Pressemitteilung | Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Arbeitsmarkt: Beschäftigungsschwelle bei gut einem Prozent

(Berlin) - Seit Beginn dieses Jahres geht in Deutschland die Beschäftigung zurück und die Arbeitslosigkeit steigt. Aufgrund der wohl bis Anfang nächsten Jahres andauernden konjunkturellen Schwäche wird sich nach Ansicht des DIW Berlin die ungünstige Arbeitsmarktentwicklung bis Mitte 2002 fortsetzen. In seinem aktuellen Wochenbericht 45/2001 zeigt das Institut, dass es derzeit nur einer geringen Ausweitung der gesamtwirtschaftlichen Produktion in Höhe von gut einem Prozent bedarf, um zumindest die Zahl der Teilzeitbeschäftigten zu erhöhen.

Soll auch die Beschäftigung im Sinne des Arbeitsvolumens (Beschäftigung gemessen in Arbeitsstunden) zunehmen, muss der Aufschwung schon kräftiger, nämlich doppelt so stark ausfallen. Der deutsche Arbeitsmarkt sei damit flexibler und weniger verkrustet, als vielfach behauptet wird. Er reagiert stark auf konjunkturelle Impulse – diese lassen allerdings vorerst auf sich warten.

Das DIW Berlin geht zwar davon aus, dass ab Mitte 2002 mit dem prognostizierten Aufschwung eine allmähliche Wende auf dem Arbeitsmarkt einsetzt, die wirtschaftlichen Anstöße dürften dabei aber im Wesentlichen von der Nachfrage aus dem Ausland kommen. In erster Linie käme ein solcher Aufschwung nur dem Arbeitsmarkt in Westdeutschland zugute, da die exportorientierten Sektoren hier einen großen Anteil haben. In Ostdeutschland bliebe die Lage unverändert schlecht, da Entlastungen aufgrund des abnehmenden Erwerbspersonenpotentials und der vergleichsweise günstigen Entwicklung der Industrie durch negative Impulse aus dem Baugewerbe und durch die Reduzierung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen kompensiert würden.

Es besteht somit die Gefahr, dass sich der Anstieg der strukturellen Arbeitslosigkeit in Deutschland fortsetzt. Schwaches Wachstum und ungelöste Anpassungsprobleme in Ostdeutschland lassen keine nachhaltige Umkehr der Arbeitsmarktsituation erwarten, die das DIW Berlin als „düster“ bezeichnet. Die Erwartung einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 0,7 % für dieses Jahr impliziert ein Wachstum von 0,5 % für das zweite Halbjahr 2001. Dieses Tempo ist nicht ausreichend, um die Abwärtsentwicklung bei der Beschäftigung aufzuhalten. Bis Mitte kommenden Jahres ist mit einem weiteren Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen zu rechnen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Königin-Luise-Str. 5 14195 Berlin Telefon: 030/897890 Telefax: 030/89789200

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