Pressemitteilung | Arbeitgeberverband Gesamtmetall e.V.

Ausbildung: Fachkräfte sichern / M+E-Industrie legt sich ins Zeug

(Köln) - Die Unternehmen der M+E-Industrie haben ihr Angebot an Ausbildungsplätzen in den letzten Jahren stetig erhöht. Auch in Zeiten anhaltender Konjunkturschwäche kommt die Branche ihren Ausbildungsverpflichtungen nach. Häufig bleiben Stellen jedoch unbesetzt, da es an geeigneten Bewerbern fehlt. Gert Stötzel ist alles andere als zufrieden. "Wir haben", so der Teamleiter Ausbildung bei der Rasselstein Raumsysteme GmbH in Neuwied am Rhein, "das Bewerbungsverfahren für unsere 58 neuen Ausbildungsplätze, das seit September 2002 läuft, immer noch nicht abschließen können." Dabei liegt das Problem nicht etwa an den fehlenden Bewerbern, sondern vielmehr an der Qualifikation vieler Schulabgänger. Stötzel und fast alle anderen Ausbildungsleiter in der Metall- und Elektro-Industrie (M+E) registrieren seit Jahren, dass das Leistungsniveau der Ausbildungsbewerber im Durchschnitt sinkt, während auf der anderen Seite die Anforderungen in der praktischen Berufsausbildung steigen.

Stötzel und fast alle anderen Ausbildungsleiter in der Metall- und Elektro-Industrie (M+E) registrieren seit Jahren, dass das Leistungsniveau der Ausbildungsbewerber im Durchschnitt sinkt, während auf der anderen Seite die Anforderungen in der praktischen Berufsausbildung steigen.

Viele Unternehmen müssen Lehrlinge daher in zentralen Fächern wie Mathematik oder Deutsch nachschulen. Doch was in größeren Firmen durchaus möglich ist, können kleine und mittlere Betriebe oft nicht leisten. Mit dem Effekt, dass im Zusammenhang mit anderen Faktoren in den letzten Jahren im Schnitt der Branche etwa fünf Prozent der Ausbildungsplätze nicht besetzt werden konnten.

Dabei hat die betriebliche Erstausbildung für viele M+E-Unternehmen einen hohen Stellenwert. Wichtigster Pluspunkt: Ausbildende Unternehmen gewinnen einsatzfähige, qualifizierte und motivierte Fachkräfte. Bereits während der Ausbildung werden schließlich Stärken und Schwächen der zukünftigen Facharbeiter sichtbar. Das erleichtert auch die Personalplanung. Das Risiko falscher Personalauswahl reduziert sich dadurch wesentlich. Zudem können neue Qualifikationsanforderungen durch selbstausgebildete Fachkräfte optimal erfüllt werden.

Von daher legen sich die M+E-Unter-nehmen bei der Ausbildung schon immer mächtig ins Zeug. Und auch in der aktuellen Diskussion um einen möglichen Lehrstellenmangel in Deutschland brauchen sich die M+E-Betriebe nach Ansicht des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall nicht zu verstecken. Auch wenn die Rekordzahl des Jahres 2001 bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in den M+E-Berufen im Jahr 2002 nicht gehalten werden konnte: Bei den M+E-Berufen sieht es besser aus als in anderen großen Ausbildungsbereichen.

"Die immer noch hohe Zahl der jährlich neu abgeschlossenen Verträge ist umso bemerkenswerter", so Sven-Uwe Räß,
Experte für Berufsbildung bei Gesamtmetall in Köln, "wenn man bedenkt, dass im gleichen Zeitraum die Gesamtzahl der Beschäftigten deutlich gesunken ist."

Im derzeit laufenden Ausbildungsjahr 2002/2003 wird die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze aufgrund der anhaltenden Konjunkturflaute leicht rückläufig sein. Trotzdem: Die Lage bei den M+E-Berufen ist nicht so schlecht. So wurden bis Januar 2003 bundesweit den Arbeitsämtern 45.028 offene M+E-Ausbildungsplätze gemeldet. Dem standen zum gleichen Zeitpunkt 46.577 Bewerber gegenüber.

Deren Interessen verteilen sich allerdings höchst unterschiedlich. Während es in den industriellen Elektroberufen regelmäßig mehr Bewerber als Stellen gibt, fehlen sie selbst in den Metall-Kernberufen wie Industrie-, Werkzeug- oder Konstruktionsmechaniker. "Hier", so Räß, "suchen viele Unternehmen nach wie vor händeringend geeigneten Nachwuchs."

Auch wenn die Attraktivität und Zukunftsorientierung dieser Metallberufe von den Jugendlichen oft nicht richtig eingeschätzt und erkannt wird, ist das größte Problem, dass Schulabgänger immer öfter die Mindestanforderungen für solche Ausbildungen nicht erfüllen. Um diesen weniger begabten Jugendlichen die Chance auf einen Berufsabschluss zu eröffnen gibt es in der in der Metall- und Elektro-Industrie bereits seit Jahrzehnten mehrere zweijährige Berufsausbildungen mit praktischem Schwerpunkt.

Allerdings sind die zweijährigen Berufe unter den Jugendlichen nicht besonders beliebt, weil sie als Ausbildung zweiter Klasse gelten. Unterstützt wird diese Einstellung nicht zuletzt durch die Gewerkschaft, die diese Ausbildungsberufe völlig abschaffen möchte. Kein Wunder also, dass nicht einmal fünf Prozent aller Ausbildungsverträge auf die kurze Lehre, wie etwa zum Teilezurichter, entfallen.

Dieser Beruf, mit seiner verkürzten Ausbildungszeit von zwei Jahren, ist nämlich bewusst für Menschen mit Schuldefiziten oder Lernschwierigkeiten eingerichtet worden. Was nicht heißen muss, dass es eine Ausbildung zweiter Klasse ist. "Die Erfahrung in den Betrieben zeigt", so Räß, "dass sich mancher Auszubildende als Spätzünder entpuppt und dann doch noch durchstartet und eine Ausbildung in einem dreieinhalbjährigen Beruf absolviert."

Unverständlich bleibt für Gesamtmetall, dass die Gewerkschaft die dringend notwendige Neuordnung der Berufsausbildung für den Teilezurichter, die seit 1940 unverändert gilt, grundlegend ablehnt. "Dabei ist es für viele die einzige Möglichkeit", so Räß, "überhaupt eine Ausbildung zu bekommen und die Weiterbildungsmöglichkeiten sind genauso gegeben wie bei den Ausbildungsberufen mit längerer Dauer."

Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der metallindustriellen Arbeitgeberverbände e.V. (Gesamtmetall) Volksgartenstr. 54 a, 50677 Köln Telefon: 0221/33990, Telefax: 0221/3399233

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