Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Deutschland für Demographie-Probleme nur mäßig gerüstet / Beim CSIS-Alterslast-Verwundbarkeits-Index auf Platz sieben

(Köln) - Die Industrieländer sind mehr oder weniger erfolgreich in dem Bestreben, die demographischen Herausforderungen zu meistern. Dies zeigt der für das Jahr 2003 erstmals vom Center for Strategic and International Studies, Washington, veröffentlichte CSIS-Alterslast-Verwundbarkeits-Index. Deutschland schneidet dabei nur mittelmäßig ab.

Die Demographie-Uhr tickt: Heute kommen in den Hocheinkommensländern rund 30 Empfänger von Rentenleistungen auf 100 Beschäftigte – bis zum Jahr 2040 wird sich die Zahl der von Rentenzahlungen Abhängigen im Schnitt auf 70 erhöhen. In den am schnellsten alternden Gesellschaften – Italien, Japan und Spanien – wird das Verhältnis dann sogar eins zu eins betragen. Dies wird vor allem Rentensysteme, die auf dem Umlageverfahren basieren, arg strapazieren. Die Beitragszahler, in der Regel Arbeitnehmer und Unternehmen, müssen zusätzliche Lasten schultern, und auch die staatlichen Haushalte werden stärker in Anspruch genommen.

Mit Hilfe eines neuen Instruments ist messbar, wie sehr die Alterungsproblematik die Volkswirtschaften belastet. Der „CSIS Aging Vulnerability Index“ berücksichtigt dazu eine Reihe von Indikatoren. Gemessen werden das öffentliche Ausgabenwachstum aufgrund der Alterung der Gesellschaft, der fiskalische Spielraum eines Landes, die Abhängigkeit der älteren Bevölkerung von staatlichen Sozialleistungen und die Wohlstandsposition der Senioren, womit die Einkommensverteilung zwischen Älteren und Jüngeren gemeint ist. Manche der zwölf betrachteten Länder sind für die Zukunft bestens gerüstet, andere müssen dringend was tun:

Die laut CSIS-Index am geringsten von der Alterungsproblematik betroffenen Länder sind Australien, Großbritannien und die USA. Sie haben am ehesten das Zeug, die Krise ohne größere haushalts- und wirtschaftspolitische Einbrüche zu bestehen. Dies liegt an der günstigeren Altersstruktur sowie den moderaten staatlichen Sozialleistungen. Auch ist der Arbeitsmarkt in diesen Ländern nicht so stark reguliert.

Die drei Länder mit der höchsten Verwundbarkeit durch die Alterung der Gesellschaft – Frankreich, Spanien und Italien – sind dagegen besonders schlecht auf die künftigen Probleme vorbereitet.

Deutschland belegt einen für die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt wenig schmeichelhaften siebten Platz. Zwar loben die CSIS-Experten ausdrücklich die Einführung von Kapitaldeckungselementen bei der Rente durch die Riester-Reform. Die Ökonomen nehmen der Regierung aber nicht ab, dass sie genügend nötige Reformen politisch umsetzen kann.

Als gravierendes Manko hierzulande bewerten sie etwa die niedrige Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitnehmer. Trotz einer bei den 15- bis 64-Jährigen insgesamt über dem Durchschnitt der Europäischen Union liegenden Beschäftigung hinkt die Bundesrepublik bei den reiferen Jahrgängen deutlich den Erfolgsländern hinterher:

Bei ähnlicher Erwerbsquote wie in Großbritannien könnten beispielsweise 1,4 Millionen mehr ältere Beschäftigte im Job stehen. Eine Erhöhung der Beschäftigung der „Üfüs“, der über 55-Jährigen, setzen die CSIS-Analysten deshalb ganz klar mit auf die deutsche Reform-Agenda.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88, 50968 Köln Telefon: 0221/49811, Telefax: 0221/4981592

NEWS TEILEN: