Das Geschäft der Politikberatung und des Lobbying wird nicht allein von Verbänden und Konzernrepräsentanzen wahrgenommen. In diesem Feld bieten auch zahlreiche Public-Affairs-Agenturen, bisweilen auch Rechtsanwaltkanzleien, ihre Dienste an.
Nach dem viele Unternehmen in den letzten Jahren ihre Werbeetats gekürzt haben, haben die Agenturen, den Bereich Lobbying als neues Geschäftsfeld entdeckt. Die Agenturen sind besonders nahe am neuen Trend, Lobbying als Teil der Öffentlichkeitsarbeit zu begreifen. Ihre Fähigkeit, stets die Außendarstellung eines Unternehmens im Auge zu haben und ihre naturgemäße enge Verknüpfung mit den Medien begünstigen sie dabei. Darüber hinaus sind sie gewöhnt, langfristige Kommunikationsstrategien zu entwickeln.
Die Berater treffen dabei auf einen Markt, der in den letzten Jahren kräftig gewachsen ist und auch in den nächsten Jahren unabhängig von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung steigende Zuwachsraten verspricht.
Die Ursprünge der kommerziellen Politikberatung
Die kommerzielle Politikberatung hat ihre Wurzeln in den USA. Hier ist sie seit langem Bestandteil der Kommunikation von Politik und Wirtschaft. Vor allem große und renommierte Rechtsanwaltskanzleien sind es, die in Washington das politische Beratungs- und Lobbyinggeschäft betreiben.
Auch in Brüssel haben freie Berater seit langem Hochkonjunktur (siehe hierzu im zweiten Teil über das Lobbying in Brüssel). Agenturen und Unternehmensberatungen beraten mittelständische Unternehmen, die sich keine eigene Repräsentanz in Brüssel leisten können. In Brüssel präsente Unternehmen beauftragen gerne Agenturen mit Aufgaben, die sie aus dem eigenen Geschäftsbereich outsourcen.
In Deutschland lag das Beratungsgeschäft bisher eher in den Händen institutioneller Berater, also vor allem der parteinahen Stiftungen und nichtstaatlicher Forschungsinstitute. Spätestens seit dem Umzug nach Berlin ist die Politikberatung von Unternehmen auch ein Geschäft für PR Agenturen und Consultants geworden. Über die bloße Beratung hinaus ist es das Lobbying bei dem der Beraterstand künftig mitmischt.
Berlin als Triebkraft
In Deutschland hatten Verbände und Unternehmensvertretungen über lange Zeit ein Monopol beim Lobbying. Das hat sich inzwischen geändert. Insbesondere der Umzug von Bundesregierung und Parlament hat zu einer rasanten Vermehrung der Lobby Consultants geführt.
Der Umzug von Regierung und Parlament hat die eingefahrenen Kommunikationsstrukturen des Politikstandorts Bonn erheblich verändert. Insbesondere die Medienlandschaft ist auf den Kopf gestellt worden. Die Zahl der akkreditierten Journalisten hat sich bedeutend erhöht. Das Klima ist rauer und aggressiver geworden. Die Jagd nach Informationen hat sich verschärft.
Zugleich hat sich auch die Zahl der Veranstaltungen vervielfacht. Die früher verbreitete Gewissheit, einen wichtigen Ansprechpartner auf einer bestimmten Veranstaltung zu treffen, ist verschwunden. Stattdessen gibt es vielfältige Veranstaltungen, bei denen sich die verschiedenen in Berlin anwesenden Szenen treffen und mischen.
Unüberschaubarkeit und Wettbewerb sind die Attribute des Berliner Lobbyingbetriebs
Von der Bonner Beschaulichkeit, die das rheinische Politikgeschäft beschrieb, ist nicht mehr sehr viel geblieben. Unüberschaubarkeit und Wettbewerb sind die Attribute des Berliner Lobbyingbetriebs. In Bonn war die Zahl der Lobbyisten überschaubar. Einzelpersönlichkeiten wie der BMW-Lobbyist Johannes Neukirchen und andere „old Boys“ dominierten das Geschäft. In kleinen Zirkeln ließ sich bequem Interessenvertretung machen.
Berlin ist heute mehr als nur der Sitz der Bundesregierung. Berlin ist das Schaufenster des vereinten Deutschland. Die Politik konkurriert hier mit Kultur und Medien. Mit dem „Spaßkanzler“ der 14. Legislaturperiode ist auch die Erwartung gestiegen, dass Politik unterhalten soll. Die Lobbyingszene hat hierauf regiert und versucht, ihr Geschäft mit Unterhaltung zu verbinden. Aber auch eine zunehmende Partikularisierung von Interessen ist zu beobachten. Die Geschlossenheit, auf die die Interessenverbände in der Vergangenheit zurückblicken konnten, ist heute keine Selbstverständlichkeit.
Das erfordert neue Formen der Kommunikation zwischen Politik und interessierter Wirtschaft. PR-Agenturen haben diese Veränderungen genau beobachtet und drängen heute in Berlin mit eigenen Konzepten in einen neuen Markt.
Das Verhältnis von Consultants und Verbänden
Die Lobby Consultants sehen sich in einem Wettbewerbsverhältnis zu den Vertretern des klassischen Lobbyismus, insbesondere zu den Verbänden. Mit den Verbänden konkurrieren sie um den denselben Kundenstamm: Unternehmen, die ihre Interessen vertreten sehen wollen.
Unterstützt durch Presseberichte verkünden die Lobby Consultants das baldige Ende des klassischen Verbands-Lobbyismus. Die Zeit der Verbände sei vorbei, ihre Strukturen verkrustet. Diese Auffassung wird getragen durch eine verbreitete Verdrossenheit gegenüber Institutionen. Gerade die Diskussion um die Zwangsmitgliedschaft in Industrie- und Handelskammern hat diese Verdrossenheit gegenüber den Verbänden verstärkt. Große Branchenverbände werden als schwerfällige Tanker empfunden, die sich in erster Linie mit sich selbst beschäftigen. Gegenüber den großen Verbandstankern sehen sich die Lobby Consultants als wendige Schnellboote.
Die PR Agentur Plato hat versucht diese Auffassung von der Stellung der Verbände durch eigene Erhebungen zu untermauern. Nach einer von Plato unter 200 Verbänden durchgeführten Befragung, sehen sich 93 Prozent der Verbände einem zunehmend harten Wettbewerb um Aufmerksamkeit und Akzeptanz ausgesetzt. 64 Prozent der Verbandsrepräsentanzen sollen sich zudem einem wachsenden Erwartungsdruck der eigenen Mitglieder ausgesetzt sehen. Unter zunehmenden wirtschaftlichen Druck werden vermehrt Verbandsmitgliedschaften durch die Unternehmen in Frage gestellt. Nach einem vom Ifo-Institut unter 1.100 Unternehmen durchgeführten Befragung und im Juli 2003 in der Wirtschaftswoche veröffentlichten Umfrage denken 26 Prozent der Unternehmen darüber nach, ihre Verbandsmitgliedschaft zu kündigen.
Im Grunde ist die Kritik an den Verbänden nicht neu. Schon vor über zwanzig Jahren wies Klaus Broichhausen in seinem Buch “Knigge und Kniffe für das Lobbying in Bonn“ auf die Schwerfälligkeit der Spitzenverbände hin, wenn er beschrieb, wie schwer es zu Zeiten der Bonner Republik war, im Verband „Groß und Klein“ auf eine Linie zu bringen.
Lobby Consultants können den klassischen Verbands- und Unternehmenslobbyismus in Deutschland nicht ersetzen
In jedem Fall ist es zu früh, von einem Ende der Verbände zu reden. Tatsächlich sind Verbände institutionalisierte Ansprechpartner der Politik. Möchte ein Politiker mit einer Branche sprechen, hat er kein Interesse daran, 20 Lobby Consultants anzuhören. Lobby Consultants können den klassischen Verbands- und Unternehmenslobbyismus in Deutschland nicht ersetzen. Sie können ihn nur ergänzen.
Die Verbände unterhalten, dies gilt jedenfalls für die größeren Verbände, einen Apparat kompetenter Spezialisten, die in ständigem Austausch mit ihren Ansprechpartnern in der Administration und der Politik stehen. Sie liefern wissenschaftlich fundierte Stellungsnahmen, sind kompetente Teilnehmer von Anhörungen und verstehen sich daher auch als Dienstleister der Politik. Diese Arbeit begründet ein fachliches Netzwerk, das Lobby Consultants kaum anbieten können. Lobby Consultants müssen sich je nach Kunden- und Mandanteninteresse schnell auf neue Themen einstellen. Ein spezialisiertes und dichtes Netzwerk, das gezielt aufgebaut und gepflegt werden muss, kann da nicht entstehen.
Der Lobby Consultant kommuniziert in der Regel ein spezielles, singuläres Unternehmensinteresse und ist gar nicht in der Lage beziehungsweise daran interessiert, die von den Verbänden erbrachten Dienstleistungen gegenüber der Politik zu erbringen.
Schließlich gilt zu bedenken, dass es gerade das Mandat der Verbände ist, das auch deren Einfluss gegenüber der Politik begründet. Wer tausende Unternehmen mit Branchenumsätzen bis zu 150 Milliarden Euro vertritt, besitzt in den Augen der Politik Gewicht. Ein Lobby Consultant ohne „Streitmacht“ im Rücken wird als Gesprächspartner der Politik kaum ernst genommen.
Aber auch die strukturell in Berlin vielschichtig aufgestellten Unternehmensrepräsentanzen sind durch Lobby Consultants nicht ersetzbar. Unternehmensrepräsentanzen verkaufen die unverwechselbare Marke ihres Hauses gegenüber der Politik und der Gesellschaft. Ein Lobby Consultant, kann dies nicht. Es würde ihm die Glaubwürdigkeit und Authenzität fehlen.
Wenn die Lobby Consultants das klassische Lobbying in Zukunft auch nicht verdrängen werden, so haben sie doch einen festen und berechtigten Platz im Lobbyinggeschäft. Allein die Tatsache, dass sie sich als Alternative zum herkömmlichen Lobbyismus präsentieren, zwingt die Verbände dazu, alte Konzepte zu überdenken und bei mancher Frage auch über den eigenen Schatten zu springen. Die Zukunft des Verhältnisses von Verbänden und Lobby Consultant wird in der Kooperation liegen.
Mit Lobby Consultants kooperieren
Lobby Consultants sind in der Regel unabhängig und kreativ. Sie sind PR-visiert, unkonventionell und verstehen sich auf professionelles Eventmanagement.
Dieses Know-how wird auch von den Verbänden zunehmend nachgefragt. Selbst die großen Verbände BDI und DIHK scheuen nicht länger davor zurück, den Rat außerhalb ihrer Häuser zu suchen. Erste Kooperationsprojekte zwischen Verbänden und Consultants sind bereits am arbeiten.
Granz praktische oder finanzielle Gründe können aus Sicht eines Verbandes für die Indienstnahme eines Consultant sprechen. Ein Beispiel: Es gibt immer noch Verbände, die auf ein Verbindungsbüro in Berlin verzichten. Diese Verbände haben ihren Verbandssitz in Frankfurt oder Bonn. Aus Kostengründen wird auf einen Umzug nach Berlin ebenso wie auf eine Repräsentanz in Berlin verzichtet. Man behilft sich mit einem Pendellobbyismus. Der für die Regierungs- und Parlamentskontakte zuständigen Verbandsvertreter reist in den Sitzungswochen für einige Tage nach Berlin, macht Termine und pflegt Kontakte. Hier kann es sinnvoll sein, mit einem Lobby Consultant zusammenzuarbeiten und die fehlende Präsenz durch den Einkauf von Informations- und Logistikleistungen auszugleichen. Der Kostendruck, der auf Verbänden und Unternehmen lastet, wird sich durch die in einigen Verbänden herrschende Tendenz, teure Verbindungsbüros in Brüssel und Berlin einzusparen, und sich durch Lobby Consultants vertreten zu lassen, verstärken.
Für Unternehmen, aber auch für Unternehmensrepräsentanzen gibt es vielfältige Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Lobby Consultants.
Die Interessen eines Unternehmens lassen sich nicht mehr in vollem Umfang über einen Verband kommunizieren. Verbände müssen in der Regel die Interessen einer ganzen Branche bündeln. Es kann sogar vorkommen, dass ein einzelnes Unternehmen ein Anliegen gegenüber der Politik hat, das anderen Verbandsmitgliedern gleichgültig ist oder aber die Interessen anderer Mitglieder verletzt. Hier kann ein unabhängiger Lobbyingberater große Hilfe leisten. Er kann ein einzelnes Unternehmensinteresse Ziel führend kommunizieren.
