Pressemitteilung | Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V. (BWV-RLP)

Auswirkungen der extremen Witterung bestimmen die Ernte

(Mainz) - Am 20. Juli 2016 fand auf dem Eichhof der Familie Kunz in Alzey die diesjährige Erntepressekonferenz des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e. V. (BWV) statt. Beherrschendes Thema waren die Auswirkungen der wochenlangen feuchten Witterung mit langanhaltenden Niederschlägen und zahlreichen Unwettern auf die Landwirtschaft und den Weinbau in Rheinhessen und der Pfalz.

BWV-Präsident Eberhard Hartelt stellte fest, dass bereits Mitte des Jahres mehr Regen gefallen war, als im gesamten vergangenen Jahr. Besonders der Juni sei viel zu nass gewesen und hätte zu Schäden und Ernteausfällen geführt. Dabei unterschied Hartelt zwischen unmittelbaren Schäden durch Hagel, Starkregen und Überschwemmung sowie den indirekten Folgeschäden durch Staunässe, einer eingeschränkten Befahrbarkeit der Flächen und dem stark erhöhten Infektions- und Befallsdruck in Bezug auf Pilzkrankheiten. Hiervon seien nahezu alle Kulturen betroffen.

Auch die derzeit laufende Getreideernte stehe unter dem Einfluss der Witterung der vergangenen Wochen und werde durch Lagergetreide und nasse Böden erschwert. Erste Ergebnisse der Wintergerste seien laut Hartelt sowohl im Hinblick auf Quantität als auch Qualität breit gestreut, punktuell habe es erhebliche Ertragseinbußen gegeben. Nach derzeitigem Stand müsse von einer unterdurchschnittlichen Erntemenge ausgegangen werden. Trockenes, sonniges Wetter in den kommenden Wochen sei jetzt notwendig, damit die Ernte zügig eingebracht werden könne.

Die Bewirtschafter von Grünland hoffen ebenfalls auf eine trockene Phase. Der Grasschnitt und die Heuernte verzögerten sich durch Dauerregen deutlich und aufgeweichte Böden verhinderten die Futterbergung. Dies führte auch zu Ertragsausfällen bezogen auf die Futterqualität. Hartelt blickt deshalb mit Sorge auf den kommenden Winter, in dem es zu Futterknappheit in den Vieh haltenden Betrieben kommen könnte und die Landwirte in der Folge Futter zukaufen müssten. Der BWV hatte sich vor diesem Hintergrund erfolgreich für die Nutzung von brachliegenden Ackerflächen und Feldrändern durch Beweidung oder Schnittnutzung eingesetzt, um die Betriebe zu entlasten.

Der BWV-Präsident betonte, dass ohne einen kontinuierlichen Pflanzenschutz in vielen Kulturen die Ernte vollständig verloren gewesen wäre. Die Verhältnisse in diesem Jahr zeigten unmissverständlich die absolute Notwendigkeit des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln zur Ertrags- und damit zur Ernährungssicherung, so Hartelt. Auch der ökologische Landbau sei an seine Grenzen gestoßen. Insgesamt hätten alle Landwirte und Winzer stark erhöhte Kosten im Pflanzenschutz, die sie aber nicht durch entsprechende Erzeugerpreise ausgleichen könnten.

Besonders schwer getroffen habe es den vorderpfälzer Gemüsebau. Durch ein Unwetter Ende Mai und seine Folgen wurde die Ernte auf ca. 3.500 ha teilweise vollständig vernichtet. Alleine in diesem Bereich sei ein Schaden in zweistelliger Millionenhöhe entstanden. Aber nicht nur dort, sondern im gesamten Land seien Landwirte durch die extremen Wetterverhältnisse auch in finanzielle Bedrängnis geraten. Die Landesregierung müsse deshalb sehr zeitnah reagieren und die entstandenen Schäden ausgleichen, sonst sei es für manche Betriebe zu spät. Die niedrigen Preise auf den Agrarmärkten verschärften die Situation zusätzlich. Er appellierte an die Verantwortlichen, kurzfristige, praktikable Maßnahmen auf den Weg zu bringen, wie es bereits in anderen Bundesländern geschehen ist.

Der Obstbau habe in diesem Jahr wieder mit der Kirschessigfliege zu kämpfen, nachdem der Schädling im vergangenen Jahr aufgrund der Hitze keine Rolle gespielt hatte. Derzeit bestehe laut BWV-Präsident Hartelt ein Mangel an wirksamen Pflanzenschutzmitteln, die Ernteausfälle in den Kirschen seien erheblich. Hier müsse dringend gehandelt werden, da die Kirschessigfliege auch zukünftig auftreten werde. Die Anbauer von Erdbeeren hingegen mussten teilweise die Hälfte ihrer Früchte aussortieren, weil diese von Pilzkrankheiten befallen waren. Die Landwirte betrieben einen immensen Aufwand, damit in allen Bereichen nur einwandfreie, qualitativ hochwertige Ware in den Handel gelange, was zu zusätzlichen Kosten bei geringeren Erträgen führe. Auch die Spargelsaison verlief nicht zufriedenstellend. Durch das kühle Frühjahr mit einem Kälteeinbruch Ende April habe es insgesamt eine deutlich geringere Erntemenge gegeben als im Vorjahr. Der Preis hätte die niedrigen Erträge nicht ausgleichen können.

Im Weinbau gehe derzeit vom falschen Mehltau große Gefahr aus. Der Befall sei teilweise massiv, falle aber lokal sehr unterschiedlich aus. Mit größeren Ertragseinbußen müsse besonders im Ökoweinbau gerechnet werden, da die Wirksamkeit der eingesetzten Pflanzenschutzmittel bei ständigem Regen nicht gegeben war. Welche Auswirkungen der falsche Mehltau auf die Erträge im gesamten Weinbau habe, könne noch nicht beziffert werden. Zuversichtlich zeigte sich Hartelt aber im Hinblick auf die zu erwartende Qualität der Trauben.

Positiv sei auch der aktuelle Entwicklungsstand der Zuckerrübenbestände, die in weiten Teilen des Verbandsgebietes die Regenmengen gut verkraftet hätten. Hier gehe er derzeit von einer zufriedenstellenden Ernte aus.

Auf ein außergewöhnlich trockenes und heißes Jahr 2015 folgte ein extrem nasses, eher kühles Jahr 2016. Diese Abfolge zeige, dass sich die Landwirte und Winzer im Land zukünftig auf größere Wetterkapriolen einstellen und entsprechend reagieren müssten. Bis zu einem gewissen Grad könnten das die Betriebe selbst leisten, aber auch die Politik sei gefordert. Wichtige Anliegen seien die Erweiterung und kontinuierliche Pflege der Entwässerungsgräben, der Ausbau der Beregnung, aber auch die Förderung von Kulturschutzeinrichtungen. Hier erwarte er die Unterstützung des Landes, um gemeinsam die regionale Produktion hochwertiger Lebensmittel langfristig zu erhalten. Dies sei im Interesse aller Menschen in Rheinland-Pfalz, so Hartelt abschließend.

Quelle und Kontaktadresse:
Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V. Pressestelle Weberstr. 9, 55130 Mainz Telefon: (06131) 62050, Fax: (06131) 620550

(sy)

NEWS TEILEN: