Pressemitteilung | Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.

Aktiv und nah am Kunden: Verlage und Buchhandlungen stĂ€rken ihre zentrale Stellung auf dem Buchmarkt 2014 / Börsenverein meldet fĂŒr den gesamten Buchmarkt 2014 einen UmsatzrĂŒckgang von 2,2 Prozent / Umsatzentwicklung im stationĂ€ren Buchhandel bleibt besser als im Online-Buchhandel / E-Book-GeschĂ€ft wĂ€chst leicht: Umsatzanteil liegt bei 4,3 Prozent / Börsenverein fordert EU-Kommission zu wirkungsvoller Marktmacht- und Einflusskontrolle auf

(Frankfurt am Main) - Der Buchmarkt in Deutschland ist in Bewegung: Die Verlage behaupten sich im Print- wie auch im Digital-GeschĂ€ft und der stationĂ€re Buchhandel entwickelt sich stetig besser als der Onlinehandel. Insgesamt zeigt sich die Branche aktiv und selbstbewusst, auch wenn der Umsatz des gesamten Buchmarktes 2014 um 2,2 Prozent auf 9,32 Mrd. Euro fiel. Der Grund dafĂŒr sind vor allem fehlende große Bestseller: 2014 wurde mit den zehn Toptiteln auf dem Buchmarkt 20,2 Prozent weniger Umsatz gemacht als 2013. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels prĂ€sentierte heute in Frankfurt am Main die Wirtschaftszahlen der Buchbranche fĂŒr das vergangene Jahr.

"Deutschland ist ein Land der Leser. Als zweitgrĂ¶ĂŸter weltweit ist der deutsche Buchmarkt in seiner QualitĂ€t und Vielfalt vorbildlich und die Marktentwicklung insgesamt stabil. Dieses Angebot wollen wir erhalten und ausbauen, befĂŒrchten aber, dass monopolartige Unternehmen wie Amazon versuchen, ihre Dominanz durch Missbrauch ihrer Marktmacht immer stĂ€rker auszuspielen", sagt Alexander Skipis, HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer des Börsenvereins. Der Börsenverein beobachte Konzentrationstendenzen auf dem Markt, insbesondere im Online-GeschĂ€ft. "Wir fordern die EU-Kommission deshalb auf, eine wirkungsvolle Marktmacht- und Einflusskontrolle einzurichten, die dem digitalen Zeitalter angemessen ist." Wenig zufrieden sei der Börsenverein mit den TTIP-GesprĂ€chen und setze sich weiter fĂŒr die Ausnahme der Preisbindung aus den Verhandlungen ein. "Wir wollen eine belastbare Aussage der EU-Kommission, dass dieses Thema nicht diskutiert wird, selbst wenn der amerikanische PrĂ€sident es am Verhandlungstisch ansprechen lassen sollte", so Skipis.

"Das Jahr war fĂŒr uns ein gutes, obwohl die starken Bestseller gefehlt haben. Zum zweiten Mal in Folge liegt der stationĂ€re Buchhandel vor dem Online-Buchhandel, die Schere zwischen der Umsatzentwicklung beider Vertriebswege öffnet sich sogar immer weiter. Das ist beeindruckend, aber nicht ĂŒberraschend, denn der Buchhandel steckt viel Energie in den Ausbau und die Modernisierung seiner Konzepte", sagt Heinrich RiethmĂŒller, Vorsteher des Börsenvereins. "Deshalb fĂŒhlt sich der stationĂ€re Buchhandel in seiner Neuausrichtung auch bestĂ€tigt und blickt zuversichtlich in die Zukunft. Die AktivitĂ€ten der vergangenen Jahre tragen jetzt erste FrĂŒchte. Dazu gehören ein zielgenaues Marketing, die stĂ€rkere Einbindung der Kunden in die AktivitĂ€ten und der Ausbau des eigenen Online-GeschĂ€fts sowohl mit Print-Titeln als auch mit E-Books." Der Buchmarkt sei in permanenter Bewegung. "Ich bin mir sicher, dass es in den nĂ€chsten Jahren einige VerĂ€nderungen und neue Allianzen geben wird - vielleicht eine stĂ€rkere Zusammenarbeit zwischen Buchhandlungen und Verlagen oder Autoren", so RiethmĂŒller.