Zur Sprachlosigkeit verurteilt
Für die Verbände wird es immer schwieriger, einheitliche Positionen gegenüber der Politik zu formulieren. Die Zeiten, in denen die Wirtschaft sich auf einige Themen beschränken und sich allgemeiner Zustimmung durch ihre Mitglieder erfreuen durfte, sind vorbei. Ein Beispiel aus der Umweltpolitik: Der Emissionshandel. Beim Emissionshandel handelt es sich um ein Handelssystem, bei dem ein Unternehmen Verschmutzungsrechte kaufen oder aber in Umweltmaßnahmen investieren muss, wenn es expandieren will. Während die BASF das System auf das heftigste bekämpft, ist die BP einer der größten Befürworter des Emissionshandels. Dem Bundesverband der Deutschen Industrie, in dem beide Unternehmen organisiert sind, bleibt in dieser Lage nichts anderes übrig, als zu moderieren und zwischen den unterschiedlichen Positionen zu vermitteln.
Aber auch wenn man keine divergierenden Interessen im eigenen Verband hat, kann man Lobby Consultants ganz nach der „multi-Voice“-Strategie, die man in Brüssel sehr erfolgreich praktiziert, als Verstärker einsetzen. Eine vermeintlich unabhängige, dritte Stimme unterstützt das Anliegen des Verbandes und Unternehmens und lässt es nicht mehr als eine Einzelmeinung erscheinen.
„Projektbezogene Interessenvertretung“ ist für viele Unternehmen eine Alternative zum herkömmlichen Verbandslobbying. Ein Vertragslobbyist wird für ein konkretes Regulierungsprojekt eingesetzt. Kostengünstig werden Personal und Infrastruktur zur Verfügung gestellt. Nach Abschluss des Projekts braucht sich der Auftraggeber über weitere Personalverwendung und Rückabwicklungen keine Gedanken zu machen. Gerade für den Mittelstand ergeben sich hieraus Möglichkeiten, jenseits des Verbandsbetriebes politischen Einfluss auszuüben.
Unternehmensrepräsentanzen verfügen häufig nicht über den Personalstand der Verbände. Nur begrenzt können sie auf ihre Unternehmenszentralen zurückgreifen. Dies ist auch gar nicht verwunderlich, denn anders als bei den Verbänden gehört die Politik nicht zum Kerngeschäft eines Unternehmens. Unternehmen können Aufgaben outsourcen und mit deren Erledigung Lobby Consultants beauftragen. Beispiel: Monitoring. Die Beschaffung von Standard-Informationen über die laufende Gesetzgebungstätigkeit kann ebenso wie die Erstellung von Newsletter sehr gut durch Berater oder Agenturen bewerkstelligt werden. Auch bei der Organisation von Veranstaltungen, Fachtagungen, Parlamentarischen Abenden oder Events kann und sollte auf das Know-how von Agenturen zurückgegriffen werden.
Politikberatung – Ein buntes Geschäft
Der Markt der Lobby Consultants ist schillernd und bunt. Eine erschöpfende Darstellung über diesen schnelllebigen und sich ständig wandelnden Markt zu geben, ist kaum möglich. Auch lassen sich nur schwer generalisierende Aussagen treffen.
PR- und Werbeagenturen
Das Feld der politischen Beratung haben zunächst die klassischen PR-Agenturen entdeckt. Bei einigen PR-Agenturen, zum Beispiel bei der renommierten Agentur ECC Kothes Klewes, wird dieser Sektor unter der Bezeichnung „Public Affairs“ geführt, andere Agenturen haben den Politik-Bereich gänzlich ausgegliedert, wie es beispielsweise Scholz & Friends mit Plato gemacht hat.
Daneben gibt es noch andere freie Berater, Lobbyagenturen und Network-Agenturen, wie zum Beispiel Burson-Marsteller, GPC, Apco, Publicis und viele andere. Insgesamt wird die Zahl der in Berlin tätigen PA und PR-Agenturen auf knapp 100 geschätzt. Fast alle der 15 größten in Deutschland vertretenen Agenturen haben Berlin als Markt fest im Blick.
