Bundespräsident Gauck auf den Familienunternehmer-Tagen 2015 / Joachim Gauck: "Wir sind die Wirtschaft. Wir sind die Politik. Wir sind die Bürger. Wir sind zuständig."

(Berlin) - Zum Auftakt der diesjährigen Familienunternehmer-Tage sprach Bundespräsident Joachim Gauck vor fast 400 Unternehmern und warnte, dass nicht nur in der Politik die größten Fehler meistens dann gemacht werden, wenn gerade alles gut läuft. Die Rede des Bundespräsidenten war eine der wenigen in seinem Terminkalender, die er in diesem Jahr vor Wirtschaftsvertretern hält.

Lutz Goebel, Gastgeber und Präsident des Verbands DIE FAMILIENUNTERNEHMER, verwies im Anschluss an Gaucks Rede auf die wirtschaftlichen Herausforderungen für die Familienunternehmen. Im Fokus standen dabei die Energiewende sowie das allgemeine gesellschaftliche Klima. "Noch ist die Energiewende so ausgestaltet, dass sie unsere energie-intensiven Wirtschaftszweige aus dem Land treibt. Die rasant steigenden Energiepreise sind der Rost, der die einzelnen Glieder der Wertschöpfungsketten zerfrisst. Und es dauert nicht mehr lange bis diese Kette reißt", warnte Goebel.

Darüber hinaus gab Goebel einen Einblick in die Stimmung vieler Familienunternehmer: "Die Gesetze, die seit der letzten Bundestagswahl erlassen wurden, geben uns das Gefühl, Unternehmer seien der Bundesregierung erst einmal verdächtig. Das grundlegende Misstrauen zeigt sich in der Mindestlohn-Überwachungsbürokratie und der Kaskadenhaftung für Subunternehmer. Der Tiefpunkt ist aber das von Bundesjustizminister Maas geplante Unternehmensstrafrecht. Das besagt, dass der Unternehmer haftet, wenn seine Mitarbeiter gegen Gesetze verstoßen. Dieses staatliche Misstrauen der großen Koalition, diese Durchtrennung von Risiko und Haftung vergiftet das Klima im Land. Viele Unternehmer fühlen sich kriminalisiert." Die Familienunternehmer wünschten sich, dass es in Deutschland wieder ein gesellschaftliches Klima gibt, das auch privates Unternehmertum blühen und nicht nur staatliche Lösungen gedeihen lässt.

Neben dem Auftritt des Bundespräsidenten stand der erste Tag der Familienunternehmer-Tage im Zeichen der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. Dazu diskutierten die Generalsekretäre der wichtigsten Parteien am Nachmittag, wer welche Weichen für die Wirtschaft stellt. Darüber hinaus stellte der frühere Vorsitzende der Monopolkommission Prof. Dr. Justus Haucap in seinem Vortrag die Frage zur Wettbewerbsfähigkeit unserer Gesellschaft: "Energie, Rente, Mindestlohn: Verspielen wir Deutschlands Zukunft?".

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(sy)