"Das E-Book hat seinen Platz auf dem Buchmarkt gefunden. Das Interesse der KĂ€ufer ist da, Absatz und Umsatz der PrivatkĂ€ufe sind erneut angestiegen. Allerdings sinkt das Preisniveau der erworbenen Titel, auch deshalb ist die Umsatzsteigerung nicht mehr so groß wie in den vergangenen Jahren", sagt Matthias Heinrich, Vorstandsmitglied des Börsenvereins. Aufhorchen lasse die Buchbranche, dass der Anteil der "Sowohl-als-auch"-Leser zurĂŒckgeht und insgesamt mehr Leser wieder hĂ€ufiger zum gedruckten Buch greifen wollen. "Dieses Ergebnis hat uns ĂŒberrascht. Da aber derzeit vieles im Fluss ist, kann die Entwicklung schnell an Dynamik gewinnen, wenn neue Formen und Vertriebsmodelle den Anreiz zur E-Book-Nutzung wieder erhöhen", so Heinrich.

Die Wirtschaftszahlen

GrĂ¶ĂŸter Vertriebsweg bleibt 2014 der stationĂ€re Buchhandel, der 4,58 Mrd. Euro Umsatz gemacht hat. Das waren zwar 1,2 Prozent weniger als im Jahr davor, allerdings ist der Anteil am Gesamtmarkt wieder gestiegen auf 49,2 Prozent (2013: 48,6 Prozent). Einen deutlichen UmsatzrĂŒckgang von 3,1 Prozent hatte der Internet-Buchhandel zu verbuchen. Der Umsatzanteil lag 2014 bei 16,2 Prozent, das entspricht einem Gesamtumsatz von 1,51 Mrd. Euro. Massiv war 2014 der UmsatzrĂŒckgang im klassischen Versandbuchhandel. Dieser Vertriebsweg, der den Buchverkauf ĂŒber Katalog, Mailing oder Telefon umfasst, musste 2014 ein Minus von 26,0 Prozent hinnehmen (Umsatz: 161 Mio. Euro; Anteil: 1,7 Prozent). Ein gutes Ergebnis erwirtschafteten demgegenĂŒber die Verlage in ihrem DirektgeschĂ€ft mit einem Plus von 1,5 Prozent und 1,9 Mrd. Euro Umsatz in 2014, das entspricht einem Marktanteil von 20,4 Prozent.

Umsatz und Produktion: Warengruppen, Titelproduktion, Übersetzungen, Lizenzen

Ein gutes Jahr war das vergangene vor allem fĂŒr die Warengruppe Sachbuch: Der Umsatz stieg um 5,4 Prozent, der Umsatzanteil von 9,4 auf 10,1 Prozent. Auch die Warengruppen Ratgeber und Reisen liegen mit einem Umsatzanstieg von 1,2 Prozent und 0,8 Prozent im positiven Bereich. Der Umsatzanteil der Ratgeber betrug 2014 14,9 Prozent (2013: 14,4 Prozent), der von Reiseliteratur 6,5 Prozent (2013: 6,4 Prozent). Ein schwieriges Jahr hatte von der Umsatzentwicklung her die traditionell stĂ€rkste Warengruppe im Publikumsmarkt, die Belletristik. Nach einem stabil hohen Umsatz im Jahr 2012 durch die "Shades of Grey"-Reihe und einem UmsatzrĂŒckgang von 3,5 Prozent in 2013, ging der Umsatz dieser Warengruppe - ohne ausnehmend starke Bestseller - nochmals um 6,7 Prozent zurĂŒck. Der Umsatzanteil schrumpfte auf 32,4 Prozent (2013: 34,1 Prozent).

Die Titelproduktion (Erstauflagen) der Verlage sank im vergangenen Jahr von 81.919 Titeln im Jahr 2013 auf 73.863 Titel. RĂŒcklĂ€ufig war die Entwicklung ĂŒber fast alle Sachgruppen hinweg. Sie betraf aber insbesondere die Belletristik (2014: 14.111; 2013: 15.610) und die Sachgruppe Informatik (2014: 1.151; 2013: 1.656).

Analog dazu ist auch die Anzahl der Übersetzungen in Erstauflage im Vergleich zum Vorjahr von 10.731 in 2013 auf 9.962 in 2014 gefallen. Die wichtigsten Sprachen bleiben Englisch, Französisch und Japanisch. Auf gleichem Niveau wie im vergangenen Jahr liegen 2014 die Zahlen beim Lizenzverkauf mit 6.443 Lizenzen (2013: 6.466). Wichtigste Sachgruppen bleiben hier das Kinder- und Jugendbuch mit 2.362 Lizenzen (36,7 Prozent) und die Belletristik mit 1.197 Lizenzen (18,6 Prozent). 983 und damit die meisten Lizenzen gingen 2014 in die chinesische Sprache, auf dem zweiten Platz lagen die englischsprachigen Titel weit dahinter mit 450 Lizenzen.

BuchkÀufer und das E-Book

Das E-Book hat sich auf dem Markt etabliert, aber es dominiert ihn nicht: Im letzten Jahr ist der Umsatzanteil der E-Books am Publikumsmarkt (ohne Schul- und FachbĂŒcher) leicht angestiegen um 7,6 Prozent und liegt nun bei 4,3 Prozent (2013: 3,9 Prozent). Im gleichen Zeitraum stieg der Absatz von E-Books um 15 Prozent. Die durchschnittliche KaufintensitĂ€t pro KĂ€ufer liegt auf dem Niveau von 2013 mit 6,4 E-Books pro Jahr. Erwarben 2014 3,9 Millionen Menschen 24,8 Millionen E-Books, so waren es 2013 3,4 Millionen Menschen, die 21,5 Millionen E-Books kauften. Etwa gleichbleibend ist die Verteilung nach Warengruppen am E-Book-Umsatz: Dominiert wird sie zu 84 Prozent von belletristischer Literatur, gefallen ist der Umsatzanteil von Kinder- und JugendbĂŒchern von 7 auf 5 Prozent in 2014.

Bei den Lesern, die E-Books kennen oder nutzen, ist die Euphorie derzeit leicht gedĂ€mpft: Der Anteil derer, die BĂŒcher nach eigenen Angaben zukĂŒnftig ausschließlich als gedrucktes Buch kaufen wollen, ist wieder gestiegen. Sprachen sich fĂŒr 2014 nur noch 38 Prozent der Befragten fĂŒr zukĂŒnftig ausschließlich gedruckte BĂŒcher aus (2013: 40 Prozent), so sind es aktuell fĂŒr 2015 wieder 45 Prozent. Analog dazu geht auch die prognostizierte Parallelnutzung zurĂŒck. Gleichbleibend ist mit 7 Prozent der Anteil der hauptsĂ€chlichen E-Book-Nutzer.

Weitere Informationen:

Die Hochrechnungen der E-Book-AbsĂ€tze und -UmsĂ€tze stammen aus dem GfK Consumer Panel Media*Scope Buch mit insgesamt 25.000 Personen, die monatlich zu ihren BucheinkĂ€ufen befragt werden. Sie sind reprĂ€sentativ fĂŒr die deutsche Wohnbevölkerung ab zehn Jahren, fĂŒr insgesamt 67,8 Mio. Menschen. Die Einstellungen zum Thema E-Books wurden im Rahmen des GfK Consumer Panel Media*Scope Buch exklusiv im Auftrag des Börsenvereins erfragt. Befragt wurden dabei jeweils 10.000 Personen ab elf Jahren.

Alle Zahlen und Daten des Buchmarkts werden zusammengefasst in der Publikation "Buch und Buchhandel in Zahlen 2015", das vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels herausgegeben wird. Es ist ab August im Buchhandel oder bei der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH erhÀltlich.

Quelle und Kontaktadresse:
Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. Pressestelle Braubachstr. 16, 60311 Frankfurt am Main Telefon: (069) 1306-0, Fax: (069) 1306-201

(sy)

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