Neben den klassischen PR-Agenturen haben auch viele ehemalige Mitarbeiter aus dem politischen Betrieb das Feld der Politikberatung zum Sprungbrett in die Selbständigkeit genutzt. Viele kleine Einzelkämpfer mischen hier mit und nur die wenigen, die es schaffen, sich einem Platz an der Sonne zu erkämpfen, erzielen im politischen Betrieb größere Bekanntheit. Zu den Branchenführern zählen ohne Zweifel Plato, APCO, ECC Kothes Klewes, Burson-Marsteller sowie WMP:
Plato gehört zu der Handvoll von Lobby Consultants, die im Beratungsgeschäft der Berliner Politik echte Schwergewichte sind. Das 1999 als GmbH gegründete Beratungsunternehmen gehört mehrheitlich der Berliner Werbeagentur Scholz & Friends. Das Dienstleistungsspektrum, das Geschäftsführer Hans Bellstedt und sein 15 Mitarbeiter umfassendes Beraterteam im Angebot haben, bietet im Bereich der politischen Kommunikation Analysen aktueller Gesetzgebungsvorhaben, die Dialoggestaltung mit Entscheidungsträgern in Parteien, Fraktionen und Ministerien, Medienstrategien zu politischen und gesellschaftspolitischen Themen. Als Begegnungs- und Dialogforum organisiert Plato das Plato Dinner: In kleinem Kreis wird mit Politikern wie Franz Müntefering oder dem ehemaligen Berliner Finanzsenator Peter Kurth diskutiert. Zum Teilnehmerkreis zählen wahlweise junge Internet-Unternehmer, Verbands- und Unternehmensvertreter oder Journalisten.
Kontakt: Dr. Hans Bellstedt, Plato GmbH, Reinhardstr. 19, 10117 Berlin; mail@plato.de
ECC Kothes Klewes gehört mit 300 Mitarbeitern an sechs Standorten in Deutschland zu den ganz Großen im PR Geschäft. Mit der Sektion Public Affairs mischt diese Agentur im Geschäft der Politikberater mit. Als Kernaufgaben ihrer Public Affairs benennen ECC Kothes Klewes das Politische Monitoring, die Planung und Implementierung von Frühwarnsystemen, Strategieentwicklung, Lobbying, Politische Audits und Maßnahmen der Krisen PR und natürlich die klassische Medienarbeit. Mit dem ehemaligen nordrhein-westfälischen Europaminister Detlev Samland hat man sich einen Europaexperten mit direktem Draht ins Kanzleramt eingekauft. Er beriet für Kothes Klewes unter anderem das US-Medienunternehmen Liberty, das Interesse am Kabelnetz der Telekom zeigte.
Kontakt: Jörg Ilhau, ECC Kothes Klewes Berlin, Hausvogteiplatz 2, 10117 Berlin; public-affairs@ecc-group.com
Burson-Marsteller berät seit seiner Gründung 1953 in den USA unter dem Leitprinzip „Perception is Reality“. Die 1973 gegründete deutsche Tochter ist seit 1999 auch in Berlin präsent. In Deutschland will Burson-Marsteller seine Kunden mit den jeweils relevanten Stakeholdern zusammenbringen. Vor allem im Bereich der Beratung von Unternehmen, die das Gesundheitsbudget im Auge haben, hat sich die Agentur in Deutschland einen Namen gemacht.
Kontakt: Burson-Marsteller, Schützenstr. 5, 10117 Berlin; www.burson-marsteller.de
Ein anderes amerikanisches Beratungsunternehmen, das den deutschen Markt für sich entdeckt hat, ist APCO . Die Public Affairs Agentur mit weltweit 400 Mitarbeitern und einem Umsatz von mehr 30 Millionen Euro ist seit Frühjahr 2001 mit einem Büro in Berlin-Mitte vertreten. Vor allem wegen der Nähe zu den mittel- und osteuropäischen Beitrittsstaaten kommt der Berliner Dependance mehr als nur nationale Bedeutung zu.
Kontakt: Martina Tydecks, APCO, Kontorhaus Mitte, Friedrichstr. 186, 10117 Berlin; info@apco-de.com
Das 1990 gegründete Beratungsunternehmen Eutop mit Hauptsitz in München sieht sich als selbständiger Mittler im Kommunikationsprozess zwischen Politik und Wirtschaft. Die einzelnen Dienstleistungen bietet Eutop durch seine Tochtergesellschaften an. In der Eutop-Familie findet sich die SpeakerAgency, das mit dem ZDF zusammen betriebene Informationsportal Politikerscreen, sowie Eutop Event.
