Pressemitteilung | Stiftung Deutsche Krebshilfe

Darmkrebs: Zellgifte im Schlepptau eines Vitamins / Forscher entwickeln zielgerichtete Chemotherapie

(Freiburg) - Ein Ziel der modernen Krebsforschung ist es, die Wirksamkeit und Verträglichkeit bereits bekannter Medikamente und Therapieverfahren weiter zu verbessern. An der Klinik für Tumorbiologie Freiburg entwickeln Wissenschaftler derzeit eine Strategie, um Chemotherapeutika gezielter in Darmkrebszellen einzuschleusen. Die Krebs-Medikamente werden dazu an Folsäure-Moleküle gebunden, da Krebszellen dieses Vitamin vermehrt aufnehmen. Auf diese Weise soll die Wirkstoffkonzentration in den bösartigen Zellen stark erhöht werden, wobei gesunde Zellen verschont bleiben. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Forschungsprojekt mit rund 150.000 Euro.

Mit ihrem Therapiekonzept wollen die Freiburger Wissenschaftler die Medikamente Camptothecin und Oxaliplatin zielgerichtet in Darmkrebszellen einbringen. „Beide Zytostatika haben in den letzten Jahren die Therapie bei bösartigen Tumoren des Darms verbessert“, erklärt Dr. Felix Kratz, Projektleiter an der Klinik für Tumorbiologie in Freiburg. „Das Problem ist jedoch, dass diese Medikamente nicht gezielt genug wirken, sondern auch gesunde Zelle zerstören und dadurch erhebliche Nebenwirkungen verursachen.“

Bei dem neuen Ansatz nutzen die Wissenschaftler die Tatsache aus, dass Tumorzellen das Vitamin Folsäure für ihr Wachstum benötigen und es daher bevorzugt aufnehmen. Indem die Forscher die Zytostatika an Folsäure-Moleküle binden, wollen sie die Krebszellen „austricksen“ und die Medikamente quasi im Schlepptau in den Tumor einschleusen. Das Vitamin – und mit ihm die Wirkstoffe – gelangen über den so genannten Folsäure-Rezeptor in die Tumorzelle. Diese Bindungsstelle befindet sich auf der Oberfläche der Krebszellen. „Wir konnten nachweisen, dass Darmkrebszellen sehr viele dieser Rezeptoren besitzen, die bei gesunden Zellen hingegen deutlich seltener sind“, erläutert Kratz. Außerdem sind die Zytostatika derart mit dem Vitamin verbunden, dass sie sich erst im Krebsgewebe davon lösen und wirksam werden – und nicht bereits in der Blutbahn.

Solch aufgebaute Substanzen werden als „Prodrugs“ bezeichnet, da sie den ursprünglichen Wirkstoff (drug) tragen und diesen im Körper gezielt freisetzen. „Die Wirksamkeit des Folsäure-Zytostatika-Prodrug untersuchen wir derzeit noch bei Darmkrebs-Modellen im Labor“, erläutert Kratz.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Krebshilfe e.V. Pressestelle , Telefon: () , Telefax: ()

(el)

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