen“, erläutert Kerstin Gernig. Durch die anspruchsvolle Ausbildungsordnung habe sich der Beruf des Bestatters zu einem modernen Dienstleistungsberuf entwickelt, was auch der vom BDB konzipierte Ausbildungsfilm dokumentiert. 2004 folgte die Gründung der Arbeitsgemeinschaft Krematorien mit der Einführung des Fortbildungslehrgangs „Kremationstechniker“.

Markenzeichen durch regelmäßige Qualitätskontrolle

Eine Markenzeichenüberprüfung dient dem Ziel, das Image der Bestattungsbranche als modernen Dienstleistungsberuf auszubauen. Dabei werden die Bestattungsinstitute einer regelmäßigen Qualitätskontrolle unterzogen. Um dieses Qualitätszeichen bekannter zu machen, läuft in diesem Jahr ein Imagefilm zum Markenzeichen im ZDF, der auch auf der Homepage des BDB zu sehen ist. Neben dem neu etablierten Markenzeichen für Bestattungsunternehmen wurde gerade auch ein Markenzeichen für Krematorien geschaffen.

Kuratorium Deutsche Bestattungskultur profiliert sich öffentlich

Die interdisziplinären öffentlichen Veranstaltungen des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur verfolgen das Ziel, zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, Theorie und Praxis zu vermitteln. „Die gut besuchten Veranstaltungen haben Impulse für notwendige gesellschaftliche Entwicklungen gegeben“, zeigt sich Kerstin Gernig mit den Ergebnissen der Veranstaltungen sehr zufrieden. So habe die gemeinsam mit den Kirchen veranstaltete Tagung „Bestattungskultur — Zukunft gestalten“ mit dazu beigetragen, dass die Bestattungsagenden neu geschrieben worden seien und Kirchenvertreter begonnen hätten, über ihre Rolle bei Bestattungen neu nachzudenken.

Anknüpfend an das Trauermusikforum „Musica et memoria — Trauermusik durch die Jahrhunderte“ hat das Kuratorium eine Forschungsstelle für Sepulkralmusik an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf eingerichtet. Aufgabe der Forschungsstelle ist es, das Thema aus musikpsychologischer und musikwissenschaftlicher Sicht weiter zu erschließen.

An die Ausstellung „Todesmutig. Das siebte Werk der Barmherzigkeit“ (www.todesmutig.net) im Jahr 2006 schloss sich 2007 die regionale Veranstaltungsreihe „Todesmutig — barmherzig sein“ an. Das Presseecho und die Besucherzahlen zeugten von dem Interesse an der Veranstaltungsreihe. „Mit Ausstellung und Buch“, so Kerstin Gernig, „wurde erstmals die Bildwürdigkeit vermeintlich tabuisierter Berufsgruppen in der Öffentlichkeit demonstriert, was für das Image der Branche von entscheidender Bedeutung ist.“ Für das Forum „Verarmt, verscharrt, vergessen?“ konnte mit der früheren Familienministerin und Bundestagspräsidentin Professor Dr. Rita Süssmuth eine prominente Schirmherrin gewonnen werden. Renommierte Vertreter aus Medien, Theologie und Wissenschaft nahmen als Referenten teil. In diesem Jahr wurde eine große Umfrage zur Bestattungsbranche mit TNS-Emnid durchgeführt, die gezeigt hat, wie wenig informiert die meisten Menschen über das Thema Bestattungsvorsorge sind, dass aber 97 Prozent der Befragten mit den in Anspruch genommenen Leistungen von Bestattern sehr zufrieden waren.

Corporate Design

All diese Initiativen zur Neupositionierung des BDB wurden begleitet von der Gestaltung eines neuen Corporate Design, das auch grafisch-visuell den Wandel der Branche verdeutlicht. Die Homepage des BDB und seiner Organisationen wurde einem Relaunch unterzogen. „In Zeiten, in denen sich die Bevölkerung nach der Streichung des Sterbegeldes mit der Vorsorgethematik auseinandersetzen muss, sollte die Homepage durch die Gestaltung Berührungsängste abbauen und Informationen transparent und übersichtlich darstellen“, so Kerstin Gernig. So wurde auch ein neuer Online-Rechner zur Berechnung einer Bestattungsvorsorge installiert. Die Mitglieder nutzen den Downloadbereich unter anderem für Anzeigen, die den Versand von Anzeigenvorlagen in Printform überflüssig machen, oder auch den Pressebereich für die eigene Pressearbeit.

Auszeichnung für Verbandszeitschrift „bestattungskultur“

Der Verband nahm auch einen Relaunch der monatlich erscheinenden Verbandszeitschrift „bestattungskultur“ — vormals „das bestattungsgewerbe“ — vor. Dieses Projekt hat eine besondere Anerkennung gefunden: Das neu gestaltete Printmedium wurde von der Deutschen Fachpresse auf der Shortlist zur „Fachzeitschrift des Jahres 2006“ in der Kategorie Handel/Dienstleistungen ausgezeichnet.

Im Zuge der Neugestaltung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit entwickelte der BDB Flyer des Kuratoriums, der Treuhand und der Stiftung Humatia, Vorsorgeplakate mit jährlich wechselnden Themenschwerpunkten wie „Vier Jahreszeiten“, „Vier Elemente“, „Tod in der Kunst“ sowie bundesweite Anzeigenkampagnen von klassisch bis provokativ. Zu Beginn des Jahres 2008 startete der Bestatterverband eine Kampagne mit Plakatwänden und Fernsehspots, die auf die Notwendigkeit einer Bestattungsvorsorge im Portfolio der Versicherungen hinweisen soll.

Starker Partner. Starke Sache.

Aus Anlass des 60-jährigen Jubiläums des Bundesverbandes und des 50-jährigen Jubiläums des Fachverlags wurde in diesem Jahr eine hundertseitige Imagebroschüre „Starker Partner. Starke Sache.“ für die Mitglieder herausgegeben, die das gesamte Leistungsspektrum des Verbands umfasst. Die Broschüre dient der Mitgliederbindung ebenso wie der -gewinnung. Darüber hinaus läuft gerade eine hausinterne Mitgliederbefragung online, die für die weitere strategische Ausrichtung der Verbandsarbeit genutzt werden wird.

Für 2009 bereitet das Kuratorium gerade eine Tagung zu Marketingfragen der Branche vor, für die der Deutsche Marketing Verband als Schirmherr gewonnen werden konnte. Im Rahmen der Tagung finden zwei Wettbewerbe mit Kreativen und ein entsprechender Award statt. Außerdem laufen die Vorbereitungen für die nächste Messe, die BEFA 2010, auf Hochtouren. „Wir verfolgen eine zukunftsorientierte, innovative und lebendige Verbandsarbeit, die Tradition und Moderne miteinander verbindet“, fasst Kerstin Gernig die Ausrichtung des BDB zusammen. (JM)

Weitere Infos
www.bestatter.de

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