Kontakt: Dr. Klement Joos, Eutop Berlin, Unter den Linden 38, 10117 Berlin, eutop@eutop.de
WMP ist ein „old-Boys-Network“, das sich eine eigene Beratungsgesellschaft leistet. Mehr als andere Agenturen setzt man bei WMP auf direkte Kontakte zu den Entscheidungsträgern nach dem Motto „Man kennt sich ja aus alten Zeiten“. Ex-Bildredakteur Hans-Hermann Tiedje und seine Mitgesellschafter fungieren dabei mehr als Kontakt-Broker denn als echte Berater. Überhaupt fällt die große Zahl ehemaliger Politiker, die bei WMP engagiert sind beziehungsweise waren, auf. So lautet denn die Kritik aus der Szene an WMP auch „Viele Häuptlinge wenige Indianer“.
Kontakt: WMP Eurocom AG und WMP Beratung GmbH, Alte Jakobstr. 79-80, 10179 Berlin; berlin@wmp-ag.de
Rechtsanwaltkanzleien
Neben den Agenturen drängen vereinzelt auch Rechtsanwalts-Kanzleien auf den umkämpften Lobby-Markt. Hier ist das Image ein ganz anderes. Statt peppiger PR-Begleitmusik werben Kanzleien neben ihrer juristischen Kompetenz mit politischer Kompetenz und Kontakten in den politischen Raum.
Bekanntestes Beispiel ist die Washingtoner Kanzlei Wilmer Cutler & Pickering, die seit einigen Jahren auch in Berlin präsent ist. Bekannt wurde der deutsche Ableger der Kanzlei, als der frühere Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann als Partner in die Kanzlei eintrat. Die Kanzlei wirbt unter der Rubrik Public Policy mit politischer Analyse und Kontakten zur Politik. Rechtlich hat sie die Stiftungsinitiative der Deutschen Wirtschaft zur Zwangsarbeiterentschädigung begleitet. Sie hat sich im Bereich des Europäischen Flugverkehrsrechts engagiert und sich in dem für die deutsche Autoindustrie so brisanten Thema Altautoverordnung profiliert.
Man darf gespannt sein, wie sich das Feld der „Lobbyadvocats“ in den nächsten Jahren entwickelt. Dass Rechtsberatung- und Rechtsvertretung nicht mehr länger allein das Berufsbild des deutschen Rechtsanwalts ausmachen, beweisen große deutsche Kanzleien, die schon nach US-Vorbild PR Manager einsetzen und bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder ganz unkonventionell vorgehen.
Politiker und andere Einzelkämpfer
Es gibt noch ein Leben nach der Politik. Manche Politiker nutzen nach ihrem Ausscheiden aus der Politik ihren guten Namen und ihre guten Kontakte, um noch einmal richtig Kasse zu machen. Altkanzler Helmut Kohl ließ sich in den Beirat von UBS wählen, um künftig das schweizer Unternehmen zu beraten. Es gibt aber auch Politiker, die schon vor dem Ruhestand ein bisschen Taschengeld dazu verdienen wollen. Dazu unten mehr.
Auch die ehemaligen Mitarbeiter von Politikern versuchen, wenn sie nicht den Weg in den klassischen Lobbyismus bei Verbänden und Unternehmen gehen, ihren Erfahrungsschatz aus der Politik als Selbständige zu vergolden. Zahlreiche Einmann-Unternehmen sprießen aus dem Boden und bereichern den Markt um eine weitere Nuance.
Abgeordnete als Berater?
Nicht selten gehen aktive Bundestagsabgeordnete einer Nebenbeschäftigung als Berater der Wirtschaft nach. Es sind zumeist Abgeordnete, die in die zweite Reihe zurückgetreten sind. Prominentes Beispiel: Günter Rexrodt, der bis zu seinem Ausscheiden im April 2004 zusammen mit dem ehemaligen BILD-Redakteur Bilges die Politikberatungsagentur WMP betrieb. Da solche Politiker noch aktiv und mit ihren Kollegen daher gut vernetzt sind, eignen sie sich insbesondere zur Herstellung direkter Kontakte. Als Brückenbauer zum Politischen Personal können sie effizienter als so mancher Lobbyist wirken
Achtung: Abgeordneten-Knigge beachten!
Bundestagsabgeordnete sind verpflichtet, dem Parlamentspräsidenten schriftlich folgende Tätigkeiten anzuzeigen: „Verträge über die Beratung, Vertretung oder ähnliche Tätigkeiten, soweit diese nicht in Ausübung eines bereits ausgeübten Berufes erfolgen; Tätigkeiten, die neben dem Beruf und dem Mandat ausgeübt werden, insbesondere die Erstattung von Gutachten sowie publizistische und Vortragstätigkeiten (…)“. Bei anzeigepflichtigen Tätigkeiten und Verträgen müssen den Verhaltensregeln der Geschäftsordnung zufolge auch Einkünfte angegeben werden, soweit sie den festgelegten Mindestbetrag von 2.556 Euro im Monat oder 15.339 Euro im Jahr überschreiten.
Hinweis:
Im Amtlichen Handbuch des Deutschen Bundestages sind im Teil II gemäß § 44 a Abgeordnetengesetz sämtliche Nebentätigkeiten der Abgeordneten, also auch Beratertätigkeiten und Aufsichtsratsmandate aufgeführt.
Die Suche nach dem richtigen Lobby Consultant
Der Markt der Lobby Consultants ist bunt und schillernd. Und zu recht weißt Marco Althaus, Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Politikberatung, darauf hin, dass der Markt wachsend, lukrativ und unübersichtlich ist und auch „Paradiesvögeln und Schmutzfinken“ Chancen bietet.
Wer sich also entschlossen hat, aus den gut 100 Beratern und Agenturen, die für ihn richtige auszuwählen, sollte sich über einige Dinge klar werden. Er sollte sich seinen Vertragslobbyisten hinsichtlich Stärken und Schwächen anschauen. Spezialitäten herausfinden und Referenzen prüfen.
Am besten vereinbart man zunächst einen ganz unverbindlichen Termin, in dem man sein Lobbyinganliegen mit der Agentur bespricht. Dabei sollte man ganz offen die Problemstellung beschreiben und Erwartungen äußern. Man sollte nach Erfahrungen auf dem Feld, das den Mandanten interessiert, und nach Referenzen aus ähnlichen Projekten fragen. Gewinnt man den Eindruck, dass man sich eine Zusammenarbeit mit der Agentur vorstellen kann, sollte man die Agentur um die Erstellung eines Konzeptentwurfs bitten. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist die Kostenfrage zu erörtern, denn viele Agenturen nehmen bereits für eine solche Konzeptarbeit Geld. Überhaupt ist der Kostenfrage erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken, damit es für die Beteiligten am Ende keine bösen Überraschungen gibt. Regelmäßig arbeiten Lobby Consultants ähnlich wie Unternehmensberater oder Rechtsanwälte großer Kanzleien auf der Basis eines Stundenhonorars, das je nach Qualität des eingesetzten Personals zwischen 100 und 250 Euro betragen kann. Top-Spezialisten sollen sogar bis zu 500 Euro pro Stunde verdienen. Unüblich ist es auch nicht, nach Tagessätzen abzurechnen. Als Alternative zur Stundenabrechnung bietet sich die Pauschale an. Hier muss aber bei Vertragsabschluss genau festgelegt werden, welche Dienstleistungen im Einzelnen zu erbringen sind.
Ein Projektkonzept sollte folgende Punkte enthalten:
- Zieldefinition/ Analyse der Problemstellung
- Durchführungsablauf mit Alternativen
- Spezifizierte Kostenaufstellung, auch hinsichtlich der Alternativen
- Kommunikationscode (Wer spricht für den Consultant und für den Kunden ?)
- Kommunikationsregeln (Wann ist dem Kunden Bericht zu erstatten ?)
- Evaluationsbestimmung
Sinnvoll ist es sicher auch, sich ein Angebot von mehr als einer Agentur unterbreiten zu lassen. Dies schafft Markttransparenz und bringt Aspekte ans Tageslicht, die in Ihren Überlegungen und der Diskussion mit den anderen Lobby Consultants noch unberücksichtigt geblieben sind.
Für denjenigen, der vor der Frage steht, ob er einen Lobby Consultant einschalten soll, findet sich unten noch eine Checkliste. Wertvolle Informationen, die bei der Auswahl helfen können, finden sich auf der Internetseite der Deutschen Public Relations Gesellschaft (dprg), www.dprg.de, der Gesellschaft Public Relations Agenturen (GPRA), www.dpra.de oder in den einschlägigen Fachzeitschriften wie „Politik & Kommunikation“ oder „Horizont“